Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723.

Bild:
<< vorherige Seite
27.
Bey diesem Feld-Geschrey, der Schrifft und Grund-Gelehrten: Bleib wie Molinos, ich mit stiller Ruh beglückt. Wenn sie gleich durch die Macht der Zungen, mich zerstöhrten: Wird mein Gemüthe nicht aus dem Gewicht gerückt. Ich könte ihre Flüch: mit Gegen-Flüchen rächen: Ich aber segne sie: will Christi Lehr nicht brechen.
28.
Denn solt ich ärgern mich: thät ich dem Leibe Schaden. Die Schrifft, die Sitten-Kunst: flöst uns die Sanfftmuth ein. Solt vor die Richter, ich die Hohenpriester laden? Würd ein Verächter ich der Bothen GOttes seyn; Und einen Dinten-Krieg, mit ihnen anzufangen: Dazu fühlt mein Geblüth, kein feuriges Verlangen.
29.
Denn wenn ich recht beleucht die Glaubens-Zänckereyen: Find ich: daß ihre Blüt aus schwartzen Wurtzeln stammt. Die Früchte, die sie trägt: sind Schmähen: Schelten: Schreyen. Wer weiß nicht, daß ein Christ: den anderen verdammt? Ich muß den Türck und Heyd: für ächte Christen preisen; Indem sie, durch die Lieb, das Christenthum beweisen.
30.
Ich liebe Fried und Ruh; such meinem GOtt zu dienen Nach dem Begriff, den ich, von seiner Gottheit führ. Da aber aus dem Zanck, nicht solche Rosen grünen: Kommt es, daß für dem Zanck, ich einen Eckel spühr; Ich werd der Priesterschafft: ihr Lehren nicht verwehren: Sie aber mich auch nicht, zu ihrer Lehr bekehren.
31.
Ich lebe wie ich will: bin frey in meinem Dencken. Ich schreibe was ich denck. Ich rede was ich schreib. Von dieser Lebens-Weiß: wird keine Furcht mich lencken. Ich weiß, daß ich ein Knecht der göldnen Freyheit bleib; Der Glaube komt von GOtt: von GOtt kommt dieses Leben: Demselben werde ich, von beyden Rechnung geben.
27.
Bey diesem Feld-Geschrey, der Schrifft und Grund-Gelehrten: Bleib wie Molinos, ich mit stiller Ruh beglückt. Wenn sie gleich durch die Macht der Zungen, mich zerstöhrten: Wird mein Gemüthe nicht aus dem Gewicht gerückt. Ich könte ihre Flüch: mit Gegen-Flüchen rächen: Ich aber segne sie: will Christi Lehr nicht brechen.
28.
Denn solt ich ärgern mich: thät ich dem Leibe Schaden. Die Schrifft, die Sitten-Kunst: flöst uns die Sanfftmuth ein. Solt vor die Richter, ich die Hohenpriester laden? Würd ein Verächter ich der Bothen GOttes seyn; Und einen Dinten-Krieg, mit ihnen anzufangen: Dazu fühlt mein Geblüth, kein feuriges Verlangen.
29.
Denn wenn ich recht beleucht die Glaubens-Zänckereyen: Find ich: daß ihre Blüt aus schwartzen Wurtzeln stammt. Die Früchte, die sie trägt: sind Schmähen: Schelten: Schreyen. Wer weiß nicht, daß ein Christ: den anderen verdammt? Ich muß den Türck und Heyd: für ächte Christen preisen; Indem sie, durch die Lieb, das Christenthum beweisen.
30.
Ich liebe Fried und Ruh; such meinem GOtt zu dienen Nach dem Begriff, den ich, von seiner Gottheit führ. Da aber aus dem Zanck, nicht solche Rosen grünen: Kommt es, daß für dem Zanck, ich einen Eckel spühr; Ich werd der Priesterschafft: ihr Lehren nicht verwehren: Sie aber mich auch nicht, zu ihrer Lehr bekehren.
31.
