Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

Bild:
<< vorherige Seite

Das 2. H. von der Geschickligkeit
chen Schreibart/ die vernünfftig gelehr-
ten Leuten nicht unangenehm ist/ und ih-
nen mehr Warheit als lehre Worte bey-
bringet.

143. Das ist: Hüte dich/ daß du in Schrif-
ten für gelehrte Leute nicht mit gantzen
Wägen von
Syllogismis auffgezogen
kömmst/
und daß nicht auff allen Blättern
Quicquid. Atqui. Ergo. Distinguo. Applico.
Limito. Probo Majorem. Conclusio est absur-
da
u. s. w. zu lesen sey. Denn gewiß die ge-
lehrte Welt ist heut zu tage zu galant dazu/ daß
sie an diesen Disteln/ die zwar eine angenehme
Speise seyn für die Mägen der Herrn Magi-
strorum nostrorum Coloniensium
,
einen Ge-
schmack finden solte. Und dieser Zierath ist
ja so unvernünfftig/ als wenn ein Orator eine
oration schreiben/ und in dem text die regeln
aus der Grammatic, oder die figuren aus der
Rhethoric, die er angebracht hätte/ mit anfüh-
ren/ und dieselben deutlich anzeigen wolte.

144. Aber siehe dich nur ein wenig in der
Welt umb/ so wirstu gewiß befinden/ daß die
Magistri nostri Colonienses noch nicht ausge-
storben sind. Und ist es deßwegen nicht nöthig
dir exempel zu geben/ so wenig es nöthig ist/

dir

Das 2. H. von der Geſchickligkeit
chen Schreibart/ die vernuͤnfftig gelehr-
ten Leuten nicht unangenehm iſt/ und ih-
nen mehr Warheit als lehre Worte bey-
bringet.

143. Das iſt: Huͤte dich/ daß du in Schrif-
ten fuͤr gelehrte Leute nicht mit gantzen
Waͤgen von
Syllogiſmis auffgezogen
koͤmmſt/
und daß nicht auff allen Blaͤttern
Quicquid. Atqui. Ergo. Diſtinguo. Applico.
Limito. Probo Majorem. Concluſio eſt abſur-
da
u. ſ. w. zu leſen ſey. Denn gewiß die ge-
lehrte Welt iſt heut zu tage zu galant dazu/ daß
ſie an dieſen Diſteln/ die zwar eine angenehme
Speiſe ſeyn fuͤr die Maͤgen der Herrn Magi-
ſtrorum noſtrorum Colonienſium
,
einen Ge-
ſchmack finden ſolte. Und dieſer Zierath iſt
ja ſo unvernuͤnfftig/ als wenn ein Orator eine
oration ſchreiben/ und in dem text die regeln
aus der Grammatic, oder die figuren aus der
Rhethoric, die er angebracht haͤtte/ mit anfuͤh-
ren/ und dieſelben deutlich anzeigen wolte.

144. Aber ſiehe dich nur ein wenig in der
Welt umb/ ſo wirſtu gewiß befinden/ daß die
Magiſtri noſtri Colonienſes noch nicht ausge-
ſtorben ſind. Und iſt es deßwegen nicht noͤthig
dir exempel zu geben/ ſo wenig es noͤthig iſt/

