Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.Vorrede des Verfassers. auf einer einzigen Seite Platz haben könnten?Wie oft haben nicht Naturforscher und Oekono- mie-Verständige vergeblich sich bemühet, in Reise- beschreibungen etwas, das sie gebrauchen könnten, anzutreffen, weil sie die barbarischen Nahmen der Naturalien nicht verstanden, die vielleicht die Ver- fasser selbst nicht gehörig anzugeben gewußt, manchmahl wohl selbst nicht verstanden haben mö- gen? Ist nicht die Muskatennuß, von der fast alle Beschreibungen Ostindischer Reisen ein Langes und Breites sagen, und die verschiedne Jahrhun- derte hindurch einer der einträglichsten Handlungs- zweige für die Europäer gewesen ist, dem Geschlech- te nach, wozu sie gehört, zum Theil noch unbe- kannt? Hat man nicht von den in der Bibel vor- kommenden Thieren und Gewächsen, obgleich je- ne das älteste, heiligste und allgemeinste Buch ist, bis auf die letzten Zeiten, großentheils nur eine un- zuverlässige Kenntniß gehabt? und gilt dies nicht noch von unsrer jetzigen Zeit? Unwissende Reisen- de benennen oft ausländische und fremde Thiere mit den Nahmen solcher Thiere, die sie vorher kannten. -- So nennt mancher alle Arten wilde Katzen Tiger, und verschiedne Gattungen vom Ge- schlechte der Hunde Füchse. So vermischt man- cher den Jakhal oder Simsons Fuchs, entweder Vorrede des Verfaſſers. auf einer einzigen Seite Platz haben koͤnnten?Wie oft haben nicht Naturforſcher und Oekono- mie-Verſtaͤndige vergeblich ſich bemuͤhet, in Reiſe- beſchreibungen etwas, das ſie gebrauchen koͤnnten, anzutreffen, weil ſie die barbariſchen Nahmen der Naturalien nicht verſtanden, die vielleicht die Ver- faſſer ſelbſt nicht gehoͤrig anzugeben gewußt, manchmahl wohl ſelbſt nicht verſtanden haben moͤ- gen? Iſt nicht die Muskatennuß, von der faſt alle Beſchreibungen Oſtindiſcher Reiſen ein Langes und Breites ſagen, und die verſchiedne Jahrhun- derte hindurch einer der eintraͤglichſten Handlungs- zweige fuͤr die Europaͤer geweſen iſt, dem Geſchlech- te nach, wozu ſie gehoͤrt, zum Theil noch unbe- kannt? Hat man nicht von den in der Bibel vor- kommenden Thieren und Gewaͤchſen, obgleich je- ne das aͤlteſte, heiligſte und allgemeinſte Buch iſt, bis auf die letzten Zeiten, großentheils nur eine un- zuverlaͤſſige Kenntniß gehabt? und gilt dies nicht noch von unſrer jetzigen Zeit? Unwiſſende Reiſen- de benennen oft auslaͤndiſche und fremde Thiere mit den Nahmen ſolcher Thiere, die ſie vorher kannten. — So nennt mancher alle Arten wilde Katzen Tiger, und verſchiedne Gattungen vom Ge- ſchlechte der Hunde Fuͤchſe. So vermiſcht man- cher den Jakhal oder Simſons Fuchs, entweder <TEI> <text> <front> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0014"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Vorrede des Verfaſſers</hi>.</hi></fw><lb/> auf einer einzigen Seite Platz haben koͤnnten?<lb/> Wie oft haben nicht Naturforſcher und Oekono-<lb/> mie-Verſtaͤndige vergeblich ſich bemuͤhet, in Reiſe-<lb/> beſchreibungen etwas, das ſie gebrauchen koͤnnten,<lb/> anzutreffen, weil ſie die barbariſchen Nahmen der<lb/> Naturalien nicht verſtanden, die vielleicht die Ver-<lb/> faſſer ſelbſt nicht gehoͤrig anzugeben gewußt,<lb/> manchmahl wohl ſelbſt nicht verſtanden haben moͤ-<lb/> gen? Iſt nicht die Muskatennuß, von der faſt<lb/> alle Beſchreibungen Oſtindiſcher Reiſen ein Langes<lb/> und Breites ſagen, und die verſchiedne Jahrhun-<lb/> derte hindurch einer der eintraͤglichſten Handlungs-<lb/> zweige fuͤr die Europaͤer geweſen iſt, dem Geſchlech-<lb/> te nach, wozu ſie gehoͤrt, zum Theil noch unbe-<lb/> kannt? Hat man nicht von den in der Bibel vor-<lb/> kommenden Thieren und Gewaͤchſen, obgleich je-<lb/> ne das aͤlteſte, heiligſte und allgemeinſte Buch iſt,<lb/> bis auf die letzten Zeiten, großentheils nur eine un-<lb/> zuverlaͤſſige Kenntniß gehabt? und gilt dies nicht<lb/> noch von unſrer jetzigen Zeit? Unwiſſende Reiſen-<lb/> de benennen oft auslaͤndiſche und fremde Thiere<lb/> mit den Nahmen ſolcher Thiere, die ſie vorher<lb/> kannten. — So nennt mancher alle Arten wilde<lb/> Katzen Tiger, und verſchiedne Gattungen vom Ge-<lb/> ſchlechte der Hunde Fuͤchſe. So vermiſcht man-<lb/> cher den Jakhal oder <persName>Simſons</persName> Fuchs, entweder<lb/></p> </div> </div> </front> </text> </TEI> [0014]
Vorrede des Verfaſſers.
auf einer einzigen Seite Platz haben koͤnnten?
Wie oft haben nicht Naturforſcher und Oekono-
mie-Verſtaͤndige vergeblich ſich bemuͤhet, in Reiſe-
beſchreibungen etwas, das ſie gebrauchen koͤnnten,
anzutreffen, weil ſie die barbariſchen Nahmen der
Naturalien nicht verſtanden, die vielleicht die Ver-
faſſer ſelbſt nicht gehoͤrig anzugeben gewußt,
manchmahl wohl ſelbſt nicht verſtanden haben moͤ-
gen? Iſt nicht die Muskatennuß, von der faſt
alle Beſchreibungen Oſtindiſcher Reiſen ein Langes
und Breites ſagen, und die verſchiedne Jahrhun-
derte hindurch einer der eintraͤglichſten Handlungs-
zweige fuͤr die Europaͤer geweſen iſt, dem Geſchlech-
te nach, wozu ſie gehoͤrt, zum Theil noch unbe-
kannt? Hat man nicht von den in der Bibel vor-
kommenden Thieren und Gewaͤchſen, obgleich je-
ne das aͤlteſte, heiligſte und allgemeinſte Buch iſt,
bis auf die letzten Zeiten, großentheils nur eine un-
zuverlaͤſſige Kenntniß gehabt? und gilt dies nicht
noch von unſrer jetzigen Zeit? Unwiſſende Reiſen-
de benennen oft auslaͤndiſche und fremde Thiere
mit den Nahmen ſolcher Thiere, die ſie vorher
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Zitationshilfe: | Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/14>, abgerufen am 16.07.2024. |