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Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

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nach denen untersch. Mein. der Gelehr.
der andern Gliedmassen mit einem Feuer am
grünen Holtze verglichen. Jm Hertzen sind auch
zwey hauptsächliche Affecten/ die Wollust und
der Schmertz/ jener entstehet aus der Einbil-
dung eines gegenwärtigen guten/ und dieser aus
der Einbildung eines gegenwärtigen Ubels.
Derowegen wäre die Wollust ein lauteres Gut/
weil man es wegen sein selbst begehre/ und der
Schmertz wäre ein purlauteres Ubel/ weil man
es wegen sein selbst meide; das andere Gute
und Ubel wären nur dafür zu achten/ wie weit sie
Wollust oder Schmertzen machten. t)

29. Die andern Affecten könten alle zu denen
ietztbesagten gebracht werden/ denn sie entstün-
den nicht alleine übergegenwärtige Dinge/ son-
dern auch über vergangene und zukünfftige.
Solchergestalt nun hiessen die beyden Affecten/
die alle diese drey Zeiten in sich begriffen/ die Lie-
be
und der Haß/ denn die Liebe betrachte nicht
alleine die gegenwärtige Belustigung/ sondern
auch die Sache/ die uns belustiget habe/ und
künfftig belustigen könne; welches ebenmäßig
auch von dem Haß zuverstehen. Wenn das
gute gegenwärtig oder vergangen sey/ so ruhe
die Seele gleichsam in seiner Geniessung/ und
wenn es zukünfftig oder abwesend ist/ werde das
Gemüthe durch das Verlangen oder Hoff-
nung
nach demselben beweget/ unter welchen

bey-
t) Bernier p. 500. sqq.
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nach denen unterſch. Mein. der Gelehr.
der andern Gliedmaſſen mit einem Feuer am
gruͤnen Holtze verglichen. Jm Hertzen ſind auch
zwey hauptſaͤchliche Affecten/ die Wolluſt und
der Schmertz/ jener entſtehet aus der Einbil-
dung eines gegenwaͤrtigen guten/ und dieſer aus
der Einbildung eines gegenwaͤrtigen Ubels.
Derowegen waͤre die Wolluſt ein lauteres Gut/
weil man es wegen ſein ſelbſt begehre/ und der
Schmertz waͤre ein purlauteres Ubel/ weil man
es wegen ſein ſelbſt meide; das andere Gute
und Ubel waͤren nur dafuͤr zu achten/ wie weit ſie
Wolluſt oder Schmertzen machten. t)

29. Die andern Affecten koͤnten alle zu denen
ietztbeſagten gebracht werden/ denn ſie entſtuͤn-
den nicht alleine uͤbergegenwaͤrtige Dinge/ ſon-
dern auch uͤber vergangene und zukuͤnfftige.
Solchergeſtalt nun hieſſen die beyden Affecten/
die alle dieſe drey Zeiten in ſich begriffen/ die Lie-
be
und der Haß/ denn die Liebe betrachte nicht
alleine die gegenwaͤrtige Beluſtigung/ ſondern
auch die Sache/ die uns beluſtiget habe/ und
kuͤnfftig beluſtigen koͤnne; welches ebenmaͤßig
auch von dem Haß zuverſtehen. Wenn das
gute gegenwaͤrtig oder vergangen ſey/ ſo ruhe
die Seele gleichſam in ſeiner Genieſſung/ und
wenn es zukuͤnfftig oder abweſend iſt/ werde das
Gemuͤthe durch das Verlangen oder Hoff-
nung
nach demſelben beweget/ unter welchen

bey-
t) Bernier p. 500. ſqq.
D 5
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[57/0069] nach denen unterſch. Mein. der Gelehr. der andern Gliedmaſſen mit einem Feuer am gruͤnen Holtze verglichen. Jm Hertzen ſind auch zwey hauptſaͤchliche Affecten/ die Wolluſt und der Schmertz/ jener entſtehet aus der Einbil- dung eines gegenwaͤrtigen guten/ und dieſer aus der Einbildung eines gegenwaͤrtigen Ubels. Derowegen waͤre die Wolluſt ein lauteres Gut/ weil man es wegen ſein ſelbſt begehre/ und der Schmertz waͤre ein purlauteres Ubel/ weil man es wegen ſein ſelbſt meide; das andere Gute und Ubel waͤren nur dafuͤr zu achten/ wie weit ſie Wolluſt oder Schmertzen machten. t) 29. Die andern Affecten koͤnten alle zu denen ietztbeſagten gebracht werden/ denn ſie entſtuͤn- den nicht alleine uͤbergegenwaͤrtige Dinge/ ſon- dern auch uͤber vergangene und zukuͤnfftige. Solchergeſtalt nun hieſſen die beyden Affecten/ die alle dieſe drey Zeiten in ſich begriffen/ die Lie- be und der Haß/ denn die Liebe betrachte nicht alleine die gegenwaͤrtige Beluſtigung/ ſondern auch die Sache/ die uns beluſtiget habe/ und kuͤnfftig beluſtigen koͤnne; welches ebenmaͤßig auch von dem Haß zuverſtehen. Wenn das gute gegenwaͤrtig oder vergangen ſey/ ſo ruhe die Seele gleichſam in ſeiner Genieſſung/ und wenn es zukuͤnfftig oder abweſend iſt/ werde das Gemuͤthe durch das Verlangen oder Hoff- nung nach demſelben beweget/ unter welchen bey- t) Bernier p. 500. ſqq. D 5

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/69>, abgerufen am 18.12.2024.