Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826.Indem wir nun aber von den Erfahrungen, die ein Der isolirte Staat ist bei dieser ganz auf der Wirk- 2) Ein Freund, dem ich das Manuscript mittheilte, machte zu die-
ser Stelle folgende Bemerkung, die ich, wie ich glaube, dem Le- ser mittheilen darf. "Ein Spiegel, den die Theorie hinstellt, um in ihm die ver- "worrenen und sich kreuzenden Linien der Erscheinung, in reiner "Perspektive sichtbar werden zu lassen." "-- Eine Form, mit der wir den Brennpunkt der Erschei- "nung meinen getroffen zu haben, so daß wir fast analytisch "daraus die einzelnen vereinigten Richtungen entwickeln können, "indem wir zugleich durch eine geistige Synthesis das Ganze "naturgemäß erbauen." "-- Was wir thun, ist im Grunde dies, daß wir einen klei- "nen bestimmten Punkt der Erfahrung, ein einzelnes Gut, zur "wissenschaftlichen Höhe, d. h. zur Allgemeinheit zu erheben ver- "sucht haben; denn in der That muß jedes Glied eines organi- "schen Ganzen auch in dieser vereinzelten Gestalt den allgemei- "nen Typus an sich hervortreten lassen, und nur, indem wir das "allgemeine Gesetz an solchen bestimmten Punkten nachzuweisen, "oder das Vereinzelte unter seiner urbildlichen Form aufzustellen "im Stande sind, können wir sagen, daß uns die erscheinende "Welt und ihr Gesetz klar geworden sey. Und zu solcher Auf- "fassung sind wir hier vollkommen berechtigt, ja aufgefordert; "denn die bürgerliche Gesellschaft und der Staat sind keine Ma- "schine, bei der Ursache und Wirkung sich trennte, sondern ein "wahrhaft organisches Gebilde, daher hier eben so Alles bewirkt, "als selber wirkend wird, kurz es findet hier eine Wechsel- "wirkung statt." Indem wir nun aber von den Erfahrungen, die ein Der iſolirte Staat iſt bei dieſer ganz auf der Wirk- 2) Ein Freund, dem ich das Manuſcript mittheilte, machte zu die-
ſer Stelle folgende Bemerkung, die ich, wie ich glaube, dem Le- ſer mittheilen darf. «Ein Spiegel, den die Theorie hinſtellt, um in ihm die ver- «worrenen und ſich kreuzenden Linien der Erſcheinung, in reiner «Perſpektive ſichtbar werden zu laſſen.» «— Eine Form, mit der wir den Brennpunkt der Erſchei- «nung meinen getroffen zu haben, ſo daß wir faſt analytiſch «daraus die einzelnen vereinigten Richtungen entwickeln koͤnnen, «indem wir zugleich durch eine geiſtige Syntheſis das Ganze «naturgemaͤß erbauen.» «— Was wir thun, iſt im Grunde dies, daß wir einen klei- «nen beſtimmten Punkt der Erfahrung, ein einzelnes Gut, zur «wiſſenſchaftlichen Hoͤhe, d. h. zur Allgemeinheit zu erheben ver- «ſucht haben; denn in der That muß jedes Glied eines organi- «ſchen Ganzen auch in dieſer vereinzelten Geſtalt den allgemei- «nen Typus an ſich hervortreten laſſen, und nur, indem wir das «allgemeine Geſetz an ſolchen beſtimmten Punkten nachzuweiſen, «oder das Vereinzelte unter ſeiner urbildlichen Form aufzuſtellen «im Stande ſind, koͤnnen wir ſagen, daß uns die erſcheinende «Welt und ihr Geſetz klar geworden ſey. Und zu ſolcher Auf- «faſſung ſind wir hier vollkommen berechtigt, ja aufgefordert; «denn die buͤrgerliche Geſellſchaft und der Staat ſind keine Ma- «ſchine, bei der Urſache und Wirkung ſich trennte, ſondern ein «wahrhaft organiſches Gebilde, daher hier eben ſo Alles bewirkt, «als ſelber wirkend wird, kurz es findet hier eine Wechſel- «wirkung ſtatt.» <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0029" n="15"/> <p>Indem wir nun aber von den Erfahrungen, die ein<lb/> einzelnes Gut in einem beſtimmten Zeitraum geliefert hat,<lb/> ausgehen, wird die eigentliche Aufgabe fuͤr unſere naͤchſten<lb/> Unterſuchungen folgende:<lb/><hi rendition="#et">wie muß ſich die Landrente und die Bewirth-<lb/> ſchaftungsart des Guts T. aͤndern, wenn wir ſtuf-<lb/> fenweiſe immer niedrigere Kornpreiſe annehmen.</hi></p><lb/> <p>Der iſolirte Staat iſt bei dieſer ganz auf der Wirk-<lb/> lichkeit beruhenden Unterſuchung nur eine bildliche Dar-<lb/> ſtellung, eine Form die den Ueberblick erleichtert und er-<lb/> weitert <note xml:id="seg2pn_1_1" next="#seg2pn_1_2" place="foot" n="2)"><p>Ein Freund, dem ich das Manuſcript mittheilte, machte zu die-<lb/> ſer Stelle folgende Bemerkung, die ich, wie ich glaube, dem Le-<lb/> ſer mittheilen darf.<lb/></p><p>«Ein Spiegel, den die Theorie hinſtellt, um in ihm die ver-<lb/> «worrenen und ſich kreuzenden Linien der Erſcheinung, in reiner<lb/> «Perſpektive ſichtbar werden zu laſſen.»<lb/></p><p>«— Eine Form, mit der wir den Brennpunkt der Erſchei-<lb/> «nung meinen getroffen zu haben, ſo daß wir faſt <hi rendition="#g">analytiſch</hi><lb/> «daraus die einzelnen vereinigten Richtungen entwickeln koͤnnen,<lb/> «indem wir <hi rendition="#g">zugleich</hi> durch eine geiſtige Syntheſis das Ganze<lb/> «naturgemaͤß erbauen.»<lb/></p><p>«— Was wir thun, iſt im Grunde dies, daß wir einen klei-<lb/> «nen beſtimmten Punkt der Erfahrung, ein einzelnes Gut, zur<lb/> «wiſſenſchaftlichen Hoͤhe, d. h. zur Allgemeinheit zu erheben ver-<lb/> «ſucht haben; denn in der That muß jedes Glied eines organi-<lb/> «ſchen Ganzen auch in dieſer vereinzelten Geſtalt den allgemei-<lb/> «nen Typus an ſich hervortreten laſſen, und nur, indem wir das<lb/> «allgemeine Geſetz an ſolchen beſtimmten Punkten nachzuweiſen,<lb/> «oder das Vereinzelte unter ſeiner urbildlichen Form aufzuſtellen<lb/> «im Stande ſind, koͤnnen wir ſagen, daß uns die erſcheinende<lb/> «Welt und ihr Geſetz klar geworden ſey. Und zu ſolcher Auf-<lb/> «faſſung ſind wir hier vollkommen berechtigt, ja aufgefordert;<lb/> «denn die buͤrgerliche Geſellſchaft und der Staat ſind keine <hi rendition="#g">Ma-</hi><lb/> «<hi rendition="#g">ſchine</hi>, bei der Urſache und Wirkung ſich trennte, ſondern ein<lb/> «wahrhaft organiſches Gebilde, daher hier eben ſo Alles <hi rendition="#g">bewirkt</hi>,<lb/> «als ſelber <hi rendition="#g">wirkend</hi> wird, kurz es findet hier eine Wechſel-<lb/> «wirkung ſtatt.»</p></note>; die wir aber nicht aufgeben duͤrfen, weil ſie,<lb/> wie die Folge ergeben wird, ſo reich an Reſultaten iſt.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [15/0029]
Indem wir nun aber von den Erfahrungen, die ein
einzelnes Gut in einem beſtimmten Zeitraum geliefert hat,
ausgehen, wird die eigentliche Aufgabe fuͤr unſere naͤchſten
Unterſuchungen folgende:
wie muß ſich die Landrente und die Bewirth-
ſchaftungsart des Guts T. aͤndern, wenn wir ſtuf-
fenweiſe immer niedrigere Kornpreiſe annehmen.
Der iſolirte Staat iſt bei dieſer ganz auf der Wirk-
lichkeit beruhenden Unterſuchung nur eine bildliche Dar-
ſtellung, eine Form die den Ueberblick erleichtert und er-
weitert 2); die wir aber nicht aufgeben duͤrfen, weil ſie,
wie die Folge ergeben wird, ſo reich an Reſultaten iſt.
2) Ein Freund, dem ich das Manuſcript mittheilte, machte zu die-
ſer Stelle folgende Bemerkung, die ich, wie ich glaube, dem Le-
ſer mittheilen darf.
«Ein Spiegel, den die Theorie hinſtellt, um in ihm die ver-
«worrenen und ſich kreuzenden Linien der Erſcheinung, in reiner
«Perſpektive ſichtbar werden zu laſſen.»
«— Eine Form, mit der wir den Brennpunkt der Erſchei-
«nung meinen getroffen zu haben, ſo daß wir faſt analytiſch
«daraus die einzelnen vereinigten Richtungen entwickeln koͤnnen,
«indem wir zugleich durch eine geiſtige Syntheſis das Ganze
«naturgemaͤß erbauen.»
«— Was wir thun, iſt im Grunde dies, daß wir einen klei-
«nen beſtimmten Punkt der Erfahrung, ein einzelnes Gut, zur
«wiſſenſchaftlichen Hoͤhe, d. h. zur Allgemeinheit zu erheben ver-
«ſucht haben; denn in der That muß jedes Glied eines organi-
«ſchen Ganzen auch in dieſer vereinzelten Geſtalt den allgemei-
«nen Typus an ſich hervortreten laſſen, und nur, indem wir das
«allgemeine Geſetz an ſolchen beſtimmten Punkten nachzuweiſen,
«oder das Vereinzelte unter ſeiner urbildlichen Form aufzuſtellen
«im Stande ſind, koͤnnen wir ſagen, daß uns die erſcheinende
«Welt und ihr Geſetz klar geworden ſey. Und zu ſolcher Auf-
«faſſung ſind wir hier vollkommen berechtigt, ja aufgefordert;
«denn die buͤrgerliche Geſellſchaft und der Staat ſind keine Ma-
«ſchine, bei der Urſache und Wirkung ſich trennte, ſondern ein
«wahrhaft organiſches Gebilde, daher hier eben ſo Alles bewirkt,
«als ſelber wirkend wird, kurz es findet hier eine Wechſel-
«wirkung ſtatt.»
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