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Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692.

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Das 5. Hauptst. von der allgemeinen
wenn ich sagen wolte/ der Haß sey ein Mittel/ Liebe zu
erwecken. n. 71. Kan die Liebe nicht Friede machen/
so kan es der Krieg viel weniger. n. 72. Obj. wil er
nicht so muß er. Jch wil ihn mit Gewalt zur raison
bringen. n. 73. Resp. Vernunfft kan nicht durch Ge-
walt znrechte gebracht werden. Liebe leidet keinen
Zwang. Der andere hält nicht stille/ sondern braucht
Gegen-Gewalt n. 74. und stehet also dahin/ ob deine
oder seine Gewalt den Sieg davon tragen werde. n. 75.
Der Sieg falle wohin er wil/ so macht er keinen Frie-
de. n. 76. So wenig als die Balger durch die Duelle
satisfaction
kriegen. n. 77. Sieget der Beleidigte/
was für Versicherung hat er/ daß der andere werde
Friede halten? weder sein Versprechen n. 78. noch
sein Furcht kan ihn versichern. n. 79. noch sein Tod.
n. 80. Sieget der Beleydiger so heist es Patience par
force n.
81. also ist es ja besser: Patience par amour.
n.
82. Derowegen ist die Gedult das eintzige Mittel
Friede zu erhalten. n. 83. indem so lange kein Krieg
sein kan als der Beleydigte Theil nicht bricht. n. 84.
Obj. das ist kein Friede/ darinnen ich mich alle Augen-
blick befahren muß/ man werde meine Gemüths-Ru-
he stören/ und von kleinen Beleydigungen biß zu den
grösten steigen. n. 85. Resp. n. 86. Durch Beraubung
meins Vermögens und Beschimpffungen kan die Ge-
müths-Ruhe nicht gestöret werden. n. 87. 88. Wie-
wohl die meisten Kriege deshalben geführet werden
n. 89. Hiernechst treibet des Beleydigten Gedult den
Beleydiger niemahls an mit seinen Beleydigungen
sortzufahren. n. 90. er sey nun genereux n. 91. oder
Ehrgeitzig n. 92. oder Geldgeitzig n. 93 oder Wohl-
lüstig n. 94. oder grausam n. 95. oder furchtsam. n.
96. Denn ein Furchtsamer wird grausam wenn man
ihn beleydiget. n. 97. Furcht und Gedult ist zweyer-
ley. n. 98. Ein Gedultiger ist nicht schuldig zu künffti-
ge Beleydigungen auszustehen. n. 99. Und also ist er
auch wider irraisonable Leute sicher/ die wegen seiner
Gedult
Das 5. Hauptſt. von der allgemeinen
wenn ich ſagen wolte/ der Haß ſey ein Mittel/ Liebe zu
erwecken. n. 71. Kan die Liebe nicht Friede machen/
ſo kan es der Krieg viel weniger. n. 72. Obj. wil er
nicht ſo muß er. Jch wil ihn mit Gewalt zur raiſon
bringen. n. 73. Resp. Vernunfft kan nicht durch Ge-
walt znrechte gebracht werden. Liebe leidet keinen
Zwang. Der andere haͤlt nicht ſtille/ ſondern braucht
Gegen-Gewalt n. 74. und ſtehet alſo dahin/ ob deine
oder ſeine Gewalt den Sieg davon tragen werde. n. 75.
Der Sieg falle wohin er wil/ ſo macht er keinen Frie-
de. n. 76. So wenig als die Balger durch die Duelle
ſatisfaction
kriegen. n. 77. Sieget der Beleidigte/
was fuͤr Verſicherung hat er/ daß der andere werde
Friede halten? weder ſein Verſprechen n. 78. noch
ſein Furcht kan ihn verſichern. n. 79. noch ſein Tod.
n. 80. Sieget der Beleydiger ſo heiſt es Patience par
force n.
81. alſo iſt es ja beſſer: Patience par amour.
n.
82. Derowegen iſt die Gedult das eintzige Mittel
Friede zu erhalten. n. 83. indem ſo lange kein Krieg
ſein kan als der Beleydigte Theil nicht bricht. n. 84.
