Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].besser als er vielleicht sich sebst gekandt. Jch hätte a- andern
beſſer als er vielleicht ſich ſebſt gekandt. Jch haͤtte a- andern
<TEI> <text> <front> <div n="1"> <p><pb facs="#f0022"/> beſſer als er vielleicht ſich ſebſt gekandt. Jch haͤtte a-<lb/> ber nicht geglaubt/ daß er ſich ſo viel Geduld nehmen<lb/> koͤnnen/ ein ſolch Buch zu verfertigen/ weil ich ſein <hi rendition="#aq">In-<lb/> genium</hi> fuͤr viel zu fluͤchtig hierzu gehalten/ auch ge-<lb/> meynet/ er ſolte als mein guter Freund/ und der taͤglich<lb/> Gelegenheit gehabt muͤndlich mit mir zu <hi rendition="#aq">conferir</hi>en/<lb/> und mir meine Fehler zu zeigen/ auch/ als ich meine <hi rendition="#aq">In-<lb/> troduction</hi> zu Leipzig durch <hi rendition="#aq">diſputir</hi>et/ mir darwider<lb/> zu <hi rendition="#aq">opponir</hi>en/ zum wenigſten mich nicht ſo <hi rendition="#aq">cavaliere-<lb/> ment</hi> darinnen <hi rendition="#aq">tractir</hi>et haben; So lieſſe mir auch<lb/> das Ungluͤck/ darinnen er damahls ſtacke als das<lb/> Buch heraus kame/ und noch nicht davon erlediget iſt/<lb/> nicht vermuthen/ daß er bey demſelben ſolte vermoͤ-<lb/> gend geweſen ſeyn/ an <hi rendition="#aq">Edir</hi>ung deſſelbigen zu dencken.<lb/> Nachdem ich aber vernommen/ daß er ſelbiges verfer-<lb/> tiget habe/ ehe er in dieſes Elend gerathen/ habe ich mir<lb/> keine andere Urſache einbilden koͤnnen die ihn hierzu<lb/> bewogen/ als weil ich ihn/ nachdem er ohne meinen<lb/> Vorbewuſt mich unter dem Namen des <hi rendition="#aq">Ignatius<lb/> Menſifax</hi> wider einen <hi rendition="#aq">Paſqvillant</hi>en <hi rendition="#aq">defendir</hi>et/<lb/> (worvon ich in der <hi rendition="#aq">Dedication</hi> meiner Freymuͤthigen<lb/> Monatlichen Gedancken etwas mehrers Meldung<lb/> gethan) nicht/ wie er wohl verhoffet/ Danck genung<lb/><hi rendition="#aq">conteſtir</hi>et/ ſondern aus vielen gegruͤndeten Urſachen<lb/> vielmehr mein hertzliches Mißfallen daruͤber bezeiget/<lb/> auch ſonſten als einen guten Freunde zuſtehet/ ihn be-<lb/> ſcheiden jedoch offenhertzig wegen ſeiner allzuhitzigen<lb/><hi rendition="#aq">Condaite</hi> zuweilen gewarnet/ und zuvorher geſagt/<lb/> was es vor ein Ende damit nehmen wuͤrde. Dieweil<lb/> ich ihn denn allzuwohl kenne/ und geſpuͤhret/ daß er in<lb/> ſeinen einmahl gefaßten Meynungen <hi rendition="#aq">incorrigibel</hi><lb/> und <hi rendition="#aq">in extremo gradu</hi> halsſtarrig/ auch umb keiner<lb/> <fw place="bottom" type="catch">andern</fw><lb/></p> </div> </front> </text> </TEI> [0022]
beſſer als er vielleicht ſich ſebſt gekandt. Jch haͤtte a-
ber nicht geglaubt/ daß er ſich ſo viel Geduld nehmen
koͤnnen/ ein ſolch Buch zu verfertigen/ weil ich ſein In-
genium fuͤr viel zu fluͤchtig hierzu gehalten/ auch ge-
meynet/ er ſolte als mein guter Freund/ und der taͤglich
Gelegenheit gehabt muͤndlich mit mir zu conferiren/
und mir meine Fehler zu zeigen/ auch/ als ich meine In-
troduction zu Leipzig durch diſputiret/ mir darwider
zu opponiren/ zum wenigſten mich nicht ſo cavaliere-
ment darinnen tractiret haben; So lieſſe mir auch
das Ungluͤck/ darinnen er damahls ſtacke als das
Buch heraus kame/ und noch nicht davon erlediget iſt/
nicht vermuthen/ daß er bey demſelben ſolte vermoͤ-
gend geweſen ſeyn/ an Edirung deſſelbigen zu dencken.
Nachdem ich aber vernommen/ daß er ſelbiges verfer-
tiget habe/ ehe er in dieſes Elend gerathen/ habe ich mir
keine andere Urſache einbilden koͤnnen die ihn hierzu
bewogen/ als weil ich ihn/ nachdem er ohne meinen
Vorbewuſt mich unter dem Namen des Ignatius
Menſifax wider einen Paſqvillanten defendiret/
(worvon ich in der Dedication meiner Freymuͤthigen
Monatlichen Gedancken etwas mehrers Meldung
gethan) nicht/ wie er wohl verhoffet/ Danck genung
conteſtiret/ ſondern aus vielen gegruͤndeten Urſachen
vielmehr mein hertzliches Mißfallen daruͤber bezeiget/
auch ſonſten als einen guten Freunde zuſtehet/ ihn be-
ſcheiden jedoch offenhertzig wegen ſeiner allzuhitzigen
Condaite zuweilen gewarnet/ und zuvorher geſagt/
was es vor ein Ende damit nehmen wuͤrde. Dieweil
ich ihn denn allzuwohl kenne/ und geſpuͤhret/ daß er in
ſeinen einmahl gefaßten Meynungen incorrigibel
und in extremo gradu halsſtarrig/ auch umb keiner
andern
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