Ich lebe wie ich will: bin frey in meinem Dencken. Ich schreibe was ich denck. Ich rede was ich schreib. Von dieser Lebens-Weiß: wird keine Furcht mich lencken. Ich weiß, daß ich ein Knecht der göldnen Freyheit bleib; Der Glaube komt von GOtt: von GOtt kommt dieses Leben: Demselben werde ich, von beyden Rechnung geben.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0335" n="319"/>
      </div>
      <div>
        <head>27.</head><lb/>
        <l>Bey diesem Feld-Geschrey, der Schrifft und Grund-Gelehrten: Bleib wie Molinos,                      ich mit stiller Ruh beglückt. Wenn sie gleich durch die Macht der Zungen, mich                      zerstöhrten: Wird mein Gemüthe nicht aus dem Gewicht gerückt. Ich könte ihre                      Flüch: mit Gegen-Flüchen rächen: Ich aber segne sie: will Christi Lehr nicht                      brechen.</l>
      </div>
      <div>
        <head>28.</head><lb/>
        <l>Denn solt ich ärgern mich: thät ich dem Leibe Schaden. Die Schrifft, die                      Sitten-Kunst: flöst uns die Sanfftmuth ein. Solt vor die Richter, ich die                      Hohenpriester laden? Würd ein Verächter ich der Bothen GOttes seyn; Und einen                      Dinten-Krieg, mit ihnen anzufangen: Dazu fühlt mein Geblüth, kein feuriges                      Verlangen.</l>
      </div>
      <div>
        <head>29.</head><lb/>
        <l>Denn wenn ich recht beleucht die Glaubens-Zänckereyen: Find ich: daß ihre Blüt                      aus schwartzen Wurtzeln stammt. Die Früchte, die sie trägt: sind Schmähen:                      Schelten: Schreyen. Wer weiß nicht, daß ein Christ: den anderen verdammt? Ich                      muß den Türck und Heyd: für ächte Christen preisen; Indem sie, durch die Lieb,                      das Christenthum beweisen.</l>
      </div>
      <div>
        <head>30.</head><lb/>
        <l>Ich liebe Fried und Ruh; such meinem GOtt zu dienen Nach dem Begriff, den ich,                      von seiner Gottheit führ. Da aber aus dem Zanck, nicht solche Rosen grünen:                      Kommt es, daß für dem Zanck, ich einen Eckel spühr; Ich werd der                      Priesterschafft: ihr Lehren nicht verwehren: Sie aber mich auch nicht, zu ihrer                      Lehr bekehren.</l>
      </div>
      <div>
        <head>31.</head><lb/>
        <l>Ich lebe wie ich will: bin frey in meinem Dencken. Ich schreibe was ich denck.                      Ich rede was ich schreib. Von dieser Lebens-Weiß: wird keine Furcht mich                      lencken. Ich weiß, daß ich ein Knecht der göldnen Freyheit bleib; Der Glaube                      komt von GOtt: von GOtt kommt dieses Leben: Demselben werde ich, von beyden                      Rechnung geben.</l>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[319/0335] 27. Bey diesem Feld-Geschrey, der Schrifft und Grund-Gelehrten: Bleib wie Molinos, ich mit stiller Ruh beglückt. Wenn sie gleich durch die Macht der Zungen, mich zerstöhrten: Wird mein Gemüthe nicht aus dem Gewicht gerückt. Ich könte ihre Flüch: mit Gegen-Flüchen rächen: Ich aber segne sie: will Christi Lehr nicht brechen. 28. Denn solt ich ärgern mich: thät ich dem Leibe Schaden. Die Schrifft, die Sitten-Kunst: flöst uns die Sanfftmuth ein. Solt vor die Richter, ich die Hohenpriester laden? Würd ein Verächter ich der Bothen GOttes seyn; Und einen Dinten-Krieg, mit ihnen anzufangen: Dazu fühlt mein Geblüth, kein feuriges Verlangen. 29. Denn wenn ich recht beleucht die Glaubens-Zänckereyen: Find ich: daß ihre Blüt aus schwartzen Wurtzeln stammt. Die Früchte, die sie trägt: sind Schmähen: Schelten: Schreyen. Wer weiß nicht, daß ein Christ: den anderen verdammt? Ich muß den Türck und Heyd: für ächte Christen preisen; Indem sie, durch die Lieb, das Christenthum beweisen. 30. Ich liebe Fried und Ruh; such meinem GOtt zu dienen Nach dem Begriff, den ich, von seiner Gottheit führ. Da aber aus dem Zanck, nicht solche Rosen grünen: Kommt es, daß für dem Zanck, ich einen Eckel spühr; Ich werd der Priesterschafft: ihr Lehren nicht verwehren: Sie aber mich auch nicht, zu ihrer Lehr bekehren. 31. Ich lebe wie ich will: bin frey in meinem Dencken. Ich schreibe was ich denck. Ich rede was ich schreib. Von dieser Lebens-Weiß: wird keine Furcht mich lencken. Ich weiß, daß ich ein Knecht der göldnen Freyheit bleib; Der Glaube komt von GOtt: von GOtt kommt dieses Leben: Demselben werde ich, von beyden Rechnung geben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in TEI. (2012-11-23T14:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme der Wolfenbütteler Digitalen Bibliothek entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-23T14:00:00Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-23T14:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte01_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte01_1723/335
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte01_1723/335>, abgerufen am 24.11.2024.