Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.Gelahrheit insgemein. entfernete oder vergangene Dinge erstrecke/über welche sie aber solcher gestalt nichts ver- nünfftiges schliessen kan/ wenn sie nicht zum wenigsten einige historische Relation prae- supponiret. 26. Dannenhero sind die Vernunfft- 27. Die Welt-Weißheit braucht die Ver- 28. Aber bey der Gottesgelahrheit ist die Gött- F 2
Gelahrheit insgemein. entfernete oder vergangene Dinge erſtrecke/uͤber welche ſie aber ſolcher geſtalt nichts ver- nuͤnfftiges ſchlieſſen kan/ wenn ſie nicht zum wenigſten einige hiſtoriſche Relation præ- ſupponiret. 26. Dannenhero ſind die Vernunfft- 27. Die Welt-Weißheit braucht die Ver- 28. Aber bey der Gottesgelahrheit iſt die Goͤtt- F 2
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Gelahrheit insgemein.
entfernete oder vergangene Dinge erſtrecke/
uͤber welche ſie aber ſolcher geſtalt nichts ver-
nuͤnfftiges ſchlieſſen kan/ wenn ſie nicht zum
wenigſten einige hiſtoriſche Relation præ-
ſupponiret.
26. Dannenhero ſind die Vernunfft-
Lehre und die hiſtorie zwey Inſtrumente,
die ſo wol der Gottes-Gelahrheit als Welt-
Weißheit gemein ſind/ jedoch mit dieſem merk-
lichen Unterſcheid.
27. Die Welt-Weißheit braucht die Ver-
nunfft-Lehre als den Grund ihrer gantzen
Wiſſenſchafft/ und præſupponiret nur die
aus der Offenbahrung herruͤhrende hiſtori-
ſchen Relationes als poſtulata und hypo-
theſes, ihre Kunſt daran auszuuͤben/ wan-
nenhero auch dieſelbe nicht hauptſaͤchlich be-
kuͤmmert iſt/ ob die hiſtorie aus Goͤttlicher
oder menſchlicher Offenbahrung entſtanden.
28. Aber bey der Gottesgelahrheit iſt die
Goͤttliche Offenbahrung der ſtetswaͤhrende
Grund/ nach welcher ein Gottes-Gelahrten
nicht allein die von dem Menſchen herruͤhren-
de hiſtorie richtet/ ſondern auch die Vernunfft
zufoͤrderſt angewoͤhnet/ daß ſie nicht ſich un-
terfange mit ihren Vernunfft-Schluͤſſen die
Goͤtt-
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