Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Zweyter Theil. Halle, 1724.
zur Speise meiner Seelen theilhaftig werde, dadurch ich ihme und er mir festiglich, & quidem reipsa & naturaliter, wie Chrysostomus und Cyrillus reden, und also ich auch seiner Natur vereinigt werde, er in mir, und ich in ihm lebe und bleibe, ihme eingepflantzet, und ein beständiges Gliedmaß seines Leibes sey und bleibe. Ja, daß ich durch solche Communion und Incorporation mit ihme als meinem Haupt, und durch ihn als meinem Mittler, auch mit dem Vater und Heiligen Geiste zur beständigen Gemeinschafft komme, das ist mein einfältiger, schlechter, jedoch beständiger und schrifftmäßiger Glaube, bey dem bleibe ich, lasse andere so lange zancken und hadern, als sie mögen, hoffe damit für GOtt und Menschen wohl zu bestehen. 31) Setze ichs aber auf die andern fundamenta dextra DEi, Unionis & Communionis oder, wie sie heissen, wie will ich einem antworten, wenn er mir opponiret, CHristus handelt in dem Abendmahl von dem Blut, das er vergossen; Es sey aber das vergossene Blut nicht mit gen Himmel gefahren, oder ad dextram DEi erhöhet, drum könne es auch nicht wesentlich im Abendmahl seyn; Viel eines andern, soweit es moviret wird und moviret werden kan, zu geschweigen: Hieher weiset mich Chemnitius selber, der doch die formulam helffen machen in seinen tractatibus de Coena & duabus naturis in Christo, da er auch contrarias Lutheri sententias anzeucht, will mich dahin bezogen haben. Und weiß zwar wohl, wie dieses Werck von etlichen beglümpffet wird, nemlich wenn man den Articulum schlecht tractiret, so wäre es genung an den verbis institutionis, wenn man aber mit Sacramentirern in Controvers käme, so müste man um der Resistenz willen die Ubiquität mit hernehmen, und solches hat man den Churfürsten und Ständen laut der praefation beredet. Ich könte auch bey etlichen unter den Collectoren, als Chemnitio und Selneccero passiren lassen. Wenn ich aber ansehe Jacobi Andreae scripta, item anderer, die sich zur Formula thun, und darunter auch Hunnii, so kan ichs warlich also nicht finden, sondern vielmehr also: Cum haec Christi praesentia non fiat per quendam de coelo defcensum (qualem Pontificii somniant) necesse esse, ut personaliter seu juxta modum dextra DEi, hic adsit, antequam sacramentaliter in cibum & potum se nobis communicaret. Interim fieri non potest, ut corpus Christi sine locali descensu sit in coena, nisi ante actionem coenae juxta humanitatem personaliter & secundum modum dextrae DEi adsit. Dieses sind verba Hunnii, welche ja auf die ubiquitem gratialem gäntzlich zielen. Ich meines Theils bekenne ingenue, daß ichs damit nicht halte, thue ichs aber, so muß ich mich zum Calvinisten machen lassen, wenn es auch noch so offte in der Formula stünde.
