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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Zweyte Abtheilung. Erster Abschnitt.
verdienen, besonders die, welche Schneider, Tischler,
Maurer oder Köche sind. Man vermiethet die Sklaven
auf Monathe, Wochen oder Tage, um zu arbeiten,
und in dieser Zeit müssen sie ihren Herren täglich ein ge-
wisses Geld einbringen. Die Sklaven männlichen Ge-
schlechts tragen ihr Haar, auf welches diese Leute einen
großen Werth setzen, in ein zusammen gewundenes
Schnupftuch, wie in einen Turban gewickelt; die Mäg-
de wickeln es auch und befestigen es mit einer großen
Nadel. Kurze Jacken oder Wämse mit Hosen, nach
Art des Schifferanzugs, machen die übrige Kleidung
der Sklaven aus; und zum Zeichen, daß sie ihre Frey-
heit verlohren haben, gehen sie allezeit barfuß und ohne
Hut. Daß Sklaven freygegeben werden, geschieht äußerst
selten. Ehe man zu Tische geht, sowohl Mittags als
Abends, kommt eine Sklavin mit Waschwasser und
einem Handtuche, und reicht es den Gästen, sich die Hän-
de zu waschen; eben dies nach geendigter Mahlzeit. In
den Häusern der Reichern bekommt jeder Fremde bey
Tische einen Sklaven hinter den Stuhl zur Aufwar-
tung. Dieser hält oft einen großen Fächer, der aus
einem Palmblatte besteht, in der Hand, um damit die
Fliegen wegzujagen, die hier eben so lästig sind, als in
Europa.

Sowohl in als außer der Stadt sind schöne und
nette Gärten, nicht nur Küchengärten, sondern auch
Obstgärten angelegt. Die außerhalb der Stadt werden
vermittelst der von den Bergen herabgeleiteten Kanäle ge-
wässert. Der große und reitzende Garten der Compagnie
raget unter den übrigen wie eine alte Eiche unter Bü-
schen empor. Aus diesen Gärten erhalten die ankom-
menden Fremden ihre erste Erfrischung, und ihr über-
flüssiger Vorrath versieht sowohl die Holländischen, als

Zweyte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
verdienen, beſonders die, welche Schneider, Tiſchler,
Maurer oder Koͤche ſind. Man vermiethet die Sklaven
auf Monathe, Wochen oder Tage, um zu arbeiten,
und in dieſer Zeit muͤſſen ſie ihren Herren taͤglich ein ge-
wiſſes Geld einbringen. Die Sklaven maͤnnlichen Ge-
ſchlechts tragen ihr Haar, auf welches dieſe Leute einen
großen Werth ſetzen, in ein zuſammen gewundenes
Schnupftuch, wie in einen Turban gewickelt; die Maͤg-
de wickeln es auch und befeſtigen es mit einer großen
Nadel. Kurze Jacken oder Waͤmſe mit Hoſen, nach
Art des Schifferanzugs, machen die uͤbrige Kleidung
der Sklaven aus; und zum Zeichen, daß ſie ihre Frey-
heit verlohren haben, gehen ſie allezeit barfuß und ohne
Hut. Daß Sklaven freygegeben werden, geſchieht aͤußerſt
ſelten. Ehe man zu Tiſche geht, ſowohl Mittags als
Abends, kommt eine Sklavin mit Waſchwaſſer und
einem Handtuche, und reicht es den Gaͤſten, ſich die Haͤn-
de zu waſchen; eben dies nach geendigter Mahlzeit. In
den Haͤuſern der Reichern bekommt jeder Fremde bey
Tiſche einen Sklaven hinter den Stuhl zur Aufwar-
tung. Dieſer haͤlt oft einen großen Faͤcher, der aus
einem Palmblatte beſteht, in der Hand, um damit die
Fliegen wegzujagen, die hier eben ſo laͤſtig ſind, als in
Europa.

Sowohl in als außer der Stadt ſind ſchoͤne und
nette Gaͤrten, nicht nur Kuͤchengaͤrten, ſondern auch
Obſtgaͤrten angelegt. Die außerhalb der Stadt werden
vermittelſt der von den Bergen herabgeleiteten Kanaͤle ge-
waͤſſert. Der große und reitzende Garten der Compagnie
raget unter den uͤbrigen wie eine alte Eiche unter Buͤ-
ſchen empor. Aus dieſen Gaͤrten erhalten die ankom-
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fluͤſſiger Vorrath verſieht ſowohl die Hollaͤndiſchen, als

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[98/0126] Zweyte Abtheilung. Erſter Abſchnitt. verdienen, beſonders die, welche Schneider, Tiſchler, Maurer oder Koͤche ſind. Man vermiethet die Sklaven auf Monathe, Wochen oder Tage, um zu arbeiten, und in dieſer Zeit muͤſſen ſie ihren Herren taͤglich ein ge- wiſſes Geld einbringen. Die Sklaven maͤnnlichen Ge- ſchlechts tragen ihr Haar, auf welches dieſe Leute einen großen Werth ſetzen, in ein zuſammen gewundenes Schnupftuch, wie in einen Turban gewickelt; die Maͤg- de wickeln es auch und befeſtigen es mit einer großen Nadel. Kurze Jacken oder Waͤmſe mit Hoſen, nach Art des Schifferanzugs, machen die uͤbrige Kleidung der Sklaven aus; und zum Zeichen, daß ſie ihre Frey- heit verlohren haben, gehen ſie allezeit barfuß und ohne Hut. Daß Sklaven freygegeben werden, geſchieht aͤußerſt ſelten. Ehe man zu Tiſche geht, ſowohl Mittags als Abends, kommt eine Sklavin mit Waſchwaſſer und einem Handtuche, und reicht es den Gaͤſten, ſich die Haͤn- de zu waſchen; eben dies nach geendigter Mahlzeit. In den Haͤuſern der Reichern bekommt jeder Fremde bey Tiſche einen Sklaven hinter den Stuhl zur Aufwar- tung. Dieſer haͤlt oft einen großen Faͤcher, der aus einem Palmblatte beſteht, in der Hand, um damit die Fliegen wegzujagen, die hier eben ſo laͤſtig ſind, als in Europa. Sowohl in als außer der Stadt ſind ſchoͤne und nette Gaͤrten, nicht nur Kuͤchengaͤrten, ſondern auch Obſtgaͤrten angelegt. Die außerhalb der Stadt werden vermittelſt der von den Bergen herabgeleiteten Kanaͤle ge- waͤſſert. Der große und reitzende Garten der Compagnie raget unter den uͤbrigen wie eine alte Eiche unter Buͤ- ſchen empor. Aus dieſen Gaͤrten erhalten die ankom- menden Fremden ihre erſte Erfriſchung, und ihr uͤber- fluͤſſiger Vorrath verſieht ſowohl die Hollaͤndiſchen, als

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/126>, abgerufen am 21.11.2024.