Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.Das 9. H. Von der Wohllust delt/ also entschieden/ daß die obige von dem zuverstehen sey/ was ein Wollüstiger auf sich selbst wendet/ die itzige aber was er auff andere und seine Freunde wendet. So ist demnach die lie- derliche Verschwendung ein Laster/ das den Menschen antreibet/ andern Wollüstigen Leuten oder die ihn zu Beförderung seiner Wollust dienen/ mit seinen Vermögen wil- lig und gerne an die Hand zu gehen/ auch ihnen solches überflüßig anzubieten/ daß sie sich dessen zu ihren Verderb und Schaden in Beförderung ihrer Wollust bedienen. Ein Wollüstiger hänget sein Vermögen an Freß- und Sauff-Brüder/ Kupler/ Huren/ Wein- schencken/ Spielleute/ Comödianten u. s. w. auch wenn er selbst von der Ausgabe des Geldes keine Lust zu gewarten hat. Ein Wollüstiger ist leichtgläubig/ und bildet sich ein/ daß alle Menschen/ die ihn schmeicheln/ und in seiner Wollust dienen/ es gut mit ihm meinen/ und weil er sie als vor seines gleichen haltende und sei- nen eingebildeten Nutzen befördernde liebet/ und die Verwahrung des Geldes ihm gar zu mühsam vorkommt/ er auch warhafftig alle Creaturen unter den Menschen/ folglich auch das Geld we- niger liebet als Menschen/ so kan es nicht fehlen er muß selbiges auff obbesagte Weise ver- schwenden. 48. Ein Wollüstiger ist zur Knechtischen sion
Das 9. H. Von der Wohlluſt delt/ alſo entſchieden/ daß die obige von dem zuverſtehen ſey/ was ein Wolluͤſtiger auf ſich ſelbſt wendet/ die itzige aber was er auff andere und ſeine Freunde wendet. So iſt demnach die lie- derliche Verſchwendung ein Laſter/ das den Menſchen antreibet/ andern Wolluͤſtigen Leuten oder die ihn zu Befoͤrderung ſeiner Wolluſt dienen/ mit ſeinen Vermoͤgen wil- lig und gerne an die Hand zu gehen/ auch ihnen ſolches uͤberfluͤßig anzubieten/ daß ſie ſich deſſen zu ihren Verderb und Schaden in Befoͤrderung ihrer Wolluſt bedienen. Ein Wolluͤſtiger haͤnget ſein Vermoͤgen an Freß- und Sauff-Bruͤder/ Kupler/ Huren/ Wein- ſchencken/ Spielleute/ Comoͤdianten u. ſ. w. auch wenn er ſelbſt von der Ausgabe des Geldes keine Luſt zu gewarten hat. Ein Wolluͤſtiger iſt leichtglaͤubig/ und bildet ſich ein/ daß alle Menſchen/ die ihn ſchmeicheln/ und in ſeiner Wolluſt dienen/ es gut mit ihm meinen/ und weil er ſie als vor ſeines gleichen haltende und ſei- nen eingebildeten Nutzen befoͤrdernde liebet/ und die Verwahrung des Geldes ihm gar zu muͤhſam vorkommt/ er auch warhafftig alle Creaturen unter den Menſchen/ folglich auch das Geld we- niger liebet als Menſchen/ ſo kan es nicht fehlen er muß ſelbiges auff obbeſagte Weiſe ver- ſchwenden. 48. Ein Wolluͤſtiger iſt zur Knechtiſchen ſion
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Das 9. H. Von der Wohlluſt
delt/ alſo entſchieden/ daß die obige von dem zu
verſtehen ſey/ was ein Wolluͤſtiger auf ſich ſelbſt
wendet/ die itzige aber was er auff andere und
ſeine Freunde wendet. So iſt demnach die lie-
derliche Verſchwendung ein Laſter/ das den
Menſchen antreibet/ andern Wolluͤſtigen
Leuten oder die ihn zu Befoͤrderung ſeiner
Wolluſt dienen/ mit ſeinen Vermoͤgen wil-
lig und gerne an die Hand zu gehen/ auch
ihnen ſolches uͤberfluͤßig anzubieten/ daß ſie
ſich deſſen zu ihren Verderb und Schaden in
Befoͤrderung ihrer Wolluſt bedienen.
Ein Wolluͤſtiger haͤnget ſein Vermoͤgen an Freß-
und Sauff-Bruͤder/ Kupler/ Huren/ Wein-
ſchencken/ Spielleute/ Comoͤdianten u. ſ. w.
auch wenn er ſelbſt von der Ausgabe des Geldes
keine Luſt zu gewarten hat. Ein Wolluͤſtiger
iſt leichtglaͤubig/ und bildet ſich ein/ daß alle
Menſchen/ die ihn ſchmeicheln/ und in ſeiner
Wolluſt dienen/ es gut mit ihm meinen/ und
weil er ſie als vor ſeines gleichen haltende und ſei-
nen eingebildeten Nutzen befoͤrdernde liebet/ und
die Verwahrung des Geldes ihm gar zu muͤhſam
vorkommt/ er auch warhafftig alle Creaturen
unter den Menſchen/ folglich auch das Geld we-
niger liebet als Menſchen/ ſo kan es nicht fehlen
er muß ſelbiges auff obbeſagte Weiſe ver-
ſchwenden.
48. Ein Wolluͤſtiger iſt zur Knechtiſchen
ſubmiſſion geneigt. Die Knechtiſche ſubmis-
ſion
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