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Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

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Das 2. H. Von der Geschickligkeit
vor/ man beschimpfft sie u. s. w. Und hier durch
dämpfft man bey ihnen zugleich die Lust zum
studieren/ auch die Liebe und das Vertrauen
zu dem Lehrmeister.

75. Hingegen wie gehet man doch nachläßig
mit guten
Ingeniis umb? Weil man sie-
het/ daß sie ein Ding bald fassen/ so hält man
nicht vor nöthig dasselbige zu repetiren. Man
mindert ihren Fleiß/ und vermehret ihren Hoch-
muth durch ein unzeitiges Lob und Schmeiche-
ley daß man ihnen giebet. Und dieses ist bey-
nahe die eintzige Ursache/ daß unter 1000. hur-
tigen Köpffen/ kaum aus 10. etwas rechtschaf-
fenes wird/ da hingegen nicht wenig exempel
angeführet werden könten/ daß aus langsamen
Ingeniis hernach die besten Leute werden.

76. Man bildet sich zwar ein/ durch ein der-
gleichen Lob und Schmeicheley bey denen gu-
ten Ingeniis die Lust zum studieren zu er-
halten;
aber gleich wie dieselbe vielmehr eine
Verachtung der studien zuwege bringet/ wel-
che die Liebe darzu nothwendig tilgen muß: al-
so bekümmert man sich nicht umb die rechten
Mittel die
attention und Liebe zu denen
studiis bey jungen Leuten täglich mehr an-
zufeuren.

77. Noch

Das 2. H. Von der Geſchickligkeit
vor/ man beſchimpfft ſie u. ſ. w. Und hier durch
daͤmpfft man bey ihnen zugleich die Luſt zum
ſtudieren/ auch die Liebe und das Vertrauen
zu dem Lehrmeiſter.

75. Hingegen wie gehet man doch nachlaͤßig
mit guten
Ingeniis umb? Weil man ſie-
het/ daß ſie ein Ding bald faſſen/ ſo haͤlt man
nicht vor noͤthig daſſelbige zu repetiren. Man
mindert ihren Fleiß/ und vermehret ihren Hoch-
muth durch ein unzeitiges Lob und Schmeiche-
ley daß man ihnen giebet. Und dieſes iſt bey-
nahe die eintzige Urſache/ daß unter 1000. hur-
tigen Koͤpffen/ kaum aus 10. etwas rechtſchaf-
fenes wird/ da hingegen nicht wenig exempel
angefuͤhret werden koͤnten/ daß aus langſamen
Ingeniis hernach die beſten Leute werden.

76. Man bildet ſich zwar ein/ durch ein der-
gleichen Lob und Schmeicheley bey denen gu-
ten Ingeniis die Luſt zum ſtudieren zu er-
halten;
aber gleich wie dieſelbe vielmehr eine
Verachtung der ſtudien zuwege bringet/ wel-
che die Liebe darzu nothwendig tilgen muß: al-
ſo bekuͤmmert man ſich nicht umb die rechten
Mittel die
attention und Liebe zu denen
ſtudiis bey jungen Leuten taͤglich mehr an-
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[106/0132] Das 2. H. Von der Geſchickligkeit vor/ man beſchimpfft ſie u. ſ. w. Und hier durch daͤmpfft man bey ihnen zugleich die Luſt zum ſtudieren/ auch die Liebe und das Vertrauen zu dem Lehrmeiſter. 75. Hingegen wie gehet man doch nachlaͤßig mit guten Ingeniis umb? Weil man ſie- het/ daß ſie ein Ding bald faſſen/ ſo haͤlt man nicht vor noͤthig daſſelbige zu repetiren. Man mindert ihren Fleiß/ und vermehret ihren Hoch- muth durch ein unzeitiges Lob und Schmeiche- ley daß man ihnen giebet. Und dieſes iſt bey- nahe die eintzige Urſache/ daß unter 1000. hur- tigen Koͤpffen/ kaum aus 10. etwas rechtſchaf- fenes wird/ da hingegen nicht wenig exempel angefuͤhret werden koͤnten/ daß aus langſamen Ingeniis hernach die beſten Leute werden. 76. Man bildet ſich zwar ein/ durch ein der- gleichen Lob und Schmeicheley bey denen gu- ten Ingeniis die Luſt zum ſtudieren zu er- halten; aber gleich wie dieſelbe vielmehr eine Verachtung der ſtudien zuwege bringet/ wel- che die Liebe darzu nothwendig tilgen muß: al- ſo bekuͤmmert man ſich nicht umb die rechten Mittel die attention und Liebe zu denen ſtudiis bey jungen Leuten taͤglich mehr an- zufeuren. 77. Noch

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/132>, abgerufen am 21.11.2024.