Weiter ging unsre Reise über die Berge nach Wild- schützbrand, wo wir nur eine auf einem schönen grasreichen Platze stehende Hottentotten-Wohnung fanden; und dar- auf wieder ein wenig zurück nach der falschen Bay. Den von der falschen Bay sich weit in die See hinein erstre- ckenden unfruchtbaren Bergen haben Kolonisten und See- fahrer den Nahmen Norwegen (Norweegen) beygelegt.
Falsche Bay, Bay Falso, oder Simonsbay heißt der Hafen an derjenigen Seite, wo die Schiffe nur zur Winterszeit ankommen, und wo sie vor den Stürmen des Nord-West-Windes, welche zu dieser Zeit den in der Tafelbay liegenden Schiffen so gefährlich sind, in Si- cherheit liegen. Der Hafen ist hier größer als beym Cap. Der Strand ist eben nicht breit, und an verschiednen Stellen springen die Berge so weit vor, daß gar kein Strand da ist. Die Häuser liegen auf den Bergen und Hügeln selbst, und reichen manchmahl zur Bequemlichkeit der Fremden nicht hin. Eine große runde Klippe im Hafen wird die Arche, eine andre die Romanklippe, und eine weiter hinaus ostwärts liegende Insel das Malagassen- Eyland genannt. Außer einem der Compagnie gehöri- gen Hause, welches der Resident bewohnt, sind hier noch einige andre öffentliche Gebäude, als ein Hospital, ein Packhaus, und ein Schlachthaus, wie auch etliche Hö- fe, die Privat-Personen gehören. Der Garten der Com- pagnie liegt etwas weiter weg.
Von der falschen Bay marschirten wir über flache und ebene Sandfelder, Muysenburg und den Fischer- platz der Compagnie vorbey, und wieder nach der Cap- stadt. In den Sandebnen sind hie und da kleine Bin- nenseen, die von der Sonnenhitze noch nicht völlig ausge- trocknet waren. Auch hegten diese wasserreichen Gefilde noch hin und wieder Flaminger, die mit ihren weißen
Vierte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
Weiter ging unſre Reiſe uͤber die Berge nach Wild- ſchuͤtzbrand, wo wir nur eine auf einem ſchoͤnen grasreichen Platze ſtehende Hottentotten-Wohnung fanden; und dar- auf wieder ein wenig zuruͤck nach der falſchen Bay. Den von der falſchen Bay ſich weit in die See hