Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Dritter Theil. Halle, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite

wust ist, was für Lob Satyrische Schrifften jederzeit bey gelehrten Leuten gehabt. Aus Furcht, Ew. Churfürstl. Durchlauchtigkeit beschwehrlich zu fallen, will ich jetzo nicht anführen, was Heinsius, Casaubonus und andere denen Satyris zu Ehren geschrieben, jedoch wird verhoffentlich Ew. Churfürstliche Durchlauchtigkeit gnädigst geruhen, mir zu vergönnen, daß ich folgende kurtze Worte, die der weiland vortreffliche TheologusD. Friedrich Kappolts Lob der Satyre. und Philosophus zu Leipzig, derer meisten jetzigen Philosophorum gewesener Praeceptor, Herr D. Friedrich Nappoldt nicht alleine öffentlich dociret, sondern auch hernach in seinen Commentario über den Horatium p. 9. drucken lassen, hierher setze: In iis, quae ad mores pertinent, praecipue occupatur Satyra, indeque Horatius & Satyrici alii a Johanne Sarisberiensi passim Ethici appellantur. Longe tamen latius fimbrias suas extendit atque idem fere cum universa Philosophia objectum agnoscit. Quae cum perfectio quaedam animi sit, &, ut Cicero loquitur, medicina; animique vires primariae, medicinam & perfectionem desiderantes, duae sint, rationis & appetitus, utriusque partis morbo, ut Philosophia, sic & Satyra medetur. Et ex intellectu quidem ignorantiam, ex voluntate & appetitu malitiam aufert. Ut non immerito de Satyra, quod Plutarchus de Philosophia, pronuncies, esse eam [fremdsprachliches Material] Endlich so wundert mich von Hertzen, wie3) Wegen des Auditorii domestici. die Philosophi die Kuhnheit haben, und mich wegen des Auditorii domestici verklagen dörffen, da doch die in ihrer Klage beschriebenen odiösen Umstände gantz von der Wahrheit entfernet sind, ich auch anno 72. für mein gut Geld bey ihnen die potestatem, auch ohne Special Consens ihres Decani Collegia privata lectoria & disputatoria zu halten, erlanget habe. Und wie sich bißhero über mich keine andere Facultät als die Philosophische beschwehret, auch verhoffentlich keine beschwehren wird, im übrigen aber aus diesen allen, so angeführet, gnugsam erhellet, daß weder D. V. A. noch die Philosophische Facultät bey so gestalten Sachen tüchtig seyn, einige denunciation wieder mich mit Bestande fürzubringen, ihre bißherige denunciationes auch theils auf falschen Verleumdungen, theils auf factis, bey denen kein inquisition Process statt findet, beruhen, und im Gegentheil ich viele Beschwehrden und Klagen wieder D. A. und die Philosophos anzubringen habe; also gelanget an Ew. Churfürstl. Durchlauchtigkeit mein unterthänigstesGegen-petitum des Sup- gehorsamstes Bitten, mich zuförderst in meiner rechtmäßig erlangten Freyheit, Collegia Juridica & Philosophica zu halten, wie-

wust ist, was für Lob Satyrische Schrifften jederzeit bey gelehrten Leuten gehabt. Aus Furcht, Ew. Churfürstl. Durchlauchtigkeit beschwehrlich zu fallen, will ich jetzo nicht anführen, was Heinsius, Casaubonus und andere denen Satyris zu Ehren geschrieben, jedoch wird verhoffentlich Ew. Churfürstliche Durchlauchtigkeit gnädigst geruhen, mir zu vergönnen, daß ich folgende kurtze Worte, die der weiland vortreffliche TheologusD. Friedrich Kappolts Lob der Satyre. und Philosophus zu Leipzig, derer meisten jetzigen Philosophorum gewesener Praeceptor, Herr D. Friedrich Nappoldt nicht alleine öffentlich dociret, sondern auch hernach in seinen Commentario über den Horatium p. 9. drucken lassen, hierher setze: In iis, quae ad mores pertinent, praecipue occupatur Satyra, indeque Horatius & Satyrici alii a Johanne Sarisberiensi passim Ethici appellantur. Longe tamen latius fimbrias suas extendit atque idem fere cum universa Philosophia objectum agnoscit. Quae cum perfectio quaedam animi sit, &, ut Cicero loquitur, medicina; animique vires primariae, medicinam & perfectionem desiderantes, duae sint, rationis & appetitus, utriusque partis morbo, ut Philosophia, sic & Satyra medetur. Et ex intellectu quidem ignorantiam, ex voluntate & appetitu malitiam aufert. Ut non immerito de Satyra, quod Plutarchus de Philosophia, pronuncies, esse eam [fremdsprachliches Material] Endlich so wundert mich von Hertzen, wie3) Wegen des Auditorii domestici. die Philosophi die Kuhnheit haben, und mich wegen des Auditorii domestici verklagen dörffen, da doch die in ihrer Klage beschriebenen odiösen Umstände gantz von der Wahrheit entfernet sind, ich auch anno 72. für mein gut Geld bey ihnen die potestatem, auch ohne Special Consens ihres Decani Collegia privata lectoria & disputatoria zu halten, erlanget habe. Und wie sich bißhero über mich keine andere Facultät als die Philosophische beschwehret, auch verhoffentlich keine beschwehren wird, im übrigen aber aus diesen allen, so angeführet, gnugsam erhellet, daß weder D. V. A. noch die Philosophische Facultät bey so gestalten Sachen tüchtig seyn, einige denunciation wieder mich mit Bestande fürzubringen, ihre bißherige denunciationes auch theils auf falschen Verleumdungen, theils auf factis, bey denen kein inquisition Process statt findet, beruhen, und im Gegentheil ich viele Beschwehrden und Klagen wieder D. A. und die Philosophos anzubringen habe; also gelanget an Ew. Churfürstl. Durchlauchtigkeit mein unterthänigstesGegen-petitum des Sup- gehorsamstes Bitten, mich zuförderst in meiner rechtmäßig erlangten Freyheit, Collegia Juridica & Philosophica zu halten, wie-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0039" n="33"/>
wust ist, was für Lob Satyrische Schrifften jederzeit bey gelehrten                      Leuten gehabt. Aus Furcht, Ew. Churfürstl. Durchlauchtigkeit beschwehrlich zu                      fallen, will ich jetzo nicht anführen, was Heinsius, Casaubonus und andere denen                      Satyris zu Ehren geschrieben, jedoch wird verhoffentlich Ew. Churfürstliche                      Durchlauchtigkeit gnädigst geruhen, mir zu vergönnen, daß ich folgende kurtze                      Worte, die der weiland vortreffliche Theologus<note place="right"><hi rendition="#i">D.</hi> Friedrich Kappolts Lob der <hi rendition="#i">Satyre.</hi></note> und Philosophus zu Leipzig, derer meisten jetzigen                      Philosophorum gewesener Praeceptor, Herr D. Friedrich Nappoldt nicht alleine                      öffentlich dociret, sondern auch hernach in seinen Commentario über den Horatium                      p. 9. drucken lassen, hierher setze: In iis, quae ad mores pertinent, praecipue                      occupatur Satyra, indeque Horatius &amp; Satyrici alii a Johanne                      Sarisberiensi passim Ethici appellantur. Longe tamen latius fimbrias suas                      extendit atque idem fere cum universa Philosophia objectum agnoscit. Quae cum                      perfectio quaedam animi sit, &amp;, ut Cicero loquitur, medicina; animique                      vires primariae, medicinam &amp; perfectionem desiderantes, duae sint,                      rationis &amp; appetitus, utriusque partis morbo, ut Philosophia, sic                      &amp; Satyra medetur. Et ex intellectu quidem ignorantiam, ex voluntate                      &amp; appetitu malitiam aufert. Ut non immerito de Satyra, quod Plutarchus                      de Philosophia, pronuncies, esse eam <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> Endlich so wundert                      mich von Hertzen, wie<note place="right">3) Wegen des <hi rendition="#i">Auditorii domestici.</hi></note> die Philosophi die Kuhnheit haben, und                      mich wegen des Auditorii domestici verklagen dörffen, da doch die in ihrer Klage                      beschriebenen odiösen Umstände gantz von der Wahrheit entfernet sind, ich auch                      anno 72. für mein gut Geld bey ihnen die potestatem, auch ohne Special Consens                      ihres Decani Collegia privata lectoria &amp; disputatoria zu halten,                      erlanget habe. Und wie sich bißhero über mich keine andere Facultät als die                      Philosophische beschwehret, auch verhoffentlich keine beschwehren wird, im                      übrigen aber aus diesen allen, so angeführet, gnugsam erhellet, daß weder D. V.                      A. noch die Philosophische Facultät bey so gestalten Sachen tüchtig seyn, einige                      denunciation wieder mich mit Bestande fürzubringen, ihre bißherige                      denunciationes auch theils auf falschen Verleumdungen, theils auf factis, bey                      denen kein inquisition Process statt findet, beruhen, und im Gegentheil ich                      viele Beschwehrden und Klagen wieder D. A. und die Philosophos anzubringen habe;                      also gelanget an Ew. Churfürstl. Durchlauchtigkeit mein unterthänigstes<note place="right">Gegen-<hi rendition="#i">petitum</hi> des <hi rendition="#i">Sup</hi>-</note> gehorsamstes Bitten, mich zuförderst in                      meiner rechtmäßig erlangten Freyheit, Collegia Juridica &amp; Philosophica                      zu halten, wie-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[33/0039] wust ist, was für Lob Satyrische Schrifften jederzeit bey gelehrten Leuten gehabt. Aus Furcht, Ew. Churfürstl. Durchlauchtigkeit beschwehrlich zu fallen, will ich jetzo nicht anführen, was Heinsius, Casaubonus und andere denen Satyris zu Ehren geschrieben, jedoch wird verhoffentlich Ew. Churfürstliche Durchlauchtigkeit gnädigst geruhen, mir zu vergönnen, daß ich folgende kurtze Worte, die der weiland vortreffliche Theologus und Philosophus zu Leipzig, derer meisten jetzigen Philosophorum gewesener Praeceptor, Herr D. Friedrich Nappoldt nicht alleine öffentlich dociret, sondern auch hernach in seinen Commentario über den Horatium p. 9. drucken lassen, hierher setze: In iis, quae ad mores pertinent, praecipue occupatur Satyra, indeque Horatius & Satyrici alii a Johanne Sarisberiensi passim Ethici appellantur. Longe tamen latius fimbrias suas extendit atque idem fere cum universa Philosophia objectum agnoscit. Quae cum perfectio quaedam animi sit, &, ut Cicero loquitur, medicina; animique vires primariae, medicinam & perfectionem desiderantes, duae sint, rationis & appetitus, utriusque partis morbo, ut Philosophia, sic & Satyra medetur. Et ex intellectu quidem ignorantiam, ex voluntate & appetitu malitiam aufert. Ut non immerito de Satyra, quod Plutarchus de Philosophia, pronuncies, esse eam _ Endlich so wundert mich von Hertzen, wie die Philosophi die Kuhnheit haben, und mich wegen des Auditorii domestici verklagen dörffen, da doch die in ihrer Klage beschriebenen odiösen Umstände gantz von der Wahrheit entfernet sind, ich auch anno 72. für mein gut Geld bey ihnen die potestatem, auch ohne Special Consens ihres Decani Collegia privata lectoria & disputatoria zu halten, erlanget habe. Und wie sich bißhero über mich keine andere Facultät als die Philosophische beschwehret, auch verhoffentlich keine beschwehren wird, im übrigen aber aus diesen allen, so angeführet, gnugsam erhellet, daß weder D. V. A. noch die Philosophische Facultät bey so gestalten Sachen tüchtig seyn, einige denunciation wieder mich mit Bestande fürzubringen, ihre bißherige denunciationes auch theils auf falschen Verleumdungen, theils auf factis, bey denen kein inquisition Process statt findet, beruhen, und im Gegentheil ich viele Beschwehrden und Klagen wieder D. A. und die Philosophos anzubringen habe; also gelanget an Ew. Churfürstl. Durchlauchtigkeit mein unterthänigstes gehorsamstes Bitten, mich zuförderst in meiner rechtmäßig erlangten Freyheit, Collegia Juridica & Philosophica zu halten, wie- D. Friedrich Kappolts Lob der Satyre. 3) Wegen des Auditorii domestici. Gegen-petitum des Sup-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte03_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte03_1724/39
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Dritter Theil. Halle, 1724, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte03_1724/39>, abgerufen am 21.11.2024.