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Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

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von anderer Meinungen zu urtheilen.
ten eines Autoris. Je grösser ein Buch ist/ je
höher wird es gehalten/ und je mehr Bücher ein
Autor verfertiget/ je mehr Ruhm bringet er
sich bey dem grösten Hauffen dadurch zu we-
ge. Aber ein weiser Mann weiß/ daß öffters
ein kleines Büchlein in wenig Bogen beste-
hend mehr Warheit in sich hat/ als die grösten
Folianten der berühmtesten Leute/ und mer-
cket aus denen vielfältigen Exempeln an/ daß
mehrentheils die Autores (sonderlich die heuti-
gen) die alle Jahr neue Folianten ediren/ gar
kein Judicium haben/ und zu nichts mehr tau-
gen/ als die Welt in Thorheiten und Blind-
heiten zu unterhalten.

39. Die Rarität eines Buchs/ dessen
Confiscation, die Belohnung des Autoris,
oder seine Bestraffung müssen auch öffters
zu Vorurtheilen von der Güte oder Verach-
tung eines Buchs dienen/ und nichts destowe-
niger ist auch dieses ein sehr betrieglicher
Schluß. Die schlimmsten Bücher sind offt
sehr rar/ und viel gute und nützliche Bücher
werden confisciret. Man belohnet ja so off-
te aberwitzige und lasterhaffte Schrifften/ als
man unschuldige und vernunfftmäßige zum
Feuer verdammet/ oder denen Scribenten der-

selben

von anderer Meinungen zu urtheilen.
ten eines Autoris. Je groͤſſer ein Buch iſt/ je
hoͤher wird es gehalten/ und je mehr Buͤcher ein
Autor verfertiget/ je mehr Ruhm bringet er
ſich bey dem groͤſten Hauffen dadurch zu we-
ge. Aber ein weiſer Mann weiß/ daß oͤffters
ein kleines Buͤchlein in wenig Bogen beſte-
hend mehr Warheit in ſich hat/ als die groͤſten
Folianten der beruͤhmteſten Leute/ und mer-
cket aus denen vielfaͤltigen Exempeln an/ daß
mehrentheils die Autores (ſonderlich die heuti-
gen) die alle Jahr neue Folianten ediren/ gar
kein Judicium haben/ und zu nichts mehr tau-
gen/ als die Welt in Thorheiten und Blind-
heiten zu unterhalten.

39. Die Raritaͤt eines Buchs/ deſſen
Confiſcation, die Belohnung des Autoris,
oder ſeine Beſtraffung muͤſſen auch oͤffters
zu Vorurtheilen von der Guͤte oder Verach-
tung eines Buchs dienen/ und nichts deſtowe-
niger iſt auch dieſes ein ſehr betrieglicher
Schluß. Die ſchlimmſten Buͤcher ſind offt
ſehr rar/ und viel gute und nuͤtzliche Buͤcher
werden confiſciret. Man belohnet ja ſo off-
te aberwitzige und laſterhaffte Schrifften/ als
man unſchuldige und vernunfftmaͤßige zum
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[251/0277] von anderer Meinungen zu urtheilen. ten eines Autoris. Je groͤſſer ein Buch iſt/ je hoͤher wird es gehalten/ und je mehr Buͤcher ein Autor verfertiget/ je mehr Ruhm bringet er ſich bey dem groͤſten Hauffen dadurch zu we- ge. Aber ein weiſer Mann weiß/ daß oͤffters ein kleines Buͤchlein in wenig Bogen beſte- hend mehr Warheit in ſich hat/ als die groͤſten Folianten der beruͤhmteſten Leute/ und mer- cket aus denen vielfaͤltigen Exempeln an/ daß mehrentheils die Autores (ſonderlich die heuti- gen) die alle Jahr neue Folianten ediren/ gar kein Judicium haben/ und zu nichts mehr tau- gen/ als die Welt in Thorheiten und Blind- heiten zu unterhalten. 39. Die Raritaͤt eines Buchs/ deſſen Confiſcation, die Belohnung des Autoris, oder ſeine Beſtraffung muͤſſen auch oͤffters zu Vorurtheilen von der Guͤte oder Verach- tung eines Buchs dienen/ und nichts deſtowe- niger iſt auch dieſes ein ſehr betrieglicher Schluß. Die ſchlimmſten Buͤcher ſind offt ſehr rar/ und viel gute und nuͤtzliche Buͤcher werden confiſciret. Man belohnet ja ſo off- te aberwitzige und laſterhaffte Schrifften/ als man unſchuldige und vernunfftmaͤßige zum Feuer verdammet/ oder denen Scribenten der- ſelben

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/277>, abgerufen am 27.11.2024.