Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.Das 2. H. von den Gemüths Neig. beyden Affecten dieser Unterscheid sey/ daß dasVerlangen ohne Einbildung sey/ ob man es ü- berkommen werde/ die Hoffnung aber mit einer dergleichen Einbildung vergesellschaffet sey. Diesen beyden Affecten wird bey dem Ubel ent- gegen gesetzt/ dem Verlangen zwar die Flucht ohne Einbildung/ ob mir das Ubel auf den Hals kommen werde/ und die Furcht/ die sich zugleich das Ubel einbildet; Wiederum aus der Hoff- nung entstehet ein Vertrauen/ aus der Furcht eine Verzweiffelung. Ferner aus dem Ver- trauen eine Kühnheit/ und aus der Verzweif- felung eine Kleinmüthigkeit. Zuletzt könne man den Zorn/ als einen Affect, der aus allen vorhergehenden zusammen gesetzet sey/ rechnen/ und ihm/ daß das Paar voll werde/ die Gedult an die Seite setzen. u) 30. Nun wollen wir noch des Cartesii Lehre allei- u) Bernier p. 504. sqq. x) Cartes de Passion. Part.
1. art. 2. 3. 4. Das 2. H. von den Gemuͤths Neig. beyden Affecten dieſer Unterſcheid ſey/ daß dasVerlangen ohne Einbildung ſey/ ob man es uͤ- berkommen werde/ die Hoffnung aber mit einer dergleichen Einbildung vergeſellſchaffet ſey. Dieſen beyden Affecten wird bey dem Ubel ent- gegen geſetzt/ dem Verlangen zwar die Flucht ohne Einbildung/ ob mir das Ubel auf den Hals kommen werde/ und die Furcht/ die ſich zugleich das Ubel einbildet; Wiederum aus der Hoff- nung entſtehet ein Vertrauen/ aus der Furcht eine Verzweiffelung. Ferner aus dem Ver- trauen eine Kuͤhnheit/ und aus der Verzweif- felung eine Kleinmuͤthigkeit. Zuletzt koͤnne man den Zorn/ als einen Affect, der aus allen vorhergehenden zuſammen geſetzet ſey/ rechnen/ und ihm/ daß das Paar voll werde/ die Gedult an die Seite ſetzen. u) 30. Nun wollen wir noch des Carteſii Lehre allei- u) Bernier p. 504. ſqq. x) Cartes de Paſſion. Part.
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Das 2. H. von den Gemuͤths Neig.
beyden Affecten dieſer Unterſcheid ſey/ daß das
Verlangen ohne Einbildung ſey/ ob man es uͤ-
berkommen werde/ die Hoffnung aber mit einer
dergleichen Einbildung vergeſellſchaffet ſey.
Dieſen beyden Affecten wird bey dem Ubel ent-
gegen geſetzt/ dem Verlangen zwar die Flucht
ohne Einbildung/ ob mir das Ubel auf den Hals
kommen werde/ und die Furcht/ die ſich zugleich
das Ubel einbildet; Wiederum aus der Hoff-
nung entſtehet ein Vertrauen/ aus der Furcht
eine Verzweiffelung. Ferner aus dem Ver-
trauen eine Kuͤhnheit/ und aus der Verzweif-
felung eine Kleinmuͤthigkeit. Zuletzt koͤnne
man den Zorn/ als einen Affect, der aus allen
vorhergehenden zuſammen geſetzet ſey/ rechnen/
und ihm/ daß das Paar voll werde/ die Gedult
an die Seite ſetzen. u)
30. Nun wollen wir noch des Carteſii Lehre
von denen Affecten entwerffen; Carteſius raiſon-
niret von denenſelben alſo: Der Menſch beſte-
het aus Leib und Seele. Die Waͤrme und Be-
wegung ruͤhren vom Leibe/ die Gedancken aber
von der Seelen her. x) Die Gedancken des
Menſchen find zweyerley/ etliche ſind Thaͤtig-
keiten der Seelen/ nemlich alles was der
Menſche will/ weil wir erfahren/ daß dieſes al-
les gerade von der Seelen herkoͤm̃t/ und von ihr
allei-
u) Bernier p. 504. ſqq.
x) Cartes de Paſſion. Part.
1. art. 2. 3. 4.
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