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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Rückreise von der Grenze des Kafferlandes etc.
Erdboden besteht aus Lehmerde, die mit Salz vermischt
ist; das Salz sieht man allenthalben an den Bergen zu
beyden Seiten des Flusses von der Hitze krystallisirt; eine
Bemerkung, die ich auch schon an den Bergen bey Cap
gemacht hatte.

Wir hatten jetzt eine erstaunlich lange, magere,
dürre und am Tage brennende Ebene vor uns, durch
welche wir mußten, und wo es wegen Wassermangels
gar keinen Hof gab, da wir hätten ausruhen können.
Wir lagen daher einen großen Theil des Tages still, und
begaben uns erst des Nachmittags, sobald es anfing et-
was kühl zu werden, auf den Weg. Nachdem wir ver-
schiedne große und mit Hölzung bewachsene Flüsse, die
jetzt gänzlich ausgetrocknet waren, zurückgelegt hatten,
kamen wir endlich an der linken Seite des Gebirges zu
einem wüsten Hofe, wo wir aber doch noch lebendige
Hecken von Aloe (Aloe succotrina) antrafen. Unter-
wegs sahen wir im Gebirge eine Menge Tiger, die hier
häufiger waren, als ich sie irgendwo bemerkt hatte.

Nun einige botanische und entomologische Wahr-
nehmungen, die ich auf diesem Theile meiner Reise machte.
Der Kugelschwamm (Lycoperdon carcinomale) wächst
hier auf den Ameisenhaufen; man präparirt ein braunes
Pulver davon und gebraucht es gegen den Krebs. Die
Schafe fressen die zarten Blätter der Aegyptischen Sinn-
pflanze (Mimosa nilotica). -- Der Zaserblume mit
weißen Blumen (Mesembryanthemum) bedienen die
Hottentotten sich gegen den Durst, indem sie daran
saugen; vorher lassen sie sie faulen und bereiten sie zu
diesem Gebrauche. -- Die Cichorienkäfer (Meloe Ci-
chorei
) thun vielen Schaden an den Aepfelbäumen und
Gartengewächsen, indem sie das Laub und die Blätter
ganz zerstören. -- Auf den Zweigen der Bäume und

Thunbergs Reise. Erster Theil. N

Ruͤckreiſe von der Grenze des Kafferlandes ꝛc.
Erdboden beſteht aus Lehmerde, die mit Salz vermiſcht
iſt; das Salz ſieht man allenthalben an den Bergen zu
beyden Seiten des Fluſſes von der Hitze kryſtalliſirt; eine
Bemerkung, die ich auch ſchon an den Bergen bey Cap
gemacht hatte.

Wir hatten jetzt eine erſtaunlich lange, magere,
duͤrre und am Tage brennende Ebene vor uns, durch
welche wir mußten, und wo es wegen Waſſermangels
gar keinen Hof gab, da wir haͤtten ausruhen koͤnnen.
Wir lagen daher einen großen Theil des Tages ſtill, und
begaben uns erſt des Nachmittags, ſobald es anfing et-
was kuͤhl zu werden, auf den Weg. Nachdem wir ver-
ſchiedne große und mit Hoͤlzung bewachſene Fluͤſſe, die
jetzt gaͤnzlich ausgetrocknet waren, zuruͤckgelegt hatten,
kamen wir endlich an der linken Seite des Gebirges zu
einem wuͤſten Hofe, wo wir aber doch noch lebendige
Hecken von Aloe (Aloe ſuccotrina) antrafen. Unter-
wegs ſahen wir im Gebirge eine Menge Tiger, die hier
haͤufiger waren, als ich ſie irgendwo bemerkt hatte.

Nun einige botaniſche und entomologiſche Wahr-
nehmungen, die ich auf dieſem Theile meiner Reiſe machte.
Der Kugelſchwamm (Lycoperdon carcinomale) waͤchſt
hier auf den Ameiſenhaufen; man praͤparirt ein braunes
Pulver davon und gebraucht es gegen den Krebs. Die
Schafe freſſen die zarten Blaͤtter der Aegyptiſchen Sinn-
pflanze (Mimoſa nilotica). — Der Zaſerblume mit
weißen Blumen (Meſembryanthemum) bedienen die
Hottentotten ſich gegen den Durſt, indem ſie daran
ſaugen; vorher laſſen ſie ſie faulen und bereiten ſie zu
dieſem Gebrauche. — Die Cichorienkaͤfer (Meloe Ci-
chorei
) thun vielen Schaden an den Aepfelbaͤumen und
Gartengewaͤchſen, indem ſie das Laub und die Blaͤtter
ganz zerſtoͤren. — Auf den Zweigen der Baͤume und

Thunbergs Reiſe. Erſter Theil. N
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[193/0221] Ruͤckreiſe von der Grenze des Kafferlandes ꝛc. Erdboden beſteht aus Lehmerde, die mit Salz vermiſcht iſt; das Salz ſieht man allenthalben an den Bergen zu beyden Seiten des Fluſſes von der Hitze kryſtalliſirt; eine Bemerkung, die ich auch ſchon an den Bergen bey Cap gemacht hatte. Wir hatten jetzt eine erſtaunlich lange, magere, duͤrre und am Tage brennende Ebene vor uns, durch welche wir mußten, und wo es wegen Waſſermangels gar keinen Hof gab, da wir haͤtten ausruhen koͤnnen. Wir lagen daher einen großen Theil des Tages ſtill, und begaben uns erſt des Nachmittags, ſobald es anfing et- was kuͤhl zu werden, auf den Weg. Nachdem wir ver- ſchiedne große und mit Hoͤlzung bewachſene Fluͤſſe, die jetzt gaͤnzlich ausgetrocknet waren, zuruͤckgelegt hatten, kamen wir endlich an der linken Seite des Gebirges zu einem wuͤſten Hofe, wo wir aber doch noch lebendige Hecken von Aloe (Aloe ſuccotrina) antrafen. Unter- wegs ſahen wir im Gebirge eine Menge Tiger, die hier haͤufiger waren, als ich ſie irgendwo bemerkt hatte. Nun einige botaniſche und entomologiſche Wahr- nehmungen, die ich auf dieſem Theile meiner Reiſe machte. Der Kugelſchwamm (Lycoperdon carcinomale) waͤchſt hier auf den Ameiſenhaufen; man praͤparirt ein braunes Pulver davon und gebraucht es gegen den Krebs. Die Schafe freſſen die zarten Blaͤtter der Aegyptiſchen Sinn- pflanze (Mimoſa nilotica). — Der Zaſerblume mit weißen Blumen (Meſembryanthemum) bedienen die Hottentotten ſich gegen den Durſt, indem ſie daran ſaugen; vorher laſſen ſie ſie faulen und bereiten ſie zu dieſem Gebrauche. — Die Cichorienkaͤfer (Meloe Ci- chorei) thun vielen Schaden an den Aepfelbaͤumen und Gartengewaͤchſen, indem ſie das Laub und die Blaͤtter ganz zerſtoͤren. — Auf den Zweigen der Baͤume und Thunbergs Reiſe. Erſter Theil. N

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/221>, abgerufen am 18.05.2024.