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Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723.

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Die Zoffe ist wieder vorgefordert worden, und bleibet feste drauff, daß Anna, als Sie das Kind abgewaschen, und Sie (die Zoffe) hernach zur Mittel-Magd mehr nicht gesagt, als: Ich will es immer behalten: oder; Ach wenn ich es behalten dürffte. Inmassen sie es denn auch also zuerst der Käse-Mutter, als Sie gefragt, was Anna zum Kinde gesagt, erzehlet. Die Käse-Mutter berichtet: die Zoffe hätte zu Ihr nicht andersgesagt, als daß Anna gesagt: Sie wolte das Kind behalten; die Zoffe aber drauff geantwortet, was Sie nun mit dem Kinde machen wolte, da es todt wäre: Sie hätte es zuvor mögen behalten. Die Mittel-Magd ist der Zoffe fürgestellet worden, und saget: Sie hätte nicht anders gemeinet, als daß die Zoffe berichtet: Anna hätte gesagt; du liebes Kind, ich hätte dich gerne behalten wollen, wenn ich für den Meinigen gedurfft. Weil Sie aber nun hörete daß es nicht so sey, (wäre auch damahls in lauffen geschehen, und Sie in Erschreckniß gewesen) könte Sie nicht gewiß drauff reden. Der Mittel-Magd ist Zeit gegeben worden, sich zubedencken. Die andern beyden aber haben Ihre Aussage hernach beschworen. Die Zoffe sagt ferner, daß als die Frau den ersten Abend von der Kindtauffe nach Hause kommen, wäre Sie nur ein wenig in die Unter-Stube gangen und sich angezogen, bald aber darnach auff den Boden (wo Sie sonst der Herr und Kinder in 2. Kammern neben einander geschlaffen) und nicht wieder herunter kommen. Ob Sie aber noch diesen Abend in der Tochter Kammer gangen, könte Sie nicht wissen. Als aber die Tochter das Kind bekommen haben solte, wäre es die erste Nacht umb 1 Uhr ohngefähr geschehen. Sie hätte zwar kein Geschrey gehört, aber das Gesinde hätte folgendes Tages davon geredet, daß Anna gewinselt hätte, und wäre Sie damahls mit der Köchin in der Kinder-Stube gewesen. Die Käse-Mutter hätte damahls zu Ihr und der Köchin gesagt: Anna hätte Sie zu sich fordern lassen und es Ihr abgebeten, da Sie Ihr auff den Leib gegriffen. Frühe Morgens hätte zwar niemand zur Tochter gedurfft. Ob aber die Mutter bey Ihr gewesen, wisse Sie nicht. Die andere Tochter M. S. wäre die erste Nacht herunter in die Kinder-Stube, wo Sie die Zoffe und Köchin schlieffen, kommen, für das Bette nieder gefallen, die Hände zusammen geschlagen und gesagt: Sie könte und wüste nicht droben zu bleiben. Hernach wäre ein Pferd in Hoff gelauffen und für das Fenster kommen, da wäre Sie M. S. erschrocken und gesagt. Was komt? Es kommt ein Neuter. Sehet flugs nauß. Es hätte aber niemand nachgesehen. M. S. aber hätte die Hände zusammen geschlagen, gebetet, und Sie beyde ermahnet, sie solten doch fleißig beten, daß der liebe GOtt Sie behüten wolte, wenn etwas vorgienge, daß Sie ja nichts sähe, und gar nichts wüste. Denn sie hätte nicht gerne hinauff und auch nicht gerne unten bleiben wollen, weil Sie vor der Mutter sich gefürchtet, und gesagt: die liebe Mutter schlüge sie, wenn Sie unten bliebe. Den Tag drauff hätte Sie die Frau auch sehen in das kleine Gärtgen gehen. Was Sie drinnen gemacht, wisse Sie nicht. Hätte zur Köchin freylich gesagt, Sie wolte das Kind wohl in Gar-

Die Zoffe ist wieder vorgefordert worden, und bleibet feste drauff, daß Anna, als Sie das Kind abgewaschen, und Sie (die Zoffe) hernach zur Mittel-Magd mehr nicht gesagt, als: Ich will es immer behalten: oder; Ach wenn ich es behalten dürffte. Inmassen sie es denn auch also zuerst der Käse-Mutter, als Sie gefragt, was Anna zum Kinde gesagt, erzehlet. Die Käse-Mutter berichtet: die Zoffe hätte zu Ihr nicht andersgesagt, als daß Anna gesagt: Sie wolte das Kind behalten; die Zoffe aber drauff geantwortet, was Sie nun mit dem Kinde machen wolte, da es todt wäre: Sie hätte es zuvor mögen behalten. Die Mittel-Magd ist der Zoffe fürgestellet worden, und saget: Sie hätte nicht anders gemeinet, als daß die Zoffe berichtet: Anna hätte gesagt; du liebes Kind, ich hätte dich gerne behalten wollen, wenn ich für den Meinigen gedurfft. Weil Sie aber nun hörete daß es nicht so sey, (wäre auch damahls in lauffen geschehen, und Sie in Erschreckniß gewesen) könte Sie nicht gewiß drauff reden. Der Mittel-Magd ist Zeit gegeben worden, sich zubedencken. Die andern beyden aber haben Ihre Aussage hernach beschworen. Die Zoffe sagt ferner, daß als die Frau den ersten Abend von der Kindtauffe nach Hause kommen, wäre Sie nur ein wenig in die Unter-Stube gangen und sich angezogen, bald aber darnach auff den Boden (wo Sie sonst der Herr und Kinder in 2. Kammern neben einander geschlaffen) und nicht wieder herunter kommen. Ob Sie aber noch diesen Abend in der Tochter Kammer gangen, könte Sie nicht wissen. Als aber die Tochter das Kind bekommen haben solte, wäre es die erste Nacht umb 1 Uhr ohngefähr geschehen. Sie hätte zwar kein Geschrey gehört, aber das Gesinde hätte folgendes Tages davon geredet, daß Anna gewinselt hätte, und wäre Sie damahls mit der Köchin in der Kinder-Stube gewesen. Die Käse-Mutter hätte damahls zu Ihr und der Köchin gesagt: Anna hätte Sie zu sich fordern lassen und es Ihr abgebeten, da Sie Ihr auff den Leib gegriffen. Frühe Morgens hätte zwar niemand zur Tochter gedurfft. Ob aber die Mutter bey Ihr gewesen, wisse Sie nicht. Die andere Tochter M. S. wäre die erste Nacht herunter in die Kinder-Stube, wo Sie die Zoffe und Köchin schlieffen, kommen, für das Bette nieder gefallen, die Hände zusammen geschlagen und gesagt: Sie könte und wüste nicht droben zu bleiben. Hernach wäre ein Pferd in Hoff gelauffen und für das Fenster kommen, da wäre Sie M. S. erschrocken und gesagt. Was komt? Es kommt ein Neuter. Sehet flugs nauß. Es hätte aber niemand nachgesehen. M. S. aber hätte die Hände zusammen geschlagen, gebetet, und Sie beyde ermahnet, sie solten doch fleißig beten, daß der liebe GOtt Sie behüten wolte, wenn etwas vorgienge, daß Sie ja nichts sähe, und gar nichts wüste. Denn sie hätte nicht gerne hinauff und auch nicht gerne unten bleiben wollen, weil Sie vor der Mutter sich gefürchtet, und gesagt: die liebe Mutter schlüge sie, wenn Sie unten bliebe. Den Tag drauff hätte Sie die Frau auch sehen in das kleine Gärtgen gehen. Was Sie drinnen gemacht, wisse Sie nicht. Hätte zur Köchin freylich gesagt, Sie wolte das Kind wohl in Gar-

