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Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

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andern die Warheit beyzubringen.

88. Die Ursachen nun/ warumb ein erwach-
sener Abscheu für dem studiren hat/ sind entwe-
der 1. Weil er das studieren für schädlich
hält/
indem er siehet/ daß unter den Gelehr-
ten so schrecklich viel Pedanten seyn/ denen
ihre eitele Einbildung beredet/ daß sie grosse
Monarchen wären/ wenn sie eine Heerde Kna-
ben mit der Ruthe zu regieren haben/ und die
sich vornehmen Land und Leute zu reformi-
ren
,
ob sie gleich nicht capabel seyn ihre eigene
Fehler in Schulen zu verbessern oder nur zu
erkennen; und von dem gemeinen Bürger-
lichen Wesen/ das sie reformiren wollen/ so
wenig verstehen daß sie sich auch in der gering-
sten erbaren Gesellschafft extrem prostituiren,
und ein honnet homme sie ohne Lachen kaum
ansehen kan.

89. Oder aber weil er siehet/ daß die Ju-
gend fast durchgehends so übele
mores
von dem Studenten-Leben mit nach Hau-
se bringt/
daß man genung zu thun hat/ daß
man sie ad vitam socialem & civilem tüchtig
mache/ wenn man gleich etliche Jahr an ihnen
arbeitet/ wenn man sie nicht von neuen gleich-
sam gantz umbgieset.

90. Diese Ursache ist eine von den wichtig-

sten/
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andern die Warheit beyzubringen.

88. Die Urſachen nun/ warumb ein erwach-
ſener Abſcheu fuͤr dem ſtudiren hat/ ſind entwe-
der 1. Weil er das ſtudieren fuͤr ſchaͤdlich
haͤlt/
indem er ſiehet/ daß unter den Gelehr-
ten ſo ſchrecklich viel Pedanten ſeyn/ denen
ihre eitele Einbildung beredet/ daß ſie groſſe
Monarchen waͤren/ wenn ſie eine Heerde Kna-
ben mit der Ruthe zu regieren haben/ und die
ſich vornehmen Land und Leute zu reformi-
ren
,
ob ſie gleich nicht capabel ſeyn ihre eigene
Fehler in Schulen zu verbeſſern oder nur zu
erkennen; und von dem gemeinen Buͤrger-
lichen Weſen/ das ſie reformiren wollen/ ſo
wenig verſtehen daß ſie ſich auch in der gering-
ſten erbaren Geſellſchafft extrem proſtituiren,
und ein honnêt homme ſie ohne Lachen kaum
anſehen kan.

89. Oder aber weil er ſiehet/ daß die Ju-
gend faſt durchgehends ſo uͤbele
mores
von dem Studenten-Leben mit nach Hau-
ſe bringt/
daß man genung zu thun hat/ daß
man ſie ad vitam ſocialem & civilem tuͤchtig
mache/ weñ man gleich etliche Jahr an ihnen
arbeitet/ wenn man ſie nicht von neuen gleich-
ſam gantz umbgieſet.

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[113/0139] andern die Warheit beyzubringen. 88. Die Urſachen nun/ warumb ein erwach- ſener Abſcheu fuͤr dem ſtudiren hat/ ſind entwe- der 1. Weil er das ſtudieren fuͤr ſchaͤdlich haͤlt/ indem er ſiehet/ daß unter den Gelehr- ten ſo ſchrecklich viel Pedanten ſeyn/ denen ihre eitele Einbildung beredet/ daß ſie groſſe Monarchen waͤren/ wenn ſie eine Heerde Kna- ben mit der Ruthe zu regieren haben/ und die ſich vornehmen Land und Leute zu reformi- ren, ob ſie gleich nicht capabel ſeyn ihre eigene Fehler in Schulen zu verbeſſern oder nur zu erkennen; und von dem gemeinen Buͤrger- lichen Weſen/ das ſie reformiren wollen/ ſo wenig verſtehen daß ſie ſich auch in der gering- ſten erbaren Geſellſchafft extrem proſtituiren, und ein honnêt homme ſie ohne Lachen kaum anſehen kan. 89. Oder aber weil er ſiehet/ daß die Ju- gend faſt durchgehends ſo uͤbele mores von dem Studenten-Leben mit nach Hau- ſe bringt/ daß man genung zu thun hat/ daß man ſie ad vitam ſocialem & civilem tuͤchtig mache/ weñ man gleich etliche Jahr an ihnen arbeitet/ wenn man ſie nicht von neuen gleich- ſam gantz umbgieſet. 90. Dieſe Urſache iſt eine von den wichtig- ſten/ H

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/139>, abgerufen am 24.11.2024.