Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].Der Warheit nachzudencken. dern rechte Lust und Begierde zu dieser Aus-übung hast; denn ohne dieselbe wird alle unse- re Arbeit vergebens seyn. 14. Du sprichst wohl: An der Begierde 15. Aber es ist nicht gut mein lieber Freund; 15. Wer in seinen Kopff auffräumen will/ 17. Du
Der Warheit nachzudencken. dern rechte Luſt und Begierde zu dieſer Aus-uͤbung haſt; denn ohne dieſelbe wird alle unſe- re Arbeit vergebens ſeyn. 14. Du ſprichſt wohl: An der Begierde 15. Aber es iſt nicht gut mein lieber Freund; 15. Wer in ſeinen Kopff auffraͤumen will/ 17. Du
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Der Warheit nachzudencken.
dern rechte Luſt und Begierde zu dieſer Aus-
uͤbung haſt; denn ohne dieſelbe wird alle unſe-
re Arbeit vergebens ſeyn.
14. Du ſprichſt wohl: An der Begierde
mangelt mir es nicht/ denn es wird mir ſchon
die Zeit zu lang/ daß du noch nicht mit denen
mir verſprochenen Vortheilen angefangen.
15. Aber es iſt nicht gut mein lieber Freund;
dieſe Begierde iſt fluͤchtig und taugt nicht
viel/ weil ſie keinen groſſen Beſtand haben
wird Haſtu ſchon veꝛgeſſen/ daß wir zu ende der
Vernunfft-Lehre geſagt haben/ daß eine der-
gleichen ungedultige Begierde die Uberei-
lung gebehre.
15. Wer in ſeinen Kopff auffraͤumen will/
muß attent ſeyn. Die attention aber iſt
nichts anders/ als eine gedultige und fleißige
Betrachtung eines Dinges nach allen Thei-
len und Umbſtaͤnden. So ferne dieſe Be-
trachtung nun fleißig iſt/ wird ihr die Nach-
laͤßigkeit entgegen geſetzt/ ſo ferne ſie gedultig
iſt/ leidet ſie keine Ungedult/ und folgends kei-
ne allzuhitzige Begierde. Derowegen pruͤf-
fe dich zufoͤrderſt/ ehe wir anfangen; ob du Fleiß
und Gedult genung bey dir befindeſt auszu-
halten.
17. Du
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