Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.Dritte Abtheilung. Dritter Abschnitt. ohne daß es unschmackhaft wird oder einen übeln Neben-geschmack bekommt; alles Zeichen, daß das Wasser sehr rein ist. In einiger Entfernung von den Quellen sam- melt sich das Wasser während des Herabfließens in ver- schiednen theils kleinen, theils großen Löchern oder Gru- ben, wo hinein man sich setzen kann, um dieses Bad zu benutzen. Ueber einige derselben sind zur Bequemlichkeit der Brunnengäste kleine Hütten gebauet, und zu diesen kann man aus einem vom Gebirge herunterfließenden Bache nach Belieben kaltes Wasser leiten. Man wagt immer zu viel, wenn man sich ohne Gesellschaft in dies Bad begiebt. Denn die Hitze des Wassers treibt das Geblüt aus dem Körper nach außen, und die Adern im untern Theile desselben, so weit er im Wasser ist, wer- den so ausgedehnt, daß sich das Geblüt zu sehr vom Kopfe wegzieht, und man Gefahr läuft, binnen einer Viertel- stunde in Ohnmacht zu fallen. Manchmahl bekommt man sogar Uebelkeit und Erbrechen davon. -- Unter den Kranken, die jetzt hier waren, um das Bad zu ge- brauchen, waren besonders zwey sehr bedauernswürdig. Der eine war ein Landmann, der eine schlimme Wunde im Unterleibe hatte, welche von dem heftigen Stoße eines wüthenden Ochsen herrührte: er konnte nicht das min- deste, außer etwas weniges vom Brunnenwasser, genießen, weil das Erbrechen bey ihm beständig fortwährte. Der andre war ein Sklave, welcher auf der rechten Schulter ein sehr großes Fleisch-Gewächs hatte, wodurch der Arm nach vorn aus dem Gelenke getrieben war, und welches von einem schweren Falle auf das Schulterblatt herkam. Sowohl hier als auch besonders in den Sandeb- Dritte Abtheilung. Dritter Abſchnitt. ohne daß es unſchmackhaft wird oder einen uͤbeln Neben-geſchmack bekommt; alles Zeichen, daß das Waſſer ſehr rein iſt. In einiger Entfernung von den Quellen ſam- melt ſich das Waſſer waͤhrend des Herabfließens in ver- ſchiednen theils kleinen, theils großen Loͤchern oder Gru- ben, wo hinein man ſich ſetzen kann, um dieſes Bad zu benutzen. Ueber einige derſelben ſind zur Bequemlichkeit der Brunnengaͤſte kleine Huͤtten gebauet, und zu dieſen kann man aus einem vom Gebirge herunterfließenden Bache nach Belieben kaltes Waſſer leiten. Man wagt immer zu viel, wenn man ſich ohne Geſellſchaft in dies Bad begiebt. Denn die Hitze des Waſſers treibt das Gebluͤt aus dem Koͤrper nach außen, und die Adern im untern Theile deſſelben, ſo weit er im Waſſer iſt, wer- den ſo ausgedehnt, daß ſich das Gebluͤt zu ſehr vom Kopfe wegzieht, und man Gefahr laͤuft, binnen einer Viertel- ſtunde in Ohnmacht zu fallen. Manchmahl bekommt man ſogar Uebelkeit und Erbrechen davon. — Unter den Kranken, die jetzt hier waren, um das Bad zu ge- brauchen, waren beſonders zwey ſehr bedauernswuͤrdig. Der eine war ein Landmann, der eine ſchlimme Wunde im Unterleibe hatte, welche von dem heftigen Stoße eines wuͤthenden Ochſen herruͤhrte: er konnte nicht das min- deſte, außer etwas weniges vom Brunnenwaſſer, genießen, weil das Erbrechen bey ihm beſtaͤndig fortwaͤhrte. Der andre war ein Sklave, welcher auf der rechten Schulter ein ſehr großes Fleiſch-Gewaͤchs hatte, wodurch der Arm nach vorn aus dem Gelenke getrieben war, und welches von einem ſchweren Falle auf das Schulterblatt herkam. Sowohl hier als auch beſonders in den Sandeb- <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0178" n="150"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Dritte Abtheilung. 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Dritte Abtheilung. Dritter Abſchnitt.
ohne daß es unſchmackhaft wird oder einen uͤbeln Neben-
geſchmack bekommt; alles Zeichen, daß das Waſſer ſehr
rein iſt. In einiger Entfernung von den Quellen ſam-
melt ſich das Waſſer waͤhrend des Herabfließens in ver-
ſchiednen theils kleinen, theils großen Loͤchern oder Gru-
ben, wo hinein man ſich ſetzen kann, um dieſes Bad zu
benutzen. Ueber einige derſelben ſind zur Bequemlichkeit
der Brunnengaͤſte kleine Huͤtten gebauet, und zu dieſen
kann man aus einem vom Gebirge herunterfließenden
Bache nach Belieben kaltes Waſſer leiten. Man wagt
immer zu viel, wenn man ſich ohne Geſellſchaft in dies
Bad begiebt. Denn die Hitze des Waſſers treibt das
Gebluͤt aus dem Koͤrper nach außen, und die Adern im
untern Theile deſſelben, ſo weit er im Waſſer iſt, wer-
den ſo ausgedehnt, daß ſich das Gebluͤt zu ſehr vom Kopfe
wegzieht, und man Gefahr laͤuft, binnen einer Viertel-
ſtunde in Ohnmacht zu fallen. Manchmahl bekommt
man ſogar Uebelkeit und Erbrechen davon. — Unter
den Kranken, die jetzt hier waren, um das Bad zu ge-
brauchen, waren beſonders zwey ſehr bedauernswuͤrdig.
Der eine war ein Landmann, der eine ſchlimme Wunde
im Unterleibe hatte, welche von dem heftigen Stoße eines
wuͤthenden Ochſen herruͤhrte: er konnte nicht das min-
deſte, außer etwas weniges vom Brunnenwaſſer, genießen,
weil das Erbrechen bey ihm beſtaͤndig fortwaͤhrte. Der
andre war ein Sklave, welcher auf der rechten Schulter
ein ſehr großes Fleiſch-Gewaͤchs hatte, wodurch der Arm
nach vorn aus dem Gelenke getrieben war, und welches
von einem ſchweren Falle auf das Schulterblatt herkam.
Sowohl hier als auch beſonders in den Sandeb-
nen waͤchſt die eßbare Zaſerblume (Meſembryanthemum
edule) in großem Ueberfluß. Man nennt ſie hier die
Hottentotten-Feige, weil die Frucht, wenn ſie reif und ge-
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