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Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

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eigentlich beschrieben werden müssen.
daß die Thiere weder Vernunfft noch Willen
haben/ und daß dannenhero die unvernünfftigen
Thiere wie sie nur Bildnisse der Vernunfft ha-
ben; also auch nur Bildniße der Gemüths-Nei-
gungen bey ihnen zu spühren sind/ nemlich die
Eindrückungen im Gehirne und daraus entstehen-
de Bewegungen des Geblüts und der bewegenden
Geistergen/ welches alles blosse Leibes-Bewe-
gungen sind/ die wir schon oben von denen Ge-
müths-Neigungen abgesondert.

30. Gleich wie aber bey einer jeden Bewe-
gung von nöthen ist/ auff die Sachen/ woher oder
wohin die Bewegung geschiehet/ acht zu haben;
also ist bey denen Bewegungen der Gemüths-
Neigungen gleichfalls zu beobachten/ daß der
Menschliche Wille sich allezeit bemühe/ von
einem Dinge das ihme zuwider ist/ und denen
Gedancken böse fürkömmt/ sich zu einer Sache
die ihm angenehm ist/ und dem Verstande
gut zu seyn düncket/ zu bewegen/
und dieses zu
ergreiffen/ jenes aber zu sliehen/ oder von dem
angenehmen das er besitzet/ sich zu dem un-
angenehmen zu wenden/
das er befürchtet/ sel-
biges zu vertreiben. Dieses haben Aristoteles,
AEpicurus,
die Stoicker, und wo mir recht ist/ alle
Philosophi gelehret/ bis auff den eintzigen Carte-
sium,
q] der aber solches aus keiner andern Ursache
gethan/ als daß er die Bewunderung unter

die
q] vid. cap. 2. 31. 38.
F 3

eigentlich beſchrieben werden muͤſſen.
daß die Thiere weder Vernunfft noch Willen
haben/ und daß dannenhero die unvernuͤnfftigen
Thiere wie ſie nur Bildniſſe der Vernunfft ha-
ben; alſo auch nur Bildniße der Gemuͤths-Nei-
gungen bey ihnen zu ſpuͤhren ſind/ nemlich die
Eindruͤckungen im Gehirne und daraus entſtehen-
de Bewegungen des Gebluͤts und der bewegenden
Geiſtergen/ welches alles bloſſe Leibes-Bewe-
gungen ſind/ die wir ſchon oben von denen Ge-
muͤths-Neigungen abgeſondert.

30. Gleich wie aber bey einer jeden Bewe-
gung von noͤthen iſt/ auff die Sachen/ woher oder
wohin die Bewegung geſchiehet/ acht zu haben;
alſo iſt bey denen Bewegungen der Gemuͤths-
Neigungen gleichfalls zu beobachten/ daß der
Menſchliche Wille ſich allezeit bemuͤhe/ von
einem Dinge das ihme zuwider iſt/ und denen
Gedancken boͤſe fuͤrkoͤm̃t/ ſich zu einer Sache
die ihm angenehm iſt/ und dem Verſtande
gut zu ſeyn duͤncket/ zu bewegen/
und dieſes zu
ergreiffen/ jenes aber zu ſliehen/ oder von dem
angenehmen das er beſitzet/ ſich zu dem un-
angenehmen zu wenden/
das er befuͤrchtet/ ſel-
biges zu vertreiben. Dieſes haben Ariſtoteles,
Æpicurus,
die Stoicker, und wo mir recht iſt/ alle
Philoſophi gelehret/ bis auff den eintzigen Carte-
ſium,
q] der aber ſolches aus keiner andern Urſache
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die
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[85/0097] eigentlich beſchrieben werden muͤſſen. daß die Thiere weder Vernunfft noch Willen haben/ und daß dannenhero die unvernuͤnfftigen Thiere wie ſie nur Bildniſſe der Vernunfft ha- ben; alſo auch nur Bildniße der Gemuͤths-Nei- gungen bey ihnen zu ſpuͤhren ſind/ nemlich die Eindruͤckungen im Gehirne und daraus entſtehen- de Bewegungen des Gebluͤts und der bewegenden Geiſtergen/ welches alles bloſſe Leibes-Bewe- gungen ſind/ die wir ſchon oben von denen Ge- muͤths-Neigungen abgeſondert. 30. Gleich wie aber bey einer jeden Bewe- gung von noͤthen iſt/ auff die Sachen/ woher oder wohin die Bewegung geſchiehet/ acht zu haben; alſo iſt bey denen Bewegungen der Gemuͤths- Neigungen gleichfalls zu beobachten/ daß der Menſchliche Wille ſich allezeit bemuͤhe/ von einem Dinge das ihme zuwider iſt/ und denen Gedancken boͤſe fuͤrkoͤm̃t/ ſich zu einer Sache die ihm angenehm iſt/ und dem Verſtande gut zu ſeyn duͤncket/ zu bewegen/ und dieſes zu ergreiffen/ jenes aber zu ſliehen/ oder von dem angenehmen das er beſitzet/ ſich zu dem un- angenehmen zu wenden/ das er befuͤrchtet/ ſel- biges zu vertreiben. Dieſes haben Ariſtoteles, Æpicurus, die Stoicker, und wo mir recht iſt/ alle Philoſophi gelehret/ bis auff den eintzigen Carte- ſium, q] der aber ſolches aus keiner andern Urſache gethan/ als daß er die Bewunderung unter die q] vid. cap. 2. 31. 38. F 3

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/97>, abgerufen am 21.11.2024.