zur Speise meiner Seelen theilhaftig werde, dadurch ich ihme und er mir festiglich, & quidem reipsa & naturaliter, wie Chrysostomus und Cyrillus reden, und also ich auch seiner Natur vereinigt werde, er in mir, und ich in ihm lebe und bleibe, ihme eingepflantzet, und ein beständiges Gliedmaß seines Leibes sey und bleibe. Ja, daß ich durch solche Communion und Incorporation mit ihme als meinem Haupt, und durch ihn als meinem Mittler, auch mit dem Vater und Heiligen Geiste zur beständigen Gemeinschafft komme, das ist mein einfältiger, schlechter, jedoch beständiger und schrifftmäßiger Glaube, bey dem bleibe ich, lasse andere so lange zancken und hadern, als sie mögen, hoffe damit für GOtt und Menschen wohl zu bestehen. 31) Setze ichs aber auf die andern fundamenta dextra DEi, Unionis & Communionis oder, wie sie heissen, wie will ich einem antworten, wenn er mir opponiret, CHristus handelt in dem Abendmahl von dem Blut, das er vergossen; Es sey aber das vergossene Blut nicht mit gen Himmel gefahren, oder ad dextram DEi erhöhet, drum könne es auch nicht wesentlich im Abendmahl seyn; Viel eines andern, soweit es moviret wird und moviret werden kan, zu geschweigen: Hieher weiset mich Chemnitius selber, der doch die formulam helffen machen in seinen tractatibus de Coena & duabus naturis in Christo, da er auch contrarias Lutheri sententias anzeucht, will mich dahin bezogen haben. Und weiß zwar wohl, wie dieses Werck von etlichen beglümpffet wird, nemlich wenn man den Articulum schlecht tractiret, so wäre es genung an den verbis institutionis, wenn man aber mit Sacramentirern in Controvers käme, so müste man um der Resistenz willen die Ubiquität mit hernehmen, und solches hat man den Churfürsten und Ständen laut der praefation beredet. Ich könte auch bey etlichen unter den Collectoren, als Chemnitio und Selneccero passiren lassen. Wenn ich aber ansehe Jacobi Andreae scripta, item anderer, die sich zur Formula thun, und darunter auch Hunnii, so kan ichs warlich also nicht finden, sondern vielmehr also: Cum haec Christi praesentia non fiat per quendam de coelo defcensum (qualem Pontificii somniant) necesse esse, ut personaliter seu juxta modum dextra DEi, hic adsit, antequam sacramentaliter in cibum & potum se nobis communicaret. Interim fieri non potest, ut corpus Christi sine locali descensu sit in coena, nisi ante actionem coenae juxta humanitatem personaliter & secundum modum dextrae DEi adsit. Dieses sind verba Hunnii, welche ja auf die ubiquitem gratialem gäntzlich zielen. Ich meines Theils bekenne ingenue, daß ichs damit nicht halte, thue ichs aber, so muß ich mich zum Calvinisten machen lassen, wenn es auch noch so offte in der Formula stünde.
<TEI> <text> <body> <div> <l><pb facs="#f0231" n="223"/> zur Speise meiner Seelen theilhaftig werde, dadurch ich ihme und er mir festiglich, & quidem reipsa & naturaliter, wie Chrysostomus und Cyrillus reden, und also ich auch seiner Natur vereinigt werde, er in mir, und ich in ihm lebe und bleibe, ihme eingepflantzet, und ein beständiges Gliedmaß seines Leibes sey und bleibe. Ja, daß ich durch solche Communion und Incorporation mit ihme als meinem Haupt, und durch ihn als meinem Mittler, auch mit dem Vater und Heiligen Geiste zur beständigen Gemeinschafft komme, das ist mein einfältiger, schlechter, jedoch beständiger und schrifftmäßiger Glaube, bey dem bleibe ich, lasse andere so lange zancken und hadern, als sie mögen, hoffe damit für GOtt und Menschen wohl zu bestehen.</l> <l>31) Setze ichs aber auf die andern fundamenta dextra DEi, Unionis & Communionis oder, wie sie heissen, wie will ich einem antworten, wenn er mir opponiret, CHristus handelt in dem Abendmahl von dem Blut, das er vergossen; Es sey aber das vergossene Blut nicht mit gen Himmel gefahren, oder ad dextram DEi erhöhet, drum könne es auch nicht wesentlich im Abendmahl seyn; Viel eines andern, soweit es moviret wird und moviret werden kan, zu geschweigen: Hieher weiset mich Chemnitius selber, der doch die formulam helffen machen in seinen tractatibus de Coena & duabus naturis in Christo, da er auch contrarias Lutheri sententias anzeucht, will mich dahin bezogen