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[22/0038] Die Zoffe ist wieder vorgefordert worden, und bleibet feste drauff, daß Anna, als Sie das Kind abgewaschen, und Sie (die Zoffe) hernach zur Mittel-Magd mehr nicht gesagt, als: Ich will es immer behalten: oder; Ach wenn ich es behalten dürffte. Inmassen sie es denn auch also zuerst der Käse-Mutter, als Sie gefragt, was Anna zum Kinde gesagt, erzehlet. Die Käse-Mutter berichtet: die Zoffe hätte zu Ihr nicht andersgesagt, als daß Anna gesagt: Sie wolte das Kind behalten; die Zoffe aber drauff geantwortet, was Sie nun mit dem Kinde machen wolte, da es todt wäre: Sie hätte es zuvor mögen behalten. Die Mittel-Magd ist der Zoffe fürgestellet worden, und saget: Sie hätte nicht anders gemeinet, als daß die Zoffe berichtet: Anna hätte gesagt; du liebes Kind, ich hätte dich gerne behalten wollen, wenn ich für den Meinigen gedurfft. Weil Sie aber nun hörete daß es nicht so sey, (wäre auch damahls in lauffen geschehen, und Sie in Erschreckniß gewesen) könte Sie nicht gewiß drauff reden. Der Mittel-Magd ist Zeit gegeben worden, sich zubedencken. Die andern beyden aber haben Ihre Aussage hernach beschworen. Die Zoffe sagt ferner, daß als die Frau den ersten Abend von der Kindtauffe nach Hause kommen, wäre Sie nur ein wenig in die Unter-Stube gangen und sich angezogen, bald aber darnach auff den Boden (wo Sie sonst der Herr und Kinder in 2. Kammern neben einander geschlaffen) und nicht wieder herunter kommen. Ob Sie aber noch diesen Abend in der Tochter Kammer gangen, könte Sie nicht wissen. Als aber die Tochter das Kind bekommen haben solte, wäre es die erste Nacht umb 1 Uhr ohngefähr geschehen. Sie hätte zwar kein Geschrey gehört, aber das Gesinde hätte folgendes Tages davon geredet, daß Anna gewinselt hätte, und wäre Sie damahls mit der Köchin in der Kinder-Stube gewesen. Die Käse-Mutter hätte damahls zu Ihr und der Köchin gesagt: Anna hätte Sie zu sich fordern lassen und es Ihr abgebeten, da Sie Ihr auff den Leib gegriffen. Frühe Morgens hätte zwar niemand zur Tochter gedurfft. Ob aber die Mutter bey Ihr gewesen, wisse Sie nicht. Die andere Tochter M. S. wäre die erste Nacht herunter in die Kinder-Stube, wo Sie die Zoffe und Köchin schlieffen, kommen, für das Bette nieder gefallen, die Hände zusammen geschlagen und gesagt: Sie könte und wüste nicht droben zu bleiben. Hernach wäre ein Pferd in Hoff gelauffen und für das Fenster kommen, da wäre Sie M. S. erschrocken und gesagt. Was komt? Es kommt ein Neuter. Sehet flugs nauß. Es hätte aber niemand nachgesehen. M. S. aber hätte die Hände zusammen geschlagen, gebetet, und Sie beyde ermahnet, sie solten doch fleißig beten, daß der liebe GOtt Sie behüten wolte, wenn etwas vorgienge, daß Sie ja nichts sähe, und gar nichts wüste. Denn sie hätte nicht gerne hinauff und auch nicht gerne unten bleiben wollen, weil Sie vor der Mutter sich gefürchtet, und gesagt: die liebe Mutter schlüge sie, wenn Sie unten bliebe. Den Tag drauff hätte Sie die Frau auch sehen in das kleine Gärtgen gehen. Was Sie drinnen gemacht, wisse Sie nicht. Hätte zur Köchin freylich gesagt, Sie wolte das Kind wohl in Gar-

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte01_1723/38>, abgerufen am 03.12.2024.