Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.Das 10. H. von dem Ehrgeitz würde es einem Ehrgeitzigen unerträglich seyn/wenn er etliche Tage in Gesellschafft recht liederlicher wollüstiger Leute zubringen soll. 8. Ein Ehrgeitziger suchet aber verge- 9. Ja
Das 10. H. von dem Ehrgeitz wuͤrde es einem Ehrgeitzigen unertraͤglich ſeyn/wenn er etliche Tage in Geſellſchafft recht liederlicher wolluͤſtiger Leute zubringen ſoll. 8. Ein Ehrgeitziger ſuchet aber verge- 9. Ja
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0236" n="224"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das 10. H. von dem Ehrgeitz</hi></fw><lb/> wuͤrde es einem <hi rendition="#fr">Ehrgeitzigen</hi> unertraͤglich ſeyn/<lb/> wenn er etliche Tage in Geſellſchafft recht<lb/> liederlicher <hi rendition="#fr">wolluͤſtiger</hi> Leute zubringen ſoll.</p><lb/> <p>8. <hi rendition="#fr">Ein Ehrgeitziger ſuchet aber verge-<lb/> bens die Ruhe in ſolcher Veraͤnderung und<lb/> Vereinigung.</hi> Die Leute mit denen er am lieb-<lb/> ſten umgehet/ ſind gemeiniglich <hi rendition="#fr">eben ſo Ehrgei-<lb/> tzig</hi> als er/ und alſo bemuͤhen ſich dieſe auf gleiche<lb/> Weiſe uͤber ſein Hertz zu herrſchen als er uͤber das<lb/> Jhrige/ woraus dann nichts anders <hi rendition="#fr">als Unruhe</hi><lb/> auf beyden theilen erfolgen kan. Es zeuget ſol-<lb/> ches die taͤgliche Erfahrung. Man betrachte<lb/> nur/ was <hi rendition="#fr">zwey Ehrgeitzige Gemuͤther von<lb/> unterſchiedenen Geſchlechte/</hi> wenn ſie ſich in<lb/> einander <hi rendition="#fr">verlieben/</hi> durch <hi rendition="#aq">jalouſie,</hi> Kaltſinnig-<lb/> keit und andere Fuͤndgen/ dadurch immer einer<lb/> Meiſter von des andern Hertzen zu werden trach-<lb/> tet/ einander taͤglich fuͤr Marter anthun; ja man<lb/> erwege nur/ was z. e. <hi rendition="#fr">bey Hofe</hi> ein Ehrgeitziges<lb/> Gemuͤthe fuͤr Verdruß/ nicht nur von ſeinen Be-<lb/> foͤrderern/ denen er es ſelten recht machen kan/<lb/> ſondern die immer etwas an ſeinen Thun zu mei-<lb/> ſtern finden/ ſondern auch von ſeinen <hi rendition="#aq">Clien</hi>ten<lb/> (dann bey Hofe hat auch der Kuͤchen-Bube ſei-<lb/> ne <hi rendition="#aq">Clien</hi>ten/) die/ wenn ſie geſchickter ſeyn als<lb/> andere/ oͤffters allzuwohl wiſſen/ daß ihr Befoͤr-<lb/> derer ihrer nicht wohl entbehren koͤnne/ und alſo<lb/> vielfaͤltig ihren Kopff wider ſeinen Willen auff-<lb/> ſetze/ einfreſſen muß.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">9. <hi rendition="#fr">Ja</hi></fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [224/0236]
Das 10. H. von dem Ehrgeitz
wuͤrde es einem Ehrgeitzigen unertraͤglich ſeyn/
wenn er etliche Tage in Geſellſchafft recht
liederlicher wolluͤſtiger Leute zubringen ſoll.
8. Ein Ehrgeitziger ſuchet aber verge-
bens die Ruhe in ſolcher Veraͤnderung und
Vereinigung. Die Leute mit denen er am lieb-
ſten umgehet/ ſind gemeiniglich eben ſo Ehrgei-
tzig als er/ und alſo bemuͤhen ſich dieſe auf gleiche
Weiſe uͤber ſein Hertz zu herrſchen als er uͤber das
Jhrige/ woraus dann nichts anders als Unruhe
auf beyden theilen erfolgen kan. Es zeuget ſol-
ches die taͤgliche Erfahrung. Man betrachte
nur/ was zwey Ehrgeitzige Gemuͤther von
unterſchiedenen Geſchlechte/ wenn ſie ſich in
einander verlieben/ durch jalouſie, Kaltſinnig-
keit und andere Fuͤndgen/ dadurch immer einer
Meiſter von des andern Hertzen zu werden trach-
tet/ einander taͤglich fuͤr Marter anthun; ja man
erwege nur/ was z. e. bey Hofe ein Ehrgeitziges
Gemuͤthe fuͤr Verdruß/ nicht nur von ſeinen Be-
foͤrderern/ denen er es ſelten recht machen kan/
ſondern die immer etwas an ſeinen Thun zu mei-
ſtern finden/ ſondern auch von ſeinen Clienten
(dann bey Hofe hat auch der Kuͤchen-Bube ſei-
ne Clienten/) die/ wenn ſie geſchickter ſeyn als
andere/ oͤffters allzuwohl wiſſen/ daß ihr Befoͤr-
derer ihrer nicht wohl entbehren koͤnne/ und alſo
vielfaͤltig ihren Kopff wider ſeinen Willen auff-
ſetze/ einfreſſen muß.
9. Ja
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |