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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Erste Abtheilung. Sechster Abschnitt.
vor Anker liegen, dürfen die Arzneykisten nicht geöffnet
werden, sondern man muß die nöthigen Medicamente
aus der Stadt hohlen. Die Kranken werden während
dieser Zeit im mittlern Verdecke placirt. Sobald man
aber in die offenbare See kommt, werden sie unter das
Halbverdeck oder ins erste Verdeck hinauf transportirt,
weil man alsdann die Ankerspindel nicht mehr gebraucht.
Für diejenigen Kranken, welche keine Hangmatten ha-
ben, wird alsdann an der einen Seite eine hölzerne Lager-
stätte zurecht gemacht. Auf die andre Seite wird eine
von den Arzneykisten gesetzt, indem die andre mitten vor
die Ankerwinde zu stehen kommt, wo auch die ganze
Reise über alles, was zum Verbinden gebraucht wird, sei-
nen Platz hat. Der Arzt der Ostindischen Compagnie,
Doctor Famars, hatte zwar angeordnet, daß zur Ver-
hinderung der Ausbreitung der Krankheiten die Schiffs-
wärter einen Schwamm mit Essig im Munde halten und
sich mit Essig waschen; daß die Gesunden Tamarinden-
wasser trinken und Löffelkrautspiritus gebrauchen; daß die
Genesenden Chinatinctur und frisches Hammelfleisch be-
kommen; daß die Wände in den Schiffen mit Essig be-
sprengt werden sollten, und dergleichen mehr. Allein
diese und andre Anstalten waren doch nicht hinreichend,
die verheerende Epidemie zu hemmen. Diese hörte auch
unterwegs beynahe nicht eher auf, als bis der Tod die
halb verfaulten Leute, die von den Seelenverkäufern ge-
liefert waren, fast ganz weggerafft hatte.

Den 30. December lichteten wir im Texel die An-
ker, und segelten mit günstigem Ostwinde ab, nachdem
Capitain Morland auf dem Commandeurschiffe Boven
Kerkerpolder mit Kanonschüssen das Zeichen dazu gegeben
hatte. Mit uns zugleich ging eine sehr zahlreiche Menge,
sowohl Ostindischer als gewöhnlicher Kauffahrteyschiffe ab.

Erſte Abtheilung. Sechster Abſchnitt.
vor Anker liegen, duͤrfen die Arzneykiſten nicht geoͤffnet
werden, ſondern man muß die noͤthigen Medicamente
aus der Stadt hohlen. Die Kranken werden waͤhrend
dieſer Zeit im mittlern Verdecke placirt. Sobald man
aber in die offenbare See kommt, werden ſie unter das
Halbverdeck oder ins erſte Verdeck hinauf transportirt,
weil man alsdann die Ankerſpindel nicht mehr gebraucht.
Fuͤr diejenigen Kranken, welche keine Hangmatten ha-
ben, wird alsdann an der einen Seite eine hoͤlzerne Lager-
ſtaͤtte zurecht gemacht. Auf die andre Seite wird eine
von den Arzneykiſten geſetzt, indem die andre mitten vor
die Ankerwinde zu ſtehen kommt, wo auch die ganze
Reiſe uͤber alles, was zum Verbinden gebraucht wird, ſei-
nen Platz hat. Der Arzt der Oſtindiſchen Compagnie,
Doctor Famars, hatte zwar angeordnet, daß zur Ver-
hinderung der Ausbreitung der Krankheiten die Schiffs-
waͤrter einen Schwamm mit Eſſig im Munde halten und
ſich mit Eſſig waſchen; daß die Geſunden Tamarinden-
waſſer trinken und Loͤffelkrautſpiritus gebrauchen; daß die
Geneſenden Chinatinctur und friſches Hammelfleiſch be-
kommen; daß die Waͤnde in den Schiffen mit Eſſig be-
ſprengt werden ſollten, und dergleichen mehr. Allein
dieſe und andre Anſtalten waren doch nicht hinreichend,
die verheerende Epidemie zu hemmen. Dieſe hoͤrte auch
unterwegs beynahe nicht eher auf, als bis der Tod die
halb verfaulten Leute, die von den Seelenverkaͤufern ge-
liefert waren, faſt ganz weggerafft hatte.

Den 30. December lichteten wir im Texel die An-
ker, und ſegelten mit guͤnſtigem Oſtwinde ab, nachdem
Capitain Morland auf dem Commandeurſchiffe Boven
Kerkerpolder mit Kanonſchuͤſſen das Zeichen dazu gegeben
hatte. Mit uns zugleich ging eine ſehr zahlreiche Menge,
ſowohl Oſtindiſcher als gewoͤhnlicher Kauffahrteyſchiffe ab.

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[76/0104] Erſte Abtheilung. Sechster Abſchnitt. vor Anker liegen, duͤrfen die Arzneykiſten nicht geoͤffnet werden, ſondern man muß die noͤthigen Medicamente aus der Stadt hohlen. Die Kranken werden waͤhrend dieſer Zeit im mittlern Verdecke placirt. Sobald man aber in die offenbare See kommt, werden ſie unter das Halbverdeck oder ins erſte Verdeck hinauf transportirt, weil man alsdann die Ankerſpindel nicht mehr gebraucht. Fuͤr diejenigen Kranken, welche keine Hangmatten ha- ben, wird alsdann an der einen Seite eine hoͤlzerne Lager- ſtaͤtte zurecht gemacht. Auf die andre Seite wird eine von den Arzneykiſten geſetzt, indem die andre mitten vor die Ankerwinde zu ſtehen kommt, wo auch die ganze Reiſe uͤber alles, was zum Verbinden gebraucht wird, ſei- nen Platz hat. Der Arzt der Oſtindiſchen Compagnie, Doctor Famars, hatte zwar angeordnet, daß zur Ver- hinderung der Ausbreitung der Krankheiten die Schiffs- waͤrter einen Schwamm mit Eſſig im Munde halten und ſich mit Eſſig waſchen; daß die Geſunden Tamarinden- waſſer trinken und Loͤffelkrautſpiritus gebrauchen; daß die Geneſenden Chinatinctur und friſches Hammelfleiſch be- kommen; daß die Waͤnde in den Schiffen mit Eſſig be- ſprengt werden ſollten, und dergleichen mehr. Allein dieſe und andre Anſtalten waren doch nicht hinreichend, die verheerende Epidemie zu hemmen. Dieſe hoͤrte auch unterwegs beynahe nicht eher auf, als bis der Tod die halb verfaulten Leute, die von den Seelenverkaͤufern ge- liefert waren, faſt ganz weggerafft hatte. Den 30. December lichteten wir im Texel die An- ker, und ſegelten mit guͤnſtigem Oſtwinde ab, nachdem Capitain Morland auf dem Commandeurſchiffe Boven Kerkerpolder mit Kanonſchuͤſſen das Zeichen dazu gegeben hatte. Mit uns zugleich ging eine ſehr zahlreiche Menge, ſowohl Oſtindiſcher als gewoͤhnlicher Kauffahrteyſchiffe ab.

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/104>, abgerufen am 18.12.2024.