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Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

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der Warheit nachzudencken.
alt. Aber das hindert nicht/ sondern ist viel
mehr desto besser für dich/ weil in diesem Alter
der natürliche Verstand insgemein zu reif-
fen anfängt. Je später man aber bey Reif-
fung des Verstandes in seinem Kopffe auf-
zuräumen anfängt/ ie schlimmer ist es/ weil die
praejudicia so dann immer tieffer einwurtzeln/
dergestalt/ daß man so dann die gröste Mühe
anwenden muß/ sie loß zu werden.

10. Derowegen ist offenbahr/ das eines
Theils ein Kind keinen geschickten Audito-
r
en der Vernunfft-Lehre/ oder des Haupt-
grundes der Weltweißheit abgeben werde/
weil wegen ermangelnder Reiffe des Verstan-
des es weder die gantzen ideas in partes accu-
rate
einzutheilen/ oder die nimiam generalita-
tem axiomatum
zu begreiffen/ noch die praeju-
dicia
zu erkennen fähig ist/ sondern wie oben
erwehnet/ die Praeceptores derselben solten sich
nur bemühen/ daß von denen conclusionibus,
die ad captum der Kinder sind/ ihnen so viel
möglich keine Jrrthümer beygebracht wür-
den.

11. Anderes theils aber/ so ist zwar ein al-
ter Mann
geschickt genung die Grund-Ge-
setze der Vernunfft-Lehre zu begreiffen/ aber

weil
A 5

der Warheit nachzudencken.
alt. Aber das hindert nicht/ ſondern iſt viel
mehr deſto beſſer fuͤr dich/ weil in dieſem Alter
der natuͤrliche Verſtand insgemein zu reif-
fen anfaͤngt. Je ſpaͤter man aber bey Reif-
fung des Verſtandes in ſeinem Kopffe auf-
zuraͤumen anfaͤngt/ ie ſchlimmer iſt es/ weil die
præjudicia ſo dann immer tieffer einwurtzeln/
dergeſtalt/ daß man ſo dann die groͤſte Muͤhe
anwenden muß/ ſie loß zu werden.

10. Derowegen iſt offenbahr/ das eines
Theils ein Kind keinen geſchickten Audito-
r
en der Vernunfft-Lehre/ oder des Haupt-
grundes der Weltweißheit abgeben werde/
weil wegen ermangelnder Reiffe des Verſtan-
des es weder die gantzen ideas in partes accu-
raté
einzutheilen/ oder die nimiam generalita-
tem axiomatum
zu begreiffen/ noch die præju-
dicia
zu erkennen faͤhig iſt/ ſondern wie oben
erwehnet/ die Præceptores derſelben ſolten ſich
nur bemuͤhen/ daß von denen concluſionibus,
die ad captum der Kinder ſind/ ihnen ſo viel
moͤglich keine Jrrthuͤmer beygebracht wuͤr-
den.

11. Anderes theils aber/ ſo iſt zwar ein al-
ter Mann
geſchickt genung die Grund-Ge-
ſetze der Vernunfft-Lehre zu begreiffen/ aber

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[9/0035] der Warheit nachzudencken. alt. Aber das hindert nicht/ ſondern iſt viel mehr deſto beſſer fuͤr dich/ weil in dieſem Alter der natuͤrliche Verſtand insgemein zu reif- fen anfaͤngt. Je ſpaͤter man aber bey Reif- fung des Verſtandes in ſeinem Kopffe auf- zuraͤumen anfaͤngt/ ie ſchlimmer iſt es/ weil die præjudicia ſo dann immer tieffer einwurtzeln/ dergeſtalt/ daß man ſo dann die groͤſte Muͤhe anwenden muß/ ſie loß zu werden. 10. Derowegen iſt offenbahr/ das eines Theils ein Kind keinen geſchickten Audito- ren der Vernunfft-Lehre/ oder des Haupt- grundes der Weltweißheit abgeben werde/ weil wegen ermangelnder Reiffe des Verſtan- des es weder die gantzen ideas in partes accu- raté einzutheilen/ oder die nimiam generalita- tem axiomatum zu begreiffen/ noch die præju- dicia zu erkennen faͤhig iſt/ ſondern wie oben erwehnet/ die Præceptores derſelben ſolten ſich nur bemuͤhen/ daß von denen concluſionibus, die ad captum der Kinder ſind/ ihnen ſo viel moͤglich keine Jrrthuͤmer beygebracht wuͤr- den. 11. Anderes theils aber/ ſo iſt zwar ein al- ter Mann geſchickt genung die Grund-Ge- ſetze der Vernunfft-Lehre zu begreiffen/ aber weil A 5

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/35>, abgerufen am 21.11.2024.