Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

Bild:
<< vorherige Seite

andere zu verstehen.
Sache/ von der man redet/ und der/ was von
einer Sache geredet wird/ seyn soll; so giebt
auch die deutliche Erkentniß des einen gar
leichte die Auslegung des andern/ das dunckel
ist.

68. Z. e. Die Rose riecht gut. Die Rose
schmertzt. Die Frantzosen sind für Mons
gerückt. Die Frantzosen haben ihm die Nase
abgefressen. Titius denckt wie er sich entschuldi-
gen wolle. Der Hund denckt/ du werdest
ihn schlagen. Der Truthan wird böse/ wenn
er was rothes siehet. Der Knabe wird böse/
wenn ich ihm Nasenstüber weise. Also hat das
Wort Erbe eine andere Bedeutung/ wenn
man von Lehn- oder allodial-Gütern redet.
Liese mir was aus dem Virgilio her. Der Vir-
gilius
ist gantz unscheinbar worden/ daß man
keine lineamenten fast mehr daran erkennen
kan. Es ist mein eigen Haar. Das Buch ist
meine. Mein Erbe soll dem Cajo 6. Tisch-
Becher/ welche er will/ zu meinem Andencken
geben: (die Natur derer Vermächtnüße giebet
Muthmassung/ daß der Cajus die Wahl haben
solle.) Jch will dir meinen Hausrath Tische
und
Bäncke schencken. Jch will dir meinen
Hausrath Tische und Bäncke für 100. Thl.
verkauffen.

69. Ja
M 4

andere zu verſtehen.
Sache/ von der man redet/ und der/ was von
einer Sache geredet wird/ ſeyn ſoll; ſo giebt
auch die deutliche Erkentniß des einen gar
leichte die Auslegung des andern/ das dunckel
iſt.

68. Z. e. Die Roſe riecht gut. Die Roſe
ſchmertzt. Die Frantzoſen ſind fuͤr Mons
geruͤckt. Die Frantzoſen haben ihm die Naſe
abgefreſſen. Titius denckt wie er ſich entſchuldi-
gen wolle. Der Hund denckt/ du werdeſt
ihn ſchlagen. Der Truthan wird boͤſe/ wenn
er was rothes ſiehet. Der Knabe wird boͤſe/
wenn ich ihm Naſenſtuͤber weiſe. Alſo hat das
Wort Erbe eine andere Bedeutung/ wenn
man von Lehn- oder allodial-Guͤtern redet.
Lieſe mir was aus dem Virgilio her. Der Vir-
gilius
iſt gantz unſcheinbar worden/ daß man
keine lineamenten faſt mehr daran erkennen
kan. Es iſt mein eigen Haar. Das Buch iſt
meine. Mein Erbe ſoll dem Cajo 6. Tiſch-
Becher/ welche er will/ zu meinem Andencken
geben: (die Natur derer Vermaͤchtnuͤße giebet
Muthmaſſung/ daß der Cajus die Wahl haben
ſolle.) Jch will dir meinen Hausrath Tiſche
und
Baͤncke ſchencken. Jch will dir meinen
Hausrath Tiſche und Baͤncke fuͤr 100. Thl.
verkauffen.

