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Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.

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1. Hauptstück von der
Gelegenheit haben/ ihren Verstand genauer
auszubessern/ solten/ ob sie gleich nicht pro-
fession
von der Gelahrheit machen/ dennoch
sich so viel möglich bemühen/ über den Zustand
der Ersten zu erheben/ daß/ ob sie gleich nicht
für Gelahrte passiren können/ dennoch auch
nicht ungelehrt genennet werden mögen.

15. Wenn sie aber von der Gelahrheit
profession machen/ müssen sie zuförderst wol
erwegen/ daß ihnen GOtt in diesem Leben
zwey sonderbare Lichte überlassen/ ihren ver-
finsterten Verstand zu erleuchten/ und die-
selbigen wol zu unterscheiden wissen.

16. Das eine ist das natürliche Licht oder
der Verstand selbst/ wodurch der Mensch ver-
mögend ist/ aus natürlichen Kräfften von de-
nen sinnlichen und irrdischen Dingen sich einen
wahren und deutlichen concept zu machen/
zu Nutzen dieses zeitlichen Lebens.

17. Das andere ist ein übernatürliches/
und das von Göttlicher Offenbahrung ent-
stehet/ durch welches der Mensch die Göttli-
che Geheimnüsse/ so ihn zu einem künfftigen
Leben führen/ so viel als seine gegenwärtige
Unvollkommenheit zulässt/ erkennet.

18. Diese Göttliche Offenbahrung/ gleich-

wie

1. Hauptſtuͤck von der
Gelegenheit haben/ ihren Verſtand genauer
auszubeſſern/ ſolten/ ob ſie gleich nicht pro-
feſſion
von der Gelahrheit machen/ dennoch
ſich ſo viel moͤglich bemuͤhen/ uͤber den Zuſtand
der Erſten zu erheben/ daß/ ob ſie gleich nicht
fuͤr Gelahrte paſſiren koͤnnen/ dennoch auch
nicht ungelehrt genennet werden moͤgen.

15. Wenn ſie aber von der Gelahrheit
profeſſion machen/ muͤſſen ſie zufoͤrderſt wol
erwegen/ daß ihnen GOtt in dieſem Leben
zwey ſonderbare Lichte uͤberlaſſen/ ihren ver-
finſterten Verſtand zu erleuchten/ und die-
ſelbigen wol zu unterſcheiden wiſſen.

16. Das eine iſt das natuͤrliche Licht oder
der Verſtand ſelbſt/ wodurch der Menſch ver-
moͤgend iſt/ aus natuͤrlichen Kraͤfften von de-
nen ſinnlichen und irrdiſchen Dingen ſich einen
wahren und deutlichen concept zu machen/
zu Nutzen dieſes zeitlichen Lebens.

17. Das andere iſt ein uͤbernatuͤrliches/
und das von Goͤttlicher Offenbahrung ent-
ſtehet/ durch welches der Menſch die Goͤttli-
che Geheimnuͤſſe/ ſo ihn zu einem kuͤnfftigen
Leben fuͤhren/ ſo viel als ſeine gegenwaͤrtige
Unvollkommenheit zulaͤſſt/ erkennet.

18. Dieſe Goͤttliche Offenbahrung/ gleich-

wie
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[80/0098] 1. Hauptſtuͤck von der Gelegenheit haben/ ihren Verſtand genauer auszubeſſern/ ſolten/ ob ſie gleich nicht pro- feſſion von der Gelahrheit machen/ dennoch ſich ſo viel moͤglich bemuͤhen/ uͤber den Zuſtand der Erſten zu erheben/ daß/ ob ſie gleich nicht fuͤr Gelahrte paſſiren koͤnnen/ dennoch auch nicht ungelehrt genennet werden moͤgen. 15. Wenn ſie aber von der Gelahrheit profeſſion machen/ muͤſſen ſie zufoͤrderſt wol erwegen/ daß ihnen GOtt in dieſem Leben zwey ſonderbare Lichte uͤberlaſſen/ ihren ver- finſterten Verſtand zu erleuchten/ und die- ſelbigen wol zu unterſcheiden wiſſen. 16. Das eine iſt das natuͤrliche Licht oder der Verſtand ſelbſt/ wodurch der Menſch ver- moͤgend iſt/ aus natuͤrlichen Kraͤfften von de- nen ſinnlichen und irrdiſchen Dingen ſich einen wahren und deutlichen concept zu machen/ zu Nutzen dieſes zeitlichen Lebens. 17. Das andere iſt ein uͤbernatuͤrliches/ und das von Goͤttlicher Offenbahrung ent- ſtehet/ durch welches der Menſch die Goͤttli- che Geheimnuͤſſe/ ſo ihn zu einem kuͤnfftigen Leben fuͤhren/ ſo viel als ſeine gegenwaͤrtige Unvollkommenheit zulaͤſſt/ erkennet. 18. Dieſe Goͤttliche Offenbahrung/ gleich- wie

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/98>, abgerufen am 19.05.2024.