Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692.das Gute u. Böse zu erkennen überhaupt. nen cxceß begangen/ oder aus Hunger gestoh-len. Zugeschweigen/ daß das bonum positivum die Gemüths-Ruhe mehr turbiret als befördert/ das privativum aber dieselbe von denen wie- drigen Verdrießligkeiten befreyet. Ja wenn wir nichts mehr hätten/ daß wir denen/ die diese unsere Meinung antasten wolten/ entgegen setz- ten/ wolten wir sie mit dem Epicuro schamroth machen/ der schon zu seiner Zeit aus eben diesen Ursachen die Wollust beschrieben/ daß sie nichts anders als ein Mangel des Schmertzens oder Verdrusses sey. 134. Was ferner das nothwendige Gut be- 135. So bekümmert sich auch fast niemand 136. Weil dannenhero der Mensch alle sein der D 2
das Gute u. Boͤſe zu erkennen uͤberhaupt. nen cxceß begangen/ oder aus Hunger geſtoh-len. Zugeſchweigen/ daß das bonum poſitivum die Gemuͤths-Ruhe mehr turbiret als befoͤrdert/ das privativum aber dieſelbe von denen wie- drigen Verdrießligkeiten befreyet. Ja wenn wir nichts mehr haͤtten/ daß wir denen/ die dieſe unſere Meinung antaſten wolten/ entgegen ſetz- ten/ wolten wir ſie mit dem Epicuro ſchamroth machen/ der ſchon zu ſeiner Zeit aus eben dieſen Urſachen die Wolluſt beſchrieben/ daß ſie nichts anders als ein Mangel des Schmertzens oder Verdruſſes ſey. 134. Was ferner das nothwendige Gut be- 135. So bekuͤmmert ſich auch faſt niemand 136. Weil dannenhero der Menſch alle ſein der D 2
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das Gute u. Boͤſe zu erkennen uͤberhaupt.
nen cxceß begangen/ oder aus Hunger geſtoh-
len. Zugeſchweigen/ daß das bonum poſitivum
die Gemuͤths-Ruhe mehr turbiret als befoͤrdert/
das privativum aber dieſelbe von denen wie-
drigen Verdrießligkeiten befreyet. Ja wenn
wir nichts mehr haͤtten/ daß wir denen/ die dieſe
unſere Meinung antaſten wolten/ entgegen ſetz-
ten/ wolten wir ſie mit dem Epicuro ſchamroth
machen/ der ſchon zu ſeiner Zeit aus eben dieſen
Urſachen die Wolluſt beſchrieben/ daß ſie nichts
anders als ein Mangel des Schmertzens oder
Verdruſſes ſey.
134. Was ferner das nothwendige Gut be-
trifft/ ſo iſt es offenbahr/ das die gantze Welt/
Freyheit/ Reichthum/ Ehre und das decorum fuͤr
beſſer haͤlt/ als Geſundheit/ Weißheit und Tu-
gend; Ja daß auch unter dieſen das Geld/ ob es
ſchon ein ſehr entfernetes Mittel iſt zum Guten/
allen andern Dingen vorgezogen wird/ und nach
dem gemeinen Jrrthum die Narren weiſe/ die
Laſterhafften Tugendhafft/ auch bey nahe die
Krancken geſund macht.
135. So bekuͤmmert ſich auch faſt niemand
umb das wuͤrckliche Gute/ weil man in lauter
boͤſen ſteckt und alſo taͤglich gewohnet iſt/ aus
zweyen uͤbeln das geringſte zu wehlen.
136. Weil dannenhero der Menſch alle ſein
Thun und Laſſen darnach einrichten ſoll/ wie er
das Gute erlangen und gluͤckſelig leben moͤge;
gleichwohl dieſes ohne dem rechten Gebrauch
der
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