macht der Tafelberg Einen Berg aus: unten hängt er mit ihnen zusammen, weiter hinauf aber trennen ansehnliche Thäler ihn davon.
Auf den Tafelberg kann man an verschiednen Stel- len hinaufkommen, vorn, hinten und auf den Seiten. Eben daselbst kann man auch heruntergehen. Alle diese Wege habe ich in den funfzehnmahlen, da ich diesen Berg während meines hiesigen Aufenthalts besucht habe, hinreichend versucht, um sie aufs genaueste kennen zu lernen. An der Vorderseite ist der Berg nur in der gro- ßen Vertiefung, welche beynahe die Mitte hält, und sehr ins Auge fällt, zugänglich. Dieser Aufgang wird gewöhnlich gebraucht, obwohl er der steilste ist, beson- ders nicht weit von der Spitze, wo er zugleich sehr schmal wird, und an beyden Seiten von fast senkrechten Wän- den eingeschlossen ist. Der Fuß unten, an welchem die Stadt selbst liegt, beträgt ungefähr ein Drittheil von der Höhe des Berges, geht von flachen und mit Gebüsch be- wachsenen Hügeln nach und nach in die Höhe, und bil- det alsdann größere Hügel, die abschüssiger und mit gro- ßen von oben herabgerollten Steinen bedeckt sind. Hier- auf fängt die oben gedachte Vertiefung an, welche un- ten funfzig bis sechzig Schritt breit ist, dann immer schmäler wird, endlich nur eine Breite von sechs bis sie- ben Schritten behält, und oben mit sehr großen Stei- nen beynahe ganz verstopft ist. Weit oben in dieser Vertiefung fand ich feine lose Sandsteine, größte und kleinere, liegen, die tiefer unterwärts durch ihr Hinab- rollen zu Grus und Sand zermalmt waren.
Der Tafelberg, der Teufelsberg, der Löwenkopf, und andre hiesige Berge haben eben so, als die Berge in Europa, ihre Lagen und Schichten. Die obersten Lagen gehen ganz horizontal, die untersten aber schief. Oben
Kleine Nebenreiſen in der Naͤhe der Capſtadt.
macht der Tafelberg Einen Berg aus: unten haͤngt er mit ihnen zuſammen, weiter hinauf aber trennen anſehnliche Thaͤler ihn davon.
Auf den Tafelberg kann man an verſchiednen Stel- len hinaufkommen, vorn, hinten und auf den Seiten. Eben daſelbſt kann man auch heruntergehen. Alle dieſe Wege habe ich in den funfzehnmahlen, da ich dieſen Berg waͤhrend meines hieſigen Aufenthalts beſucht habe, hinreichend verſucht, um ſie aufs genaueſte kennen zu lernen. An der Vorderſeite iſt der Berg nur in der gro- ßen Vertiefung, welche beynahe die Mitte haͤlt, und ſehr ins Auge faͤllt, zugaͤnglich. Dieſer Aufgang wird gewoͤhnlich gebraucht, obwohl er der ſteilſte iſt, beſon- ders nicht weit von der Spitze, wo er zugleich ſehr ſchmal wird, und an beyden Seiten von faſt ſenkrechten Waͤn- den eingeſchloſſen iſt. Der Fuß unten, an welchem die Stadt ſelbſt liegt, betraͤgt ungefaͤhr ein Drittheil von der Hoͤhe des Berges, geht von flachen und mit Gebuͤſch be- wachſenen Huͤgeln nach und nach in die Hoͤhe, und bil- det alsdann groͤßere Huͤgel, die abſchuͤſſiger und mit gro- ßen von oben herabgerollten Steinen bedeckt ſind. Hier- auf faͤngt die oben gedachte Vertiefung an, welche un- ten funfzig bis ſechzig Schritt breit iſt, dann immer ſchmaͤler wird, endlich nur eine Breite von ſechs bis ſie- ben Schritten behaͤlt, und oben mit ſehr großen Stei- nen beynahe ganz verſtopft iſt. Weit oben in dieſer Vertiefung fand ich feine loſe Sandſteine, groͤßte und kleinere, liegen, die tiefer unterwaͤrts durch ihr Hinab- rollen zu Grus und Sand zermalmt waren.
Der Tafelberg, der Teufelsberg, der Loͤwenkopf, und andre hieſige Berge haben eben ſo, als die Berge in Europa, ihre Lagen und Schichten. Die oberſten Lagen gehen ganz horizontal, die unterſten aber ſchief. Oben
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Kleine Nebenreiſen in der Naͤhe der Capſtadt.
macht der Tafelberg Einen Berg aus: unten haͤngt er mit
ihnen zuſammen, weiter hinauf aber trennen anſehnliche
Thaͤler ihn davon.
Auf den Tafelberg kann man an verſchiednen Stel-
len hinaufkommen, vorn, hinten und auf den Seiten.
Eben daſelbſt kann man auch heruntergehen. Alle dieſe
Wege habe ich in den funfzehnmahlen, da ich dieſen
Berg waͤhrend meines hieſigen Aufenthalts beſucht habe,
hinreichend verſucht, um ſie aufs genaueſte kennen zu
lernen. An der Vorderſeite iſt der Berg nur in der gro-
ßen Vertiefung, welche beynahe die Mitte haͤlt, und
ſehr ins Auge faͤllt, zugaͤnglich. Dieſer Aufgang wird
gewoͤhnlich gebraucht, obwohl er der ſteilſte iſt, beſon-
ders nicht weit von der Spitze, wo er zugleich ſehr ſchmal
wird, und an beyden Seiten von faſt ſenkrechten Waͤn-
den eingeſchloſſen iſt. Der Fuß unten, an welchem die
Stadt ſelbſt liegt, betraͤgt ungefaͤhr ein Drittheil von der
Hoͤhe des Berges, geht von flachen und mit Gebuͤſch be-
wachſenen Huͤgeln nach und nach in die Hoͤhe, und bil-
det alsdann groͤßere Huͤgel, die abſchuͤſſiger und mit gro-
ßen von oben herabgerollten Steinen bedeckt ſind. Hier-
auf faͤngt die oben gedachte Vertiefung an, welche un-
ten funfzig bis ſechzig Schritt breit iſt, dann immer
ſchmaͤler wird, endlich nur eine Breite von ſechs bis ſie-
ben Schritten behaͤlt, und oben mit ſehr großen Stei-
nen beynahe ganz verſtopft iſt. Weit oben in dieſer
Vertiefung fand ich feine loſe Sandſteine, groͤßte und
kleinere, liegen, die tiefer unterwaͤrts durch ihr Hinab-
rollen zu Grus und Sand zermalmt waren.
Der Tafelberg, der Teufelsberg, der Loͤwenkopf,
und andre hieſige Berge haben eben ſo, als die Berge in
Europa, ihre Lagen und Schichten. Die oberſten Lagen
gehen ganz horizontal, die unterſten aber ſchief. Oben
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/231>, abgerufen am 24.11.2024.
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