haben. Und weiß zwar wohl, wie dieses Werck von etlichen beglümpffet wird, nemlich wenn man den Articulum schlecht tractiret, so wäre es genung an den verbis institutionis, wenn man aber mit Sacramentirern in Controvers käme, so müste man um der Resistenz willen die Ubiquität mit hernehmen, und solches hat man den Churfürsten und Ständen laut der praefation beredet. Ich könte auch bey etlichen unter den Collectoren, als Chemnitio und Selneccero passiren lassen. Wenn ich aber ansehe Jacobi Andreae scripta, item anderer, die sich zur Formula thun, und darunter auch Hunnii, so kan ichs warlich also nicht finden, sondern vielmehr also: Cum haec Christi praesentia non fiat per quendam de coelo defcensum (qualem Pontificii somniant) necesse esse, ut personaliter seu juxta modum dextra DEi, hic adsit, antequam sacramentaliter in cibum & potum se nobis communicaret. Interim fieri non potest, ut corpus Christi sine locali descensu sit in coena, nisi ante actionem coenae juxta humanitatem personaliter & secundum modum dextrae DEi adsit. Dieses sind verba Hunnii, welche ja auf die ubiquitem gratialem gäntzlich zielen. Ich meines Theils bekenne ingenue, daß ichs damit nicht halte, thue ichs aber, so muß ich mich zum Calvinisten machen lassen, wenn es auch noch so offte in der Formula stünde.</l> </div> </body> </text> </TEI> [223/0231]
zur Speise meiner Seelen theilhaftig werde, dadurch ich ihme und er mir festiglich, & quidem reipsa & naturaliter, wie Chrysostomus und Cyrillus reden, und also ich auch seiner Natur vereinigt werde, er in mir, und ich in ihm lebe und bleibe, ihme eingepflantzet, und ein beständiges Gliedmaß seines Leibes sey und bleibe. Ja, daß ich durch solche Communion und Incorporation mit ihme als meinem Haupt, und durch ihn als meinem Mittler, auch mit dem Vater und Heiligen Geiste zur beständigen Gemeinschafft komme, das ist mein einfältiger, schlechter, jedoch beständiger und schrifftmäßiger Glaube, bey dem bleibe ich, lasse andere so lange zancken und hadern, als sie mögen, hoffe damit für GOtt und Menschen wohl zu bestehen. 31) Setze ichs aber auf die andern fundamenta dextra DEi, Unionis & Communionis oder, wie sie heissen, wie will ich einem antworten, wenn er mir opponiret, CHristus handelt in dem Abendmahl von dem Blut, das er vergossen; Es sey aber das vergossene Blut nicht mit gen Himmel gefahren, oder ad dextram DEi erhöhet, drum könne es auch nicht wesentlich im Abendmahl seyn; Viel eines andern, soweit es moviret wird und moviret werden kan, zu geschweigen: Hieher weiset mich Chemnitius selber, der doch die formulam helffen machen in seinen tractatibus de Coena & duabus naturis in Christo, da er auch contrarias Lutheri sententias anzeucht, will mich dahin bezogen haben. Und weiß zwar wohl, wie dieses Werck von etlichen beglümpffet wird, nemlich wenn man den Articulum schlecht tractiret, so wäre es genung an den verbis institutionis, wenn man aber mit Sacramentirern in Controvers käme, so müste man um der Resistenz willen die Ubiquität mit hernehmen, und solches hat man den Churfürsten und Ständen laut der praefation beredet. Ich könte auch bey etlichen unter den Collectoren, als Chemnitio und Selneccero passiren lassen. Wenn ich aber ansehe Jacobi Andreae scripta, item anderer, die sich zur Formula thun, und darunter auch Hunnii, so kan ichs warlich also nicht finden, sondern vielmehr also: Cum haec Christi praesentia non fiat per quendam de coelo defcensum (qualem Pontificii somniant) necesse esse, ut personaliter seu juxta modum dextra DEi, hic adsit, antequam sacramentaliter in cibum & potum se nobis communicaret. Interim fieri non potest, ut corpus Christi sine locali descensu sit in coena, nisi ante actionem coenae juxta humanitatem personaliter & secundum modum dextrae DEi adsit. Dieses sind verba Hunnii, welche ja auf die ubiquitem gratialem gäntzlich zielen. Ich meines Theils bekenne ingenue, daß ichs damit nicht halte, thue ichs aber, so muß ich mich zum Calvinisten machen lassen, wenn es auch noch so offte in der Formula stünde.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss. Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |