Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

Bild:
<< vorherige Seite

Das 1. H. von der Geschickligkeit
dem nach dem allgemeinen Beyfall auch de-
rer/ die uns einer Atheisterey beschuldigen
wolten/ so wohl auch nach dem Ausspruch
Göttlicher Warheit selbst/ dieses das vornehm-
ste Kennzeichen eines Atheisten ist/ daß er nach
GOtt nichts frage/ noch ihn gebührend
suche.

94. Wolte aber ja allenfallseiner/ dem der
von uns begehrte Zweiffel noch nicht zu Sin-
ne will/ dich weiter poussiren, so darffstu ihn
nicht mehr als seine eigene Theologiam na-
turalem
und seine Scripta Anti-Atheisti-
ca
vorhalten/ als in welchen er sich höchst ange-
legen seyn läst/ durch allerhand Mittel und
Wege/ nehmlich per vias causalitatis, per-
fectionis & negationis
die natürliche Erkent-
niß von GOtt und seiner Vorsorge zu erwe-
cken und zu befestigen; welches alles unnöthig
ja höchst unförmlich seyn würde/ wenn diesel-
ben so leichte als andere erste und unstreitige
Warheiten zu begreiffen wären.

85. Denn hat man wohl iemahlen gese-
hen/ daß ein Philosophus wegen der Erkennt-
niß dergleichen unstreitigen Warheiten/ z. e.
daß zweymahl drey sechse seyn; daß dieser
Stock gerade und nicht krum sey; daß dieser

Thurm

Das 1. H. von der Geſchickligkeit
dem nach dem allgemeinen Beyfall auch de-
rer/ die uns einer Atheiſterey beſchuldigen
wolten/ ſo wohl auch nach dem Ausſpruch
Goͤttlicher Warheit ſelbſt/ dieſes das vornehm-
ſte Kennzeichen eines Atheiſten iſt/ daß er nach
GOtt nichts frage/ noch ihn gebuͤhrend
ſuche.

94. Wolte aber ja allenfallseiner/ dem der
von uns begehrte Zweiffel noch nicht zu Sin-
ne will/ dich weiter pouſſiren, ſo darffſtu ihn
nicht mehr als ſeine eigene Theologiam na-
turalem
und ſeine Scripta Anti-Atheiſti-
ca
vorhalten/ als in welchen er ſich hoͤchſt ange-
legen ſeyn laͤſt/ durch allerhand Mittel und
Wege/ nehmlich per vias cauſalitatis, per-
fectionis & negationis
die natuͤrliche Erkent-
niß von GOtt und ſeiner Vorſorge zu erwe-
cken und zu befeſtigen; welches alles unnoͤthig
ja hoͤchſt unfoͤrmlich ſeyn wuͤrde/ wenn dieſel-
ben ſo leichte als andere erſte und unſtreitige
Warheiten zu begreiffen waͤren.

85. Denn hat man wohl iemahlen geſe-
hen/ daß ein Philoſophus wegen der Erkennt-
niß dergleichen unſtreitigen Warheiten/ z. e.
daß zweymahl drey ſechſe ſeyn; daß dieſer
Stock gerade und nicht krum ſey; daß dieſer

Thurm
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0066" n="40"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das 1. H. von der Ge&#x017F;chickligkeit</hi></fw><lb/>
dem nach dem allgemeinen Beyfall auch de-<lb/>
rer/ die uns einer <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Athei&#x017F;ter</hi></hi>ey be&#x017F;chuldigen<lb/>
wolten/ &#x017F;o wohl auch nach dem Aus&#x017F;pruch<lb/>
Go&#x0364;ttlicher Warheit &#x017F;elb&#x017F;t/ die&#x017F;es das vornehm-<lb/>
&#x017F;te Kennzeichen eines <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Athei&#x017F;ten</hi></hi> i&#x017F;t/ daß er nach<lb/>
GOtt <hi rendition="#fr">nichts frage/</hi> noch ihn <hi rendition="#fr">gebu&#x0364;hrend</hi><lb/>
&#x017F;uche.</p><lb/>
        <p>94. Wolte aber ja allenfallseiner/ dem der<lb/>
von uns begehrte Zweiffel noch nicht zu Sin-<lb/>
ne will/ dich weiter <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">pou&#x017F;&#x017F;iren</hi>,</hi> &#x017F;o darff&#x017F;tu ihn<lb/>
nicht mehr als &#x017F;eine eigene <hi rendition="#aq">Theologiam na-<lb/>
turalem</hi> und &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Scripta Anti-Athei&#x017F;ti-<lb/>
ca</hi> vorhalten/ als in welchen er &#x017F;ich ho&#x0364;ch&#x017F;t ange-<lb/>
legen &#x017F;eyn la&#x0364;&#x017F;t/ durch allerhand Mittel und<lb/>
Wege/ nehmlich <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">per vias cau&#x017F;alitatis, per-<lb/>
fectionis &amp; negationis</hi></hi> die natu&#x0364;rliche Erkent-<lb/>
niß von GOtt und &#x017F;einer Vor&#x017F;orge zu erwe-<lb/>
cken und zu befe&#x017F;tigen; welches alles unno&#x0364;thig<lb/>
ja ho&#x0364;ch&#x017F;t unfo&#x0364;rmlich &#x017F;eyn wu&#x0364;rde/ wenn die&#x017F;el-<lb/>
ben &#x017F;o leichte als andere er&#x017F;te und un&#x017F;treitige<lb/>
Warheiten zu begreiffen wa&#x0364;ren.</p><lb/>
        <p>85. Denn hat man wohl iemahlen ge&#x017F;e-<lb/>
hen/ daß ein <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Philo&#x017F;ophus</hi></hi> wegen der Erkennt-<lb/>
niß dergleichen un&#x017F;treitigen Warheiten/ z. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">e.</hi></hi><lb/>
daß zweymahl drey &#x017F;ech&#x017F;e &#x017F;eyn; daß die&#x017F;er<lb/>
Stock gerade und nicht krum &#x017F;ey; daß die&#x017F;er<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Thurm</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[40/0066] Das 1. H. von der Geſchickligkeit dem nach dem allgemeinen Beyfall auch de- rer/ die uns einer Atheiſterey beſchuldigen wolten/ ſo wohl auch nach dem Ausſpruch Goͤttlicher Warheit ſelbſt/ dieſes das vornehm- ſte Kennzeichen eines Atheiſten iſt/ daß er nach GOtt nichts frage/ noch ihn gebuͤhrend ſuche. 94. Wolte aber ja allenfallseiner/ dem der von uns begehrte Zweiffel noch nicht zu Sin- ne will/ dich weiter pouſſiren, ſo darffſtu ihn nicht mehr als ſeine eigene Theologiam na- turalem und ſeine Scripta Anti-Atheiſti- ca vorhalten/ als in welchen er ſich hoͤchſt ange- legen ſeyn laͤſt/ durch allerhand Mittel und Wege/ nehmlich per vias cauſalitatis, per- fectionis & negationis die natuͤrliche Erkent- niß von GOtt und ſeiner Vorſorge zu erwe- cken und zu befeſtigen; welches alles unnoͤthig ja hoͤchſt unfoͤrmlich ſeyn wuͤrde/ wenn dieſel- ben ſo leichte als andere erſte und unſtreitige Warheiten zu begreiffen waͤren. 85. Denn hat man wohl iemahlen geſe- hen/ daß ein Philoſophus wegen der Erkennt- niß dergleichen unſtreitigen Warheiten/ z. e. daß zweymahl drey ſechſe ſeyn; daß dieſer Stock gerade und nicht krum ſey; daß dieſer Thurm

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/66
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/66>, abgerufen am 21.11.2024.