Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Zweyter Theil. Halle, 1724.let hatte, man nunmehro etwa vor 5 oder 6 Thaler gedruckt haben konte. Wenn wir gleich die arcana domus von denen Französischen Königen im vorigen Seculo wissen, so hat sich doch Franckreich deßwegen von niemand zu befahren, daß ihm daraus einiger Schaden zuwachsen könne. Beweiß dieses Umstandes.Aber wieder auf den Herrn Administrator Christian Wilhelmen zu kommen, so zweifle ich zwar nicht, daß der obgemeldte defect vielleicht auch aus andern Autoribus möchte können suppliret werden; Aber nachdem ich ietzo nicht Zeit habe, aus andern Bibliothecken dißfalls mühsame Nachsuchung zu thun, so wird es genug seyn, wenn ich melde, daß ich obiter in meiner wenigen Bibliotheck (Repos. III. V. 1. 34) eine anno 1630. gedruckte sogenannte Apologie und Verantwortung deren auf Käyserlicher Majestät befehlig von dem Rath der Stadt Halle anno 1630. geleisteten Huldigung gefunden, darinnen bald Anfangs folgende Worte zu lesen: Als J. F Gnaden (Christian Wilhelm) Anno 1614. das Ertz-Stifft resigniret, worauf eine kurtze sedisvacanz abgeordnet / und anderweits Ihre Fürstliche Gnaden zum Administratore postuliret worden. Und wiederum auf dem dritten Blat num. 6. Wie J. F. Gnaden selber in Anno 1614. des Dom-Capituls potestatem & judicium agnosciret, demselben eine andere Wahl eingeräumet, und Und was vermuthlich dazu Gelegenheit gegeben.sich aufs neue zum Administrator postuliren lassen etc. Was aber die Haupt-Ursache gewesen, warum der Herr Administrator resigniret und sich wieder postuliren lassen, will ich nun sehen, ob man nicht aus denen obigen excerptis einige wahrscheinliche Vermuthungen vorbringen könne. Die Haupt-Ursache mag wohl auf seiner Seiten gewesen seyn, die Liebe zu seiner neuen Gemahlin, und daß das Dom-Capitul ihm viel difficultät wegen künfftig erforderten mehrern Unkosten zu Führung des Staats gemacht: Aber daß dieses auch die Haupt-Ursache auf Seiten des Capituls gewesen, kan ich mir nicht einbilden. Denn es war ja Herr Christian Wilhelm nicht der erste Lutherische Administrator des Ertzstiffts Magdeburg, der nach der Wahl oder postulation geheyrathet hatte, sondern es hatte schon vorhero sein Herr Vater Chur-Fürst Joachim Friedrich (wie oben §. 3. gemeldet worden) als er noch Administrator gewesen, dergleichen gethan, und dennoch habe ich nirgends gefunden, daß er vorher hätte resigniren und sich von neuen postuliren lassen müssen. Also ware wohl die wahre Ursache bey dem Dom-Capitul, daß sie diese resignation, jedoch mit Versprechung einer neuen postulation, von ihm begehreten, die Furcht wegen der Religion und wegen der lieben Formulae Concordiae. Sein ältester Herr Bruder Chur-Fürst let hatte, man nunmehro etwa vor 5 oder 6 Thaler gedruckt haben konte. Wenn wir gleich die arcana domus von denen Französischen Königen im vorigen Seculo wissen, so hat sich doch Franckreich deßwegen von niemand zu befahren, daß ihm daraus einiger Schaden zuwachsen könne. Beweiß dieses Umstandes.Aber wieder auf den Herrn Administrator Christian Wilhelmen zu kommen, so zweifle ich zwar nicht, daß der obgemeldte defect vielleicht auch aus andern Autoribus möchte können suppliret werden; Aber nachdem ich ietzo nicht Zeit habe, aus andern Bibliothecken dißfalls mühsame Nachsuchung zu thun, so wird es genug seyn, wenn ich melde, daß ich obiter in meiner wenigen Bibliotheck (Repos. III. V. 1. 34) eine anno 1630. gedruckte sogenannte Apologie und Verantwortung deren auf Käyserlicher Majestät befehlig von dem Rath der Stadt Halle anno 1630. geleisteten Huldigung gefunden, darinnen bald Anfangs folgende Worte zu lesen: Als J. F Gnaden (Christian Wilhelm) Anno 1614. das Ertz-Stifft resigniret, worauf eine kurtze sedisvacanz abgeordnet / und anderweits Ihre Fürstliche Gnaden zum Administratore postuliret worden. Und wiederum auf dem dritten Blat num. 6. Wie J. F. Gnaden selber in Anno 1614. des Dom-Capituls potestatem & judicium agnosciret, demselben eine andere Wahl eingeräumet, und Und was vermuthlich dazu Gelegenheit gegeben.sich aufs neue zum Administrator postuliren lassen etc. Was aber die Haupt-Ursache gewesen, warum der Herr Administrator resigniret und sich wieder postuliren lassen, will ich nun sehen, ob man nicht aus denen obigen excerptis einige wahrscheinliche Vermuthungen vorbringen könne. Die Haupt-Ursache mag wohl auf seiner Seiten gewesen seyn, die Liebe zu seiner neuen Gemahlin, und daß das Dom-Capitul ihm viel difficultät wegen künfftig erforderten mehrern Unkosten zu Führung des Staats gemacht: Aber daß dieses auch die Haupt-Ursache auf Seiten des Capituls gewesen, kan ich mir nicht einbilden. Denn es war ja Herr Christian Wilhelm nicht der erste Lutherische Administrator des Ertzstiffts Magdeburg, der nach der Wahl oder postulation geheyrathet hatte, sondern es hatte schon vorhero sein Herr Vater Chur-Fürst Joachim Friedrich (wie oben §. 