Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Reise vom Cap nach Rothesand.
zu bringen und gehörig zu verwahren, sondern auch alle
umliegende Berge und Anhöhen zu besuchen.

Unter andern reiseten wir über den Wasserfall und
die Berge nach einem jenseit wohnenden Sattelmacher,
Nahmens Schwieger, und von da am folgenden Tage
weiter zu einem andern Kolonisten, Nahmens Olivier.
Bey diesem ließen wir unsre Pferde und wanderten zu
Fuß den Berg hinauf.

Eine andre Nebenreise ging über den Witsenberg.
Dieser hat auf der andern Seite ein Land, oder vielmehr
eine Schlucht, die schmaler, als Rothesand, aber unge-
fähr viermahl höher ist. Von dieser Höhe konnten wir
den Tafelberg beym Cap sehen. Wegen der Kälte und
des späteren Sommers kommen die Blumen hier wenig-
stens um einen Monath später hervor. Der Schnee
fällt hier oft drey Fuß hoch, und bleibt in der Tiefe eini-
ge Tage, auf dem Berge aber länger liegen. Hinter
dieser Tiefe sieht man andre Berge, und hinter diesen
wiederum andre hohe Gebirgsreihen, jenseit deren das
Bockland (Bokke-Veld) liegt. In diesem kleinen,
hohen und kalten Bezirke hat man Viehhöfe angelegt;
aber Getreide bauet man da gar nicht, weil man es nicht
von da über die Berge transportiren kann. Wir hatten
eine ganze Stunde Zeit nöthig, um zu Pferde über den
Berg zu kommen.

Zu Rothesand zeigte man mir den so berühmten
Schlangenstein (Slange-Steen). Dieser Stein wird
aus Indien hieher gebracht, und sehr theuer, oft mit
zehn bis zwölf Reichsthalern bezahlt. Nur wenige Land-
bewohner haben sich dergleichen anschaffen können, und
wer einen besitzt, hält ihn in großem Werthe. Er ist
auf einer Seite rund, fast wie eine Kugel, und schwarz
von Farbe, in der Mitte hat er aber doch einen blassen

Reiſe vom Cap nach Rotheſand.
zu bringen und gehoͤrig zu verwahren, ſondern auch alle
umliegende Berge und Anhoͤhen zu beſuchen.

Unter andern reiſeten wir uͤber den Waſſerfall und
die Berge nach einem jenſeit wohnenden Sattelmacher,
Nahmens Schwieger, und von da am folgenden Tage
weiter zu einem andern Koloniſten, Nahmens Olivier.
Bey dieſem ließen wir unſre Pferde und wanderten zu
Fuß den Berg hinauf.

Eine andre Nebenreiſe ging uͤber den Witſenberg.
Dieſer hat auf der andern Seite ein Land, oder vielmehr
eine Schlucht, die ſchmaler, als Rotheſand, aber unge-
faͤhr viermahl hoͤher iſt. Von dieſer Hoͤhe konnten wir
den Tafelberg beym Cap ſehen. Wegen der Kaͤlte und
des ſpaͤteren Sommers kommen die Blumen hier wenig-
ſtens um einen Monath ſpaͤter hervor. Der Schnee
faͤllt hier oft drey Fuß hoch, und bleibt in der Tiefe eini-
ge Tage, auf dem Berge aber laͤnger liegen. Hinter
dieſer Tiefe ſieht man andre Berge, und hinter dieſen
wiederum andre hohe Gebirgsreihen, jenſeit deren das
Bockland (Bokke-Veld) liegt. In dieſem kleinen,
hohen und kalten Bezirke hat man Viehhoͤfe angelegt;
aber Getreide bauet man da gar nicht, weil man es nicht
von da uͤber die Berge transportiren kann. Wir hatten
eine ganze Stunde Zeit noͤthig, um zu Pferde uͤber den
Berg zu kommen.

Zu Rotheſand zeigte man mir den ſo beruͤhmten
Schlangenſtein (Slange-Steen). Dieſer Stein wird
aus Indien hieher gebracht, und ſehr theuer, oft mit
zehn bis zwoͤlf Reichsthalern bezahlt. Nur wenige Land-
bewohner haben ſich dergleichen anſchaffen koͤnnen, und
wer einen beſitzt, haͤlt ihn in großem Werthe. Er iſt
auf einer Seite rund, faſt wie eine Kugel, und ſchwarz
von Farbe, in der Mitte hat er aber doch einen blaſſen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0171" n="143"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Rei&#x017F;e vom <placeName>Cap</placeName> nach <placeName>Rothe&#x017F;and</placeName>.</hi></fw><lb/>
zu bringen und geho&#x0364;rig zu verwahren, &#x017F;ondern auch alle<lb/>
umliegende Berge und Anho&#x0364;hen zu be&#x017F;uchen.</p><lb/>
          <p>Unter andern rei&#x017F;eten wir u&#x0364;ber den Wa&#x017F;&#x017F;erfall und<lb/>
die Berge nach einem jen&#x017F;eit wohnenden Sattelmacher,<lb/>
Nahmens <persName>Schwieger</persName>, und von da am folgenden Tage<lb/>
weiter zu einem andern Koloni&#x017F;ten, Nahmens <persName>Olivier</persName>.<lb/>
Bey die&#x017F;em ließen wir un&#x017F;re Pferde und wanderten zu<lb/>
Fuß den Berg hinauf.</p><lb/>
          <p>Eine andre Nebenrei&#x017F;e ging u&#x0364;ber den <placeName>Wit&#x017F;enberg</placeName>.<lb/>
Die&#x017F;er hat auf der andern Seite ein Land, oder vielmehr<lb/>
eine Schlucht, die &#x017F;chmaler, als <placeName>Rothe&#x017F;and</placeName>, aber unge-<lb/>
fa&#x0364;hr viermahl ho&#x0364;her i&#x017F;t. Von die&#x017F;er Ho&#x0364;he konnten wir<lb/>
den <placeName>Tafelberg</placeName> beym <placeName>Cap</placeName> &#x017F;ehen. Wegen der Ka&#x0364;lte und<lb/>
des &#x017F;pa&#x0364;teren Sommers kommen die Blumen hier wenig-<lb/>
&#x017F;tens um einen Monath &#x017F;pa&#x0364;ter hervor. Der Schnee<lb/>
fa&#x0364;llt hier oft drey Fuß hoch, und bleibt in der Tiefe eini-<lb/>
ge Tage, auf dem Berge aber la&#x0364;nger liegen. Hinter<lb/>
die&#x017F;er Tiefe &#x017F;ieht man andre Berge, und hinter die&#x017F;en<lb/>
wiederum andre hohe Gebirgsreihen, jen&#x017F;eit deren das<lb/><placeName>Bockland</placeName> (<hi rendition="#aq"><placeName>Bokke-Veld</placeName></hi>) liegt. In die&#x017F;em kleinen,<lb/>
hohen und kalten Bezirke hat man Viehho&#x0364;fe angelegt;<lb/>
aber Getreide bauet man da gar nicht, weil man es nicht<lb/>
von da u&#x0364;ber die Berge transportiren kann. Wir hatten<lb/>
eine ganze Stunde Zeit no&#x0364;thig, um zu Pferde u&#x0364;ber den<lb/>
Berg zu kommen.</p><lb/>
          <p>Zu <placeName>Rothe&#x017F;and</placeName> zeigte man mir den &#x017F;o beru&#x0364;hmten<lb/>
Schlangen&#x017F;tein (<hi rendition="#aq">Slange-Steen</hi>). Die&#x017F;er Stein wird<lb/>
aus <placeName>Indien</placeName> hieher gebracht, und &#x017F;ehr theuer, oft mit<lb/>
zehn bis zwo&#x0364;lf Reichsthalern bezahlt. Nur wenige Land-<lb/>
bewohner haben &#x017F;ich dergleichen an&#x017F;chaffen ko&#x0364;nnen, und<lb/>
wer einen be&#x017F;itzt, ha&#x0364;lt ihn in großem Werthe. Er i&#x017F;t<lb/>
auf einer Seite rund, fa&#x017F;t wie eine Kugel, und &#x017F;chwarz<lb/>
von Farbe, in der Mitte hat er aber doch einen bla&#x017F;&#x017F;en<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[143/0171] Reiſe vom Cap nach Rotheſand. zu bringen und gehoͤrig zu verwahren, ſondern auch alle umliegende Berge und Anhoͤhen zu beſuchen. Unter andern reiſeten wir uͤber den Waſſerfall und die Berge nach einem jenſeit wohnenden Sattelmacher, Nahmens Schwieger, und von da am folgenden Tage weiter zu einem andern Koloniſten, Nahmens Olivier. Bey dieſem ließen wir unſre Pferde und wanderten zu Fuß den Berg hinauf. Eine andre Nebenreiſe ging uͤber den Witſenberg. Dieſer hat auf der andern Seite ein Land, oder vielmehr eine Schlucht, die ſchmaler, als Rotheſand, aber unge- faͤhr viermahl hoͤher iſt. Von dieſer Hoͤhe konnten wir den Tafelberg beym Cap ſehen. Wegen der Kaͤlte und des ſpaͤteren Sommers kommen die Blumen hier wenig- ſtens um einen Monath ſpaͤter hervor. Der Schnee faͤllt hier oft drey Fuß hoch, und bleibt in der Tiefe eini- ge Tage, auf dem Berge aber laͤnger liegen. Hinter dieſer Tiefe ſieht man andre Berge, und hinter dieſen wiederum andre hohe Gebirgsreihen, jenſeit deren das Bockland (Bokke-Veld) liegt. In dieſem kleinen, hohen und kalten Bezirke hat man Viehhoͤfe angelegt; aber Getreide bauet man da gar nicht, weil man es nicht von da uͤber die Berge transportiren kann. Wir hatten eine ganze Stunde Zeit noͤthig, um zu Pferde uͤber den Berg zu kommen. Zu Rotheſand zeigte man mir den ſo beruͤhmten Schlangenſtein (Slange-Steen). Dieſer Stein wird aus Indien hieher gebracht, und ſehr theuer, oft mit zehn bis zwoͤlf Reichsthalern bezahlt. Nur wenige Land- bewohner haben ſich dergleichen anſchaffen koͤnnen, und wer einen beſitzt, haͤlt ihn in großem Werthe. Er iſt auf einer Seite rund, faſt wie eine Kugel, und ſchwarz von Farbe, in der Mitte hat er aber doch einen blaſſen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/171
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/171>, abgerufen am 24.11.2024.