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Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

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andern die Warheit beyzubringen.
einer gelehrten materie zu schreiben/ und fin-
den hernach in dem Buche selbst nichts als sol-
chen Zierrath an. Es müssen sich solche Leute/
die nicht drey Zeilen von den ihrigen zuwege
bringen können/ sondern bloß die Oerter ande-
rer Scribenten connectiren, hernach nicht ver-
driessen lassen/ wenn man sie mit trunckenen
Leuten
vergleicht/ die nicht mehr gehen und
stehen können/ sondern sich an den Wänden
nach Hause lesen müssen/ und sich/ wenn sie
fallen wollen/ an alles halten/ was ihnen vor-
kömmt/ wenn es auch ein Strohhalm seyn
solte.

142. Ferner weil du in deinen Schrifften
dir vornehmem solst/ das Gemüthe der Leser
zu speisen/ so mache es wie ein guter Hauß-
wirth/ der richtet sich nach dem Geschmack
seiner Gäste. Ob nun aber wohl der Geschmack
des menschlichen Verstandes gar zu vielfältig/
und dannenhero es unmüglich ist/ allen recht
zu machen/ so muß man sich doch befleißigen/
die Speise nicht auff eine solche Art zuzurich-
ten/ die insgemein zuwider ist/ oder die denen
Speisen ein grosses Ansehen macht/ da doch
dieselbigen nicht sufficient seyn den appetit zu
stillen. Derowegen befleißige dich einer sol-

chen

andern die Warheit beyzubringen.
einer gelehrten materie zu ſchreiben/ und fin-
den hernach in dem Buche ſelbſt nichts als ſol-
chen Zierrath an. Es muͤſſen ſich ſolche Leute/
die nicht drey Zeilen von den ihrigen zuwege
bringen koͤnnen/ ſondern bloß die Oerter ande-
rer Scribenten connectiren, hernach nicht ver-
drieſſen laſſen/ wenn man ſie mit trunckenen
Leuten
vergleicht/ die nicht mehr gehen und
ſtehen koͤnnen/ ſondern ſich an den Waͤnden
nach Hauſe leſen muͤſſen/ und ſich/ wenn ſie
fallen wollen/ an alles halten/ was ihnen vor-
koͤmmt/ wenn es auch ein Strohhalm ſeyn
ſolte.

142. Ferner weil du in deinen Schrifften
dir vornehmem ſolſt/ das Gemuͤthe der Leſer
zu ſpeiſen/ ſo mache es wie ein guter Hauß-
wirth/ der richtet ſich nach dem Geſchmack
ſeiner Gaͤſte. Ob nun abeꝛ wohl der Geſchmack
des menſchlichen Verſtandes gar zu vielfaͤltig/
und dannenhero es unmuͤglich iſt/ allen recht
zu machen/ ſo muß man ſich doch befleißigen/
die Speiſe nicht auff eine ſolche Art zuzurich-
ten/ die insgemein zuwider iſt/ oder die denen
Speiſen ein groſſes Anſehen macht/ da doch
dieſelbigen nicht ſufficient ſeyn den appetit zu
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[143/0169] andern die Warheit beyzubringen. einer gelehrten materie zu ſchreiben/ und fin- den hernach in dem Buche ſelbſt nichts als ſol- chen Zierrath an. Es muͤſſen ſich ſolche Leute/ die nicht drey Zeilen von den ihrigen zuwege bringen koͤnnen/ ſondern bloß die Oerter ande- rer Scribenten connectiren, hernach nicht ver- drieſſen laſſen/ wenn man ſie mit trunckenen Leuten vergleicht/ die nicht mehr gehen und ſtehen koͤnnen/ ſondern ſich an den Waͤnden nach Hauſe leſen muͤſſen/ und ſich/ wenn ſie fallen wollen/ an alles halten/ was ihnen vor- koͤmmt/ wenn es auch ein Strohhalm ſeyn ſolte. 142. Ferner weil du in deinen Schrifften dir vornehmem ſolſt/ das Gemuͤthe der Leſer zu ſpeiſen/ ſo mache es wie ein guter Hauß- wirth/ der richtet ſich nach dem Geſchmack ſeiner Gaͤſte. Ob nun abeꝛ wohl der Geſchmack des menſchlichen Verſtandes gar zu vielfaͤltig/ und dannenhero es unmuͤglich iſt/ allen recht zu machen/ ſo muß man ſich doch befleißigen/ die Speiſe nicht auff eine ſolche Art zuzurich- ten/ die insgemein zuwider iſt/ oder die denen Speiſen ein groſſes Anſehen macht/ da doch dieſelbigen nicht ſufficient ſeyn den appetit zu ſtillen. Derowegen befleißige dich einer ſol- chen

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/169>, abgerufen am 21.11.2024.