3. gemeldet worden) als er noch Administrator gewesen, dergleichen gethan, und dennoch habe ich nirgends gefunden, daß er vorher hätte resigniren und sich von neuen postuliren lassen müssen. Also ware wohl die wahre Ursache bey dem Dom-Capitul, daß sie diese resignation, jedoch mit Versprechung einer neuen postulation, von ihm begehreten, die Furcht wegen der Religion und wegen der lieben Formulae Concordiae. 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V. 1. 34) eine anno 1630. gedruckte sogenannte Apologie und Verantwortung deren auf Käyserlicher Majestät befehlig von dem Rath der Stadt Halle anno 1630. geleisteten Huldigung gefunden, darinnen bald Anfangs folgende Worte zu lesen: Als J. F Gnaden (Christian Wilhelm) <hi rendition="#i">Anno 1614.</hi> das Ertz-Stifft <hi rendition="#i">resignir</hi>et, worauf eine kurtze <hi rendition="#i">sedisvacanz</hi> abgeordnet / und anderweits Ihre Fürstliche Gnaden zum <hi rendition="#i">Administratore postulir</hi>et worden. Und wiederum auf dem dritten Blat num. 6. Wie J. F. 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Denn es war ja Herr Christian Wilhelm nicht der erste Lutherische Administrator des Ertzstiffts Magdeburg, der nach der Wahl oder postulation geheyrathet hatte, sondern es hatte schon vorhero sein Herr Vater Chur-Fürst Joachim Friedrich (wie oben §. 3. gemeldet worden) als er noch Administrator gewesen, dergleichen gethan, und dennoch habe ich nirgends gefunden, daß er vorher hätte resigniren und sich von neuen postuliren lassen müssen. Also ware wohl die wahre Ursache bey dem Dom-Capitul, daß sie diese resignation, jedoch mit Versprechung einer neuen postulation, von ihm begehreten, die Furcht wegen der Religion und wegen der lieben Formulae Concordiae. Sein ältester Herr Bruder Chur-Fürst </p> </div> </body> </text> </TEI> [252/0260]
let hatte, man nunmehro etwa vor 5 oder 6 Thaler gedruckt haben konte. Wenn wir gleich die arcana domus von denen Französischen Königen im vorigen Seculo wissen, so hat sich doch Franckreich deßwegen von niemand zu befahren, daß ihm daraus einiger Schaden zuwachsen könne. Aber wieder auf den Herrn Administrator Christian Wilhelmen zu kommen, so zweifle ich zwar nicht, daß der obgemeldte defect vielleicht auch aus andern Autoribus möchte können suppliret werden; Aber nachdem ich ietzo nicht Zeit habe, aus andern Bibliothecken dißfalls mühsame Nachsuchung zu thun, so wird es genug seyn, wenn ich melde, daß ich obiter in meiner wenigen Bibliotheck (Repos. III. V. 1. 34) eine anno 1630. gedruckte sogenannte Apologie und Verantwortung deren auf Käyserlicher Majestät befehlig von dem Rath der Stadt Halle anno 1630. geleisteten Huldigung gefunden, darinnen bald Anfangs folgende Worte zu lesen: Als J. F Gnaden (Christian Wilhelm) Anno 1614. das Ertz-Stifft resigniret, worauf eine kurtze sedisvacanz abgeordnet / und anderweits Ihre Fürstliche Gnaden zum Administratore postuliret worden. Und wiederum auf dem dritten Blat num. 6. Wie J. F. Gnaden selber in Anno 1614. des Dom-Capituls potestatem & judicium agnosciret, demselben eine andere Wahl eingeräumet, und sich aufs neue zum Administrator postuliren lassen etc. Was aber die Haupt-Ursache gewesen, warum der Herr Administrator resigniret und sich wieder postuliren lassen, will ich nun sehen, ob man nicht aus denen obigen excerptis einige wahrscheinliche Vermuthungen vorbringen könne. Die Haupt-Ursache mag wohl auf seiner Seiten gewesen seyn, die Liebe zu seiner neuen Gemahlin, und daß das Dom-Capitul ihm viel difficultät wegen künfftig erforderten mehrern Unkosten zu Führung des Staats gemacht: Aber daß dieses auch die Haupt-Ursache auf Seiten des Capituls gewesen, kan ich mir nicht einbilden. Denn es war ja Herr Christian Wilhelm nicht der erste Lutherische Administrator des Ertzstiffts Magdeburg, der nach der Wahl oder postulation geheyrathet hatte, sondern es hatte schon vorhero sein Herr Vater Chur-Fürst Joachim Friedrich (wie oben §. 3. gemeldet worden) als er noch Administrator gewesen, dergleichen gethan, und dennoch habe ich nirgends gefunden, daß er vorher hätte resigniren und sich von neuen postuliren lassen müssen. Also ware wohl die wahre Ursache bey dem Dom-Capitul, daß sie diese resignation, jedoch mit Versprechung einer neuen postulation, von ihm begehreten, die Furcht wegen der Religion und wegen der lieben Formulae Concordiae. Sein ältester Herr Bruder Chur-Fürst
Beweiß dieses Umstandes.
Und was vermuthlich dazu Gelegenheit gegeben.
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Zitationshilfe: | Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Zweyter Theil. Halle, 1724, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte02_1724/260>, abgerufen am 16.07.2024. |