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Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.

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Classen wahrer u. warscheinl. Dinge.
wohl durch die Sinne/ als durch die ideas ver-
sichert wird.

67. Die Erkäntnüß der Wassers ist schon
dunckeler/ weil dasselbige wegen der continu-
irlichen Fließigkeit nicht beständig gegenwär-
tig bleibet/ auch die Theile desselbigen sich gar
zu geschwind wieder mit dem gantzen vereini-
gen/ auch gar zu gleichförmig sind.

68. Ja es hat der Menschliche Verstand
nicht einmahl eine klare Erkäntnüß von der
substanz des Wassers/ theils weil er niemahl
das gesamte Wasser vermittelst der Sinnen
begreifft/ theils weil er das Wasser allezeit
vermittelst irrdischer Cörper fassen und umge-
ben muß/ wenn er es betrachten will/ sondern
er begreifft die Selbständigkeit desselbigen
gantz dunckel per ideas.

69. Noch dunckeler aber ist die Erkänt-
nüß von dem Feuer/ weil die Bewegung des-
selbigen gar zu geschwind und vehement ist/
auch durch nichts auffgehalten werden kan
wie das Wasser/ ja der menschliche Verstand
mag in Ewigkeit raisonniren/ so wird er doch
nicht gewiß begreiffen/ wie es zu gehe/ daß ein
Funcke durch den Stahl und Feuerstein für-
gebracht werde.

70. Und
R

Claſſen wahrer u. warſcheinl. Dinge.
wohl durch die Sinne/ als durch die ideas ver-
ſichert wird.

67. Die Erkaͤntnuͤß der Waſſers iſt ſchon
dunckeler/ weil daſſelbige wegen der continu-
irlichen Fließigkeit nicht beſtaͤndig gegenwaͤr-
tig bleibet/ auch die Theile deſſelbigen ſich gar
zu geſchwind wieder mit dem gantzen vereini-
gen/ auch gar zu gleichfoͤrmig ſind.

68. Ja es hat der Menſchliche Verſtand
nicht einmahl eine klare Erkaͤntnuͤß von der
ſubſtanz des Waſſers/ theils weil er niemahl
das geſamte Waſſer vermittelſt der Sinnen
begreifft/ theils weil er das Waſſer allezeit
vermittelſt irrdiſcher Coͤrper faſſen und umge-
ben muß/ wenn er es betrachten will/ ſondern
er begreifft die Selbſtaͤndigkeit deſſelbigen
gantz dunckel per ideas.

69. Noch dunckeler aber iſt die Erkaͤnt-
nuͤß von dem Feuer/ weil die Bewegung deſ-
ſelbigen gar zu geſchwind und vehement iſt/
auch durch nichts auffgehalten werden kan
wie das Waſſer/ ja der menſchliche Verſtand
mag in Ewigkeit raiſonniren/ ſo wird er doch
nicht gewiß begreiffen/ wie es zu gehe/ daß ein
Funcke durch den Stahl und Feuerſtein fuͤr-
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[257/0275] Claſſen wahrer u. warſcheinl. Dinge. wohl durch die Sinne/ als durch die ideas ver- ſichert wird. 67. Die Erkaͤntnuͤß der Waſſers iſt ſchon dunckeler/ weil daſſelbige wegen der continu- irlichen Fließigkeit nicht beſtaͤndig gegenwaͤr- tig bleibet/ auch die Theile deſſelbigen ſich gar zu geſchwind wieder mit dem gantzen vereini- gen/ auch gar zu gleichfoͤrmig ſind. 68. Ja es hat der Menſchliche Verſtand nicht einmahl eine klare Erkaͤntnuͤß von der ſubſtanz des Waſſers/ theils weil er niemahl das geſamte Waſſer vermittelſt der Sinnen begreifft/ theils weil er das Waſſer allezeit vermittelſt irrdiſcher Coͤrper faſſen und umge- ben muß/ wenn er es betrachten will/ ſondern er begreifft die Selbſtaͤndigkeit deſſelbigen gantz dunckel per ideas. 69. Noch dunckeler aber iſt die Erkaͤnt- nuͤß von dem Feuer/ weil die Bewegung deſ- ſelbigen gar zu geſchwind und vehement iſt/ auch durch nichts auffgehalten werden kan wie das Waſſer/ ja der menſchliche Verſtand mag in Ewigkeit raiſonniren/ ſo wird er doch nicht gewiß begreiffen/ wie es zu gehe/ daß ein Funcke durch den Stahl und Feuerſtein fuͤr- gebracht werde. 70. Und R

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/275>, abgerufen am 29.11.2024.