Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.nach denen untersch. Mein. der Gelehr. müths-Neigungen/ oder wie sie die Lateinernennen/ affecten/ überhaupt und insonderheit ausführlich handeln/ zumahlen da diese Lehre in der Gelahrheit ihren vielfältigen und unbe- schreiblichen Nutzen hat/ und doch von denen Gelehrten gemeiniglich entweder gantz kaltsin- nig/ oder nicht am rechten Orte/ oder aber mit der grösten Verwirrung und Uneinigkeit geleh- ret wird. 2. Ohne die Lehre von denen Gemüths-Nei- 3. Und dennoch ist höchlich zubetauren/ daß denen C 4
nach denen unterſch. Mein. der Gelehr. muͤths-Neigungen/ oder wie ſie die Lateinernennen/ affecten/ uͤberhaupt und inſonderheit ausfuͤhrlich handeln/ zumahlen da dieſe Lehre in der Gelahrheit ihren vielfaͤltigen und unbe- ſchreiblichen Nutzen hat/ und doch von denen Gelehrten gemeiniglich entweder gantz kaltſin- nig/ oder nicht am rechten Orte/ oder aber mit der groͤſten Verwirrung und Uneinigkeit geleh- ret wird. 2. Ohne die Lehre von denen Gemuͤths-Nei- 3. Und dennoch iſt hoͤchlich zubetauren/ daß denen C 4
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nach denen unterſch. Mein. der Gelehr.
muͤths-Neigungen/ oder wie ſie die Lateiner
nennen/ affecten/ uͤberhaupt und inſonderheit
ausfuͤhrlich handeln/ zumahlen da dieſe Lehre in
der Gelahrheit ihren vielfaͤltigen und unbe-
ſchreiblichen Nutzen hat/ und doch von denen
Gelehrten gemeiniglich entweder gantz kaltſin-
nig/ oder nicht am rechten Orte/ oder aber mit
der groͤſten Verwirrung und Uneinigkeit geleh-
ret wird.
2. Ohne die Lehre von denen Gemuͤths-Nei-
gungen kan man keinen autorem recht verſte-
hen/ andere rechtſchaffen unterweiſen/ oder ſie
zu etwas bereden/ weder ſich ſelbſt noch andere
erkennen/ nichts rechtſchaffenes und fruchtba-
res in Heilung derer Kranckheiten ausrich-
ten/ ja in geiſtlichen Dingen weder in Beſtraf-
fung noch Troſt geſchickt und weißlich verfah-
ren; andern Nutzen anitzo zugeſchweigen.
3. Und dennoch iſt hoͤchlich zubetauren/ daß
faſt niemand ſich bemuͤhet/ in Auslegung eines
autoris auf ſeinen affect zu ſehen/ in Unterwei-
ſung der Jugend nach ihꝛen Gemuͤths-Neigun-
gen ſich zu richten/ ſeinen eigenen Hauptaffect
zu ſuchẽ/ oder um den Hauptaffect eines Men-
ſchen/ den wir doch gerne kennen wolten/ be-
kuͤmmert zu ſeyn; bey Heylung eines Patien-
ten umb Artzneyen fuͤr ſeine affecten ſich um-
zuthun/ oder in geiſtlichen Dingen die Be-
ſtraffung oder den Troſt nach denen unterſchie-
denen
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