69. Ja
M 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0209" n="183"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">andere zu ver&#x017F;tehen.</hi></fw><lb/>
Sache/ von der man redet/ und der/ was von<lb/>
einer Sache geredet wird/ &#x017F;eyn &#x017F;oll; &#x017F;o giebt<lb/>
auch die deutliche Erkentniß des einen gar<lb/>
leichte die Auslegung des andern/ das dunckel<lb/>
i&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>68. Z. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">e.</hi></hi> Die <hi rendition="#fr">Ro&#x017F;e</hi> riecht gut. Die <hi rendition="#fr">Ro&#x017F;e</hi><lb/>
&#x017F;chmertzt. Die <hi rendition="#fr">Frantzo&#x017F;en</hi> &#x017F;ind fu&#x0364;r <hi rendition="#aq">Mons</hi><lb/>
geru&#x0364;ckt. Die <hi rendition="#fr">Frantzo&#x017F;en</hi> haben ihm die Na&#x017F;e<lb/>
abgefre&#x017F;&#x017F;en. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Titius</hi></hi> <hi rendition="#fr">denckt</hi> wie er &#x017F;ich ent&#x017F;chuldi-<lb/>
gen wolle. Der Hund <hi rendition="#fr">denckt/</hi> du werde&#x017F;t<lb/>
ihn &#x017F;chlagen. Der Truthan <hi rendition="#fr">wird bo&#x0364;&#x017F;e/</hi> wenn<lb/>
er was rothes &#x017F;iehet. Der Knabe <hi rendition="#fr">wird bo&#x0364;&#x017F;e/</hi><lb/>
wenn ich ihm Na&#x017F;en&#x017F;tu&#x0364;ber wei&#x017F;e. Al&#x017F;o hat das<lb/>
Wort <hi rendition="#fr">Erbe</hi> eine andere Bedeutung/ wenn<lb/>
man von Lehn- oder <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">allodial-</hi></hi>Gu&#x0364;tern redet.<lb/>
Lie&#x017F;e mir was aus dem <hi rendition="#aq">Virgilio</hi> her. Der <hi rendition="#aq">Vir-<lb/>
gilius</hi> i&#x017F;t gantz un&#x017F;cheinbar worden/ daß man<lb/>
keine <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">lineamenten</hi></hi> fa&#x017F;t mehr daran erkennen<lb/>
kan. Es i&#x017F;t <hi rendition="#fr">mein eigen Haar.</hi> Das Buch i&#x017F;t<lb/>
meine. Mein Erbe &#x017F;oll dem <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Cajo</hi></hi> 6. Ti&#x017F;ch-<lb/>
Becher/ <hi rendition="#fr">welche er will/</hi> zu meinem Andencken<lb/>
geben: (die Natur derer Verma&#x0364;chtnu&#x0364;ße giebet<lb/>
Muthma&#x017F;&#x017F;ung/ daß der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Cajus</hi></hi> die Wahl haben<lb/>
&#x017F;olle.) Jch will dir meinen Hausrath <hi rendition="#fr">Ti&#x017F;che<lb/>
und</hi> Ba&#x0364;ncke &#x017F;chencken. Jch will dir meinen<lb/>
Hausrath <hi rendition="#fr">Ti&#x017F;che und Ba&#x0364;ncke</hi> fu&#x0364;r 100. Thl.<lb/>
verkauffen.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">M</hi> 4</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">69. Ja</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[183/0209] andere zu verſtehen. Sache/ von der man redet/ und der/ was von einer Sache geredet wird/ ſeyn ſoll; ſo giebt auch die deutliche Erkentniß des einen gar leichte die Auslegung des andern/ das dunckel iſt. 68. Z. e. Die Roſe riecht gut. Die Roſe ſchmertzt. Die Frantzoſen ſind fuͤr Mons geruͤckt. Die Frantzoſen haben ihm die Naſe abgefreſſen. Titius denckt wie er ſich entſchuldi- gen wolle. Der Hund denckt/ du werdeſt ihn ſchlagen. Der Truthan wird boͤſe/ wenn er was rothes ſiehet. Der Knabe wird boͤſe/ wenn ich ihm Naſenſtuͤber weiſe. Alſo hat das Wort Erbe eine andere Bedeutung/ wenn man von Lehn- oder allodial-Guͤtern redet. Lieſe mir was aus dem Virgilio her. Der Vir- gilius iſt gantz unſcheinbar worden/ daß man keine lineamenten faſt mehr daran erkennen kan. Es iſt mein eigen Haar. Das Buch iſt meine. Mein Erbe ſoll dem Cajo 6. Tiſch- Becher/ welche er will/ zu meinem Andencken geben: (die Natur derer Vermaͤchtnuͤße giebet Muthmaſſung/ daß der Cajus die Wahl haben ſolle.) Jch will dir meinen Hausrath Tiſche und Baͤncke ſchencken. Jch will dir meinen Hausrath Tiſche und Baͤncke fuͤr 100. Thl. verkauffen. 69. Ja M 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/209
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/209>, abgerufen am 21.11.2024.