dir
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p>
          <pb facs="#f0170" n="144"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das 2. H. von der Ge&#x017F;chickligkeit</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#fr">chen Schreibart/ die vernu&#x0364;nfftig gelehr-<lb/>
ten Leuten nicht unangenehm i&#x017F;t/ und ih-<lb/>
nen mehr Warheit als lehre Worte bey-<lb/>
bringet.</hi> </p><lb/>
        <p>143. Das i&#x017F;t: <hi rendition="#fr">Hu&#x0364;te dich/ daß du in Schrif-<lb/>
ten fu&#x0364;r gelehrte Leute nicht mit gantzen<lb/>
Wa&#x0364;gen von</hi> <hi rendition="#aq">Syllogi&#x017F;mis</hi> <hi rendition="#fr">auffgezogen<lb/>
ko&#x0364;mm&#x017F;t/</hi> und daß nicht auff allen Bla&#x0364;ttern<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Quicquid. Atqui. Ergo. Di&#x017F;tinguo. Applico.<lb/>
Limito. Probo Majorem. Conclu&#x017F;io e&#x017F;t ab&#x017F;ur-<lb/>
da</hi></hi> u. &#x017F;. w. zu le&#x017F;en &#x017F;ey. Denn gewiß die ge-<lb/>
lehrte Welt i&#x017F;t heut zu tage zu <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">galant</hi></hi> dazu/ daß<lb/>
&#x017F;ie an die&#x017F;en Di&#x017F;teln/ die zwar eine angenehme<lb/>
Spei&#x017F;e &#x017F;eyn fu&#x0364;r die Ma&#x0364;gen der Herrn <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Magi-<lb/>
&#x017F;trorum no&#x017F;trorum Colonien&#x017F;ium</hi>,</hi> einen Ge-<lb/>
&#x017F;chmack finden &#x017F;olte. Und die&#x017F;er Zierath i&#x017F;t<lb/>
ja &#x017F;o unvernu&#x0364;nfftig/ als wenn ein <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Orator</hi></hi> eine<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">oration</hi></hi> &#x017F;chreiben/ und in dem <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">text</hi></hi> die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">regeln</hi></hi><lb/>
aus der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Grammatic</hi>,</hi> oder die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">figuren</hi></hi> aus der<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Rhethoric</hi>,</hi> die er angebracht ha&#x0364;tte/ mit anfu&#x0364;h-<lb/>
ren/ und die&#x017F;elben deutlich anzeigen wolte.</p><lb/>
        <p>144. Aber &#x017F;iehe dich nur ein wenig in der<lb/>
Welt umb/ &#x017F;o wir&#x017F;tu gewiß befinden/ daß die<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Magi&#x017F;tri no&#x017F;tri Colonien&#x017F;es</hi></hi> noch nicht ausge-<lb/>
&#x017F;torben &#x017F;ind. Und i&#x017F;t es deßwegen nicht no&#x0364;thig<lb/>
dir <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">exempel</hi></hi> zu geben/ &#x017F;o wenig es no&#x0364;thig i&#x017F;t/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dir</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[144/0170] Das 2. H. von der Geſchickligkeit chen Schreibart/ die vernuͤnfftig gelehr- ten Leuten nicht unangenehm iſt/ und ih- nen mehr Warheit als lehre Worte bey- bringet. 143. Das iſt: Huͤte dich/ daß du in Schrif- ten fuͤr gelehrte Leute nicht mit gantzen Waͤgen von Syllogiſmis auffgezogen koͤmmſt/ und daß nicht auff allen Blaͤttern Quicquid. Atqui. Ergo. Diſtinguo. Applico. Limito. Probo Majorem. Concluſio eſt abſur- da u. ſ. w. zu leſen ſey. Denn gewiß die ge- lehrte Welt iſt heut zu tage zu galant dazu/ daß ſie an dieſen Diſteln/ die zwar eine angenehme Speiſe ſeyn fuͤr die Maͤgen der Herrn Magi- ſtrorum noſtrorum Colonienſium, einen Ge- ſchmack finden ſolte. Und dieſer Zierath iſt ja ſo unvernuͤnfftig/ als wenn ein Orator eine oration ſchreiben/ und in dem text die regeln aus der Grammatic, oder die figuren aus der Rhethoric, die er angebracht haͤtte/ mit anfuͤh- ren/ und dieſelben deutlich anzeigen wolte. 144. Aber ſiehe dich nur ein wenig in der Welt umb/ ſo wirſtu gewiß befinden/ daß die Magiſtri noſtri Colonienſes noch nicht ausge- ſtorben ſind. Und iſt es deßwegen nicht noͤthig dir exempel zu geben/ ſo wenig es noͤthig iſt/ dir

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/170
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/170>, abgerufen am 21.05.2024.