Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].der Warheit nachzudencken/ fohlen/ daß man unter andern Dingen auchan GOtt und göttlicher Vorsehung zweiffeln solle/ und daneben erinnert/ daß zweiffeln nichts anders als fragen oder suchen heisse; so ist ja offenbahr/ daß wir diesen Zweiffel nicht deß- halben angestellt wissen wollen/ daß man Gott und die göttliche Vorsehung verläugnen sol- le/ welches allerdings auff eine Atheisterey/ o- der doch zum wenigsten auf einen der erschreck- ligsten Jrrthümer hinaus lauffen würde; son- dern wir begehren nur/ daß ein Mensch durch diesen nöthigen Zweiffel nach GOtt fragen/ und ihn nebst der Göttlichen Vorsehung rechtschaffen suchen solle/ das ist/ daß er um einen unumstoßlichen Grund GOtt und sei- ne Vorsehung zu begreiffen solle bekümmert seyn. 83. Bey dieser Bewandniß aber ist so weit ge- dem C 4
der Warheit nachzudencken/ fohlen/ daß man unter andern Dingen auchan GOtt und goͤttlicher Vorſehung zweiffeln ſolle/ und daneben erinnert/ daß zweiffeln nichts anders als fragen oder ſuchen heiſſe; ſo iſt ja offenbahr/ daß wir dieſen Zweiffel nicht deß- halben angeſtellt wiſſen wollen/ daß man Gott und die goͤttliche Vorſehung verlaͤugnen ſol- le/ welches allerdings auff eine Atheiſterey/ o- der doch zum wenigſten auf einen der erſchreck- ligſten Jrrthuͤmer hinaus lauffen wuͤrde; ſon- dern wir begehren nur/ daß ein Menſch durch dieſen noͤthigen Zweiffel nach GOtt fragen/ und ihn nebſt der Goͤttlichen Vorſehung rechtſchaffen ſuchen ſolle/ das iſt/ daß er um einen unumſtoßlichen Grund GOtt und ſei- ne Vorſehung zu begreiffen ſolle bekuͤmmert ſeyn. 83. Bey dieſer Bewandniß aber iſt ſo weit ge- dem C 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0065" n="39"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Warheit nachzudencken/</hi></fw><lb/> fohlen/ daß man unter andern Dingen auch<lb/> an GOtt und goͤttlicher Vorſehung zweiffeln<lb/> ſolle/ und daneben erinnert/ daß zweiffeln nichts<lb/> anders als fragen oder ſuchen heiſſe; ſo iſt ja<lb/> offenbahr/ daß wir dieſen Zweiffel nicht deß-<lb/> halben angeſtellt wiſſen wollen/ daß man Gott<lb/> und die goͤttliche Vorſehung verlaͤugnen ſol-<lb/> le/ welches allerdings auff eine <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Atheiſter</hi></hi>ey/ o-<lb/> der doch zum wenigſten auf einen der erſchreck-<lb/> ligſten Jrrthuͤmer hinaus lauffen wuͤrde; ſon-<lb/> dern wir begehren nur/ daß ein Menſch durch<lb/> dieſen noͤthigen Zweiffel <hi rendition="#fr">nach GOtt fragen/<lb/> und ihn nebſt der Goͤttlichen Vorſehung<lb/> rechtſchaffen ſuchen ſolle/</hi> das iſt/ daß er um<lb/> einen unumſtoßlichen Grund GOtt und ſei-<lb/> ne Vorſehung zu begreiffen ſolle bekuͤmmert<lb/> ſeyn.</p><lb/> <p>83. Bey dieſer Bewandniß aber iſt ſo weit ge-<lb/> fehlet/ daß wir dadurch unſere Lehrlinge zu ei-<lb/> niger auch der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">ſubtileſten Atheiſter</hi></hi>ey <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">diſpo-<lb/> nir</hi></hi>en ſolten/ daß wir vielmehr dieſelben eben<lb/> dadurch <hi rendition="#fr">von aller</hi> <hi rendition="#aq">Atheiſt</hi><hi rendition="#fr">erey am weite-<lb/> ſten entfernen/</hi> und ihnen den Weg zeigen/<lb/> nicht alleine ſich ſelbſt wider alle <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Atheiſti</hi></hi>ſche<lb/> Gedancken zu waffnen/ ſondern auch der<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Atheiſt</hi></hi>en ihre Thorheiten zu widerlegen; in<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">C</hi> 4</fw><fw place="bottom" type="catch">dem</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [39/0065]
der Warheit nachzudencken/
fohlen/ daß man unter andern Dingen auch
an GOtt und goͤttlicher Vorſehung zweiffeln
ſolle/ und daneben erinnert/ daß zweiffeln nichts
anders als fragen oder ſuchen heiſſe; ſo iſt ja
offenbahr/ daß wir dieſen Zweiffel nicht deß-
halben angeſtellt wiſſen wollen/ daß man Gott
und die goͤttliche Vorſehung verlaͤugnen ſol-
le/ welches allerdings auff eine Atheiſterey/ o-
der doch zum wenigſten auf einen der erſchreck-
ligſten Jrrthuͤmer hinaus lauffen wuͤrde; ſon-
dern wir begehren nur/ daß ein Menſch durch
dieſen noͤthigen Zweiffel nach GOtt fragen/
und ihn nebſt der Goͤttlichen Vorſehung
rechtſchaffen ſuchen ſolle/ das iſt/ daß er um
einen unumſtoßlichen Grund GOtt und ſei-
ne Vorſehung zu begreiffen ſolle bekuͤmmert
ſeyn.
83. Bey dieſer Bewandniß aber iſt ſo weit ge-
fehlet/ daß wir dadurch unſere Lehrlinge zu ei-
niger auch der ſubtileſten Atheiſterey diſpo-
niren ſolten/ daß wir vielmehr dieſelben eben
dadurch von aller Atheiſterey am weite-
ſten entfernen/ und ihnen den Weg zeigen/
nicht alleine ſich ſelbſt wider alle Atheiſtiſche
Gedancken zu waffnen/ ſondern auch der
Atheiſten ihre Thorheiten zu widerlegen; in
dem
C 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |