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Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

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und denen daraus fliessenden Untug.
sterhaffter Mensch denckt/ ein anderer werde
seyn gleich wie er/ so platzt er auch mit seiner un-
bedachtsamen Klätscherey aus/ wann er in ande-
re Gesellschafft kommt. Wenn er nun schon sei-
nes Jrrthums gewahr wird/ so kan er doch we-
gen der Gewohnheit/ die zur andern Natur
worden/ sich nicht ändern. Uber dieses/ weil er
für sich mit allen Leuten wollüstige Freundschafft
zu machen bereit ist/ und jemand an seinen Leibe
oder Gütern Schaden zu thun/ abhorriret/ so
denckt er auch/ andere seyn eben so gesinnet/ und
bedenckt also den Schaden nicht/ der ihm aus
seiner Plauderey entstehen könne. Und gesetzt/
daß er solchen erfähret/ rechnet er doch den Feh-
ler nicht sich/ sondern andrer Leute Boßheit zu/
und verwundert sich drüber/ wie sie so lasterhafft
seyn und auff alle Worte so Achtung geben/
und daraus als Spinnen Gifft saugen möch-
ten. Wer nun selber seine eigene Schande
nicht zu verbergen weiß/ und sein eigen Unglück
durch Unbedachtsamkeit befördert/ wie wolte der
geschickt seyn/ seines Freundes Schande zu ver-
bergen/ und sein Unglück durch nöthige Ver-
schwiegenheit zu verhüten?

47. Ein Wollüstiger ist ein liederlicher
verschwendischer Mensch.
Liederliche Ver-
schwendung die der Gutthätigen Freygebig-
keit
vernünfftiger Liebe entgegen gesetzet wird/
ist von der der Sparsamkeit entgegen gesetzten
Verschwendung/ davon wir oben n. 33. gehan-

del/
O 3

und denen daraus flieſſenden Untug.
ſterhaffter Menſch denckt/ ein anderer werde
ſeyn gleich wie er/ ſo platzt er auch mit ſeiner un-
bedachtſamen Klaͤtſcherey aus/ wann er in ande-
re Geſellſchafft kom̃t. Wenn er nun ſchon ſei-
nes Jrrthums gewahr wird/ ſo kan er doch we-
gen der Gewohnheit/ die zur andern Natur
worden/ ſich nicht aͤndern. Uber dieſes/ weil er
fuͤr ſich mit allen Leuten wolluͤſtige Freundſchafft
zu machen bereit iſt/ und jemand an ſeinen Leibe
oder Guͤtern Schaden zu thun/ abhorriret/ ſo
denckt er auch/ andere ſeyn eben ſo geſinnet/ und
bedenckt alſo den Schaden nicht/ der ihm aus
ſeiner Plauderey entſtehen koͤnne. Und geſetzt/
daß er ſolchen erfaͤhret/ rechnet er doch den Feh-
ler nicht ſich/ ſondern andrer Leute Boßheit zu/
und verwundert ſich druͤber/ wie ſie ſo laſterhafft
ſeyn und auff alle Worte ſo Achtung geben/
und daraus als Spinnen Gifft ſaugen moͤch-
ten. Wer nun ſelber ſeine eigene Schande
nicht zu verbergen weiß/ und ſein eigen Ungluͤck
durch Unbedachtſamkeit befoͤrdert/ wie wolte der
geſchickt ſeyn/ ſeines Freundes Schande zu ver-
bergen/ und ſein Ungluͤck durch noͤthige Ver-
ſchwiegenheit zu verhuͤten?

47. Ein Wolluͤſtiger iſt ein liederlicher
verſchwendiſcher Menſch.
Liederliche Ver-
ſchwendung die der Gutthaͤtigen Freygebig-
keit
vernuͤnfftiger Liebe entgegen geſetzet wird/
iſt von der der Sparſamkeit entgegen geſetzten
Verſchwendung/ davon wir oben n. 33. gehan-

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O 3
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[213/0225] und denen daraus flieſſenden Untug. ſterhaffter Menſch denckt/ ein anderer werde ſeyn gleich wie er/ ſo platzt er auch mit ſeiner un- bedachtſamen Klaͤtſcherey aus/ wann er in ande- re Geſellſchafft kom̃t. Wenn er nun ſchon ſei- nes Jrrthums gewahr wird/ ſo kan er doch we- gen der Gewohnheit/ die zur andern Natur worden/ ſich nicht aͤndern. Uber dieſes/ weil er fuͤr ſich mit allen Leuten wolluͤſtige Freundſchafft zu machen bereit iſt/ und jemand an ſeinen Leibe oder Guͤtern Schaden zu thun/ abhorriret/ ſo denckt er auch/ andere ſeyn eben ſo geſinnet/ und bedenckt alſo den Schaden nicht/ der ihm aus ſeiner Plauderey entſtehen koͤnne. Und geſetzt/ daß er ſolchen erfaͤhret/ rechnet er doch den Feh- ler nicht ſich/ ſondern andrer Leute Boßheit zu/ und verwundert ſich druͤber/ wie ſie ſo laſterhafft ſeyn und auff alle Worte ſo Achtung geben/ und daraus als Spinnen Gifft ſaugen moͤch- ten. Wer nun ſelber ſeine eigene Schande nicht zu verbergen weiß/ und ſein eigen Ungluͤck durch Unbedachtſamkeit befoͤrdert/ wie wolte der geſchickt ſeyn/ ſeines Freundes Schande zu ver- bergen/ und ſein Ungluͤck durch noͤthige Ver- ſchwiegenheit zu verhuͤten? 47. Ein Wolluͤſtiger iſt ein liederlicher verſchwendiſcher Menſch. Liederliche Ver- ſchwendung die der Gutthaͤtigen Freygebig- keit vernuͤnfftiger Liebe entgegen geſetzet wird/ iſt von der der Sparſamkeit entgegen geſetzten Verſchwendung/ davon wir oben n. 33. gehan- del/ O 3

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/225>, abgerufen am 21.11.2024.