Obj. das iſt kein Friede/ darinnen ich mich alle Augen-
blick befahren muß/ man werde meine Gemuͤths-Ru-
he ſtoͤren/ und von kleinen Beleydigungen biß zu den
groͤſten ſteigen. n. 85. Resp. n. 86. Durch Beraubung
meins Vermoͤgens und Beſchimpffungen kan die Ge-
muͤths-Ruhe nicht geſtoͤret werden. n. 87. 88. Wie-
wohl die meiſten Kriege deshalben gefuͤhret werden
n. 89. Hiernechſt treibet des Beleydigten Gedult den
Beleydiger niemahls an mit ſeinen Beleydigungen
ſortzufahren. n. 90. er ſey nun genereux n. 91. oder
Ehrgeitzig n. 92. oder Geldgeitzig n. 93 oder Wohl-
luͤſtig n. 94. oder grauſam n. 95. oder furchtſam. n.
96. Denn ein Furchtſamer wird grauſam wenn man
ihn beleydiget. n. 97. Furcht und Gedult iſt zweyer-
ley. n. 98. Ein Gedultiger iſt nicht ſchuldig zu kuͤnffti-
ge Beleydigungen auszuſtehen. n. 99. Und alſo iſt er
auch wider irraiſonable Leute ſicher/ die wegen ſeiner
Gedult
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[198[196]/0228] Das 5. Hauptſt. von der allgemeinen wenn ich ſagen wolte/ der Haß ſey ein Mittel/ Liebe zu erwecken. n. 71. Kan die Liebe nicht Friede machen/ ſo kan es der Krieg viel weniger. n. 72. Obj. wil er nicht ſo muß er. Jch wil ihn mit Gewalt zur raiſon bringen. n. 73. Resp. Vernunfft kan nicht durch Ge- walt znrechte gebracht werden. Liebe leidet keinen Zwang. Der andere haͤlt nicht ſtille/ ſondern braucht Gegen-Gewalt n. 74. und ſtehet alſo dahin/ ob deine oder ſeine Gewalt den Sieg davon tragen werde. n. 75. Der Sieg falle wohin er wil/ ſo macht er keinen Frie- de. n. 76. So wenig als die Balger durch die Duelle ſatisfaction kriegen. n. 77. Sieget der Beleidigte/ was fuͤr Verſicherung hat er/ daß der andere werde Friede halten? weder ſein Verſprechen n. 78. noch ſein Furcht kan ihn verſichern. n. 79. noch ſein Tod. n. 80. Sieget der Beleydiger ſo heiſt es Patience par force n. 81. alſo iſt es ja beſſer: Patience par amour. n. 82. Derowegen iſt die Gedult das eintzige Mittel Friede zu erhalten. n. 83. indem ſo lange kein Krieg ſein kan als der Beleydigte Theil nicht bricht. n. 84. Obj. das iſt kein Friede/ darinnen ich mich alle Augen- blick befahren muß/ man werde meine Gemuͤths-Ru- he ſtoͤren/ und von kleinen Beleydigungen biß zu den groͤſten ſteigen. n. 85. Resp. n. 86. Durch Beraubung meins Vermoͤgens und Beſchimpffungen kan die Ge- muͤths-Ruhe nicht geſtoͤret werden. n. 87. 88. Wie- wohl die meiſten Kriege deshalben gefuͤhret werden n. 89. Hiernechſt treibet des Beleydigten Gedult den Beleydiger niemahls an mit ſeinen Beleydigungen ſortzufahren. n. 90. er ſey nun genereux n. 91. oder Ehrgeitzig n. 92. oder Geldgeitzig n. 93 oder Wohl- luͤſtig n. 94. oder grauſam n. 95. oder furchtſam. n. 96. Denn ein Furchtſamer wird grauſam wenn man ihn beleydiget. n. 97. Furcht und Gedult iſt zweyer- ley. n. 98. Ein Gedultiger iſt nicht ſchuldig zu kuͤnffti- ge Beleydigungen auszuſtehen. n. 99. Und alſo iſt er auch wider irraiſonable Leute ſicher/ die wegen ſeiner Gedult

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692, S. 198[196]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungsittenlehre_1692/228>, abgerufen am 22.11.2024.