Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.Das 15. H. von der Unzulängligkeit lichen Schrifften zu lehren/ daß diese unsere Leh-re/ damit man doch einen erbaren Heyden con- vinciren könte/ gottloß und Anti-Christisch sey. 22. Wann nun also der Mensch/ der sein sie
Das 15. H. von der Unzulaͤngligkeit lichen Schrifften zu lehren/ daß dieſe unſere Leh-re/ damit man doch einen erbaren Heyden con- vinciren koͤnte/ gottloß und Anti-Chriſtiſch ſey. 22. Wann nun alſo der Menſch/ der ſein ſie
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Das 15. H. von der Unzulaͤngligkeit
lichen Schrifften zu lehren/ daß dieſe unſere Leh-
re/ damit man doch einen erbaren Heyden con-
vinciren koͤnte/ gottloß und Anti-Chriſtiſch ſey.
22. Wann nun alſo der Menſch/ der ſein
Elend/ darinnen er ſteckt/ gewahr worden/ und
auch erkennet/ daß er unvermoͤgend ſey/ die Mit-
tel des vorigen Hauptſtuͤcks zu practiciren/ fleiſ-
ſig auf ſich Achtung giebet/ und ſich huͤtet/ nicht
ſo in Tag/ wie vorhin geſchehen/ hinein zu ren-
nen/ auch manchmahl/ wenn er verſucht/ ob er
es nicht weiter bringen koͤnne/ ſeines Elendes und
Unvermoͤgens immer mehr und mehr wuͤrcklich
convinciret wird; So kan man leicht gedencken/
daß er daran wenig Freude haben werde/ ſon-
dern nothwendig betruͤbt werden muͤſſe/ und
daß die Philoſophie oder die Sitten-Lehre
ihn nicht troͤſten koͤnne. Aber dieſes iſt de-
ſto beſſer/ zu erweiſen/ daß man die Lehr-Saͤtze
des vorigen Hauptſtuͤcks nicht veraͤchtlich halten
muͤſſe/ eben weil ſie uns zwar zeigen/ wie die
Menſchlichen Affecten gedaͤmpfft werden ſolten/
aber zugleich auch dahin fuͤhren/ daß ſie durch
unſer natuͤrlich Vermoͤgen nicht gedaͤmpfft wer-
den koͤnnen/ ſondern daß wir dieſes Vermoͤgen
und den Troſt auf unſer Betruͤbnuͤs von einer
hoͤhern und heiligern Wiſſenſchafft erwarten
muͤſten. Und dieſes iſt nun auch unter andern
ein Kennzeichen mit/ daß unſere Sitten-
Lehre die rechte Probe aushalte. Alle wah-
re Philoſophie ſoll nichts anders ſeyn/ als daß
ſie
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