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Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.

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Vorrede.
non esse immaterialem aut immorta-
lem.
Das sage ich wohl/ ex ratione sola
nescio, qvod anima sit immaterialis &
immortalis.
Aber ich dächte unter diesen
beyden wäre ja noch wohl ein mercklicher Un-
terschied. Wenn einer zu dem Autore sprä-
che: Er wisse zwar nicht gewiß/ ob er aus
guter intention sich zu uns gewendet/ er gläu-
be es aber doch: wolte wohl der Autor ihn
beschuldigen/ er hätte ihm eine schlimme inten-
tion
beygemessen/ oder seiner guten intention
bellum infe
rirt? Aber gnung hiervon. Jch
verzeihe dem Autori die übele intention, die
er gehabt/ wieder mich zu schreiben/ und gleich
wie mir es leyd ist/ daß er bey denen/ so er da-
durch cour machen wollen/ seinen Zweck
nicht nach Willen erreicht/ auch der ihm dar-
aus eingebildete Nutzen noch künfftig aus-
bleiben möchte/ also kan er sich versichern/ daß
ich nie ermangeln werde/ ihm/ wenn er es von
mir verlanget/ nach vermögen gutes zuthun/
und daß ich ihn aus gutem auffrichtigen Hertzen
vermahne das bekante Symbolum: Fide,
sed cui vide,
künfftig besser zu practiciren/
auch warne/ daß er ferner nicht eher sich an an-

dern
E 2

Vorrede.
non eſſe immaterialem aut immorta-
lem.
Das ſage ich wohl/ ex ratione ſola
neſcio, qvod anima ſit immaterialis &
immortalis.
Aber ich daͤchte unter dieſen
beyden waͤre ja noch wohl ein mercklicher Un-
terſchied. Wenn einer zu dem Autore ſpraͤ-
che: Er wiſſe zwar nicht gewiß/ ob er aus
guter intention ſich zu uns gewendet/ er glaͤu-
be es aber doch: wolte wohl der Autor ihn
beſchuldigen/ er haͤtte ihm eine ſchlimme inten-
tion
beygemeſſen/ oder ſeiner guten intention
bellum infe
rirt? Aber gnung hiervon. Jch
verzeihe dem Autori die uͤbele intention, die
er gehabt/ wieder mich zu ſchreiben/ und gleich
wie mir es leyd iſt/ daß er bey denen/ ſo er da-
durch cour machen wollen/ ſeinen Zweck
nicht nach Willen erreicht/ auch der ihm dar-
aus eingebildete Nutzen noch kuͤnfftig aus-
bleiben moͤchte/ alſo kan er ſich verſichern/ daß
ich nie ermangeln werde/ ihm/ wenn er es von
mir verlanget/ nach vermoͤgen gutes zuthun/
und daß ich ihn aus gutem auffrichtigen Hertzen
vermahne das bekante Symbolum: Fide,
ſed cui vide,
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auch warne/ daß er ferner nicht eher ſich an an-

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[67/0085] Vorrede. non eſſe immaterialem aut immorta- lem. Das ſage ich wohl/ ex ratione ſola neſcio, qvod anima ſit immaterialis & immortalis. Aber ich daͤchte unter dieſen beyden waͤre ja noch wohl ein mercklicher Un- terſchied. Wenn einer zu dem Autore ſpraͤ- che: Er wiſſe zwar nicht gewiß/ ob er aus guter intention ſich zu uns gewendet/ er glaͤu- be es aber doch: wolte wohl der Autor ihn beſchuldigen/ er haͤtte ihm eine ſchlimme inten- tion beygemeſſen/ oder ſeiner guten intention bellum inferirt? Aber gnung hiervon. Jch verzeihe dem Autori die uͤbele intention, die er gehabt/ wieder mich zu ſchreiben/ und gleich wie mir es leyd iſt/ daß er bey denen/ ſo er da- durch cour machen wollen/ ſeinen Zweck nicht nach Willen erreicht/ auch der ihm dar- aus eingebildete Nutzen noch kuͤnfftig aus- bleiben moͤchte/ alſo kan er ſich verſichern/ daß ich nie ermangeln werde/ ihm/ wenn er es von mir verlanget/ nach vermoͤgen gutes zuthun/ und daß ich ihn aus gutem auffrichtigen Hertzen vermahne das bekante Symbolum: Fide, ſed cui vide, kuͤnfftig beſſer zu practiciren/ auch warne/ daß er ferner nicht eher ſich an an- dern E 2

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/85>, abgerufen am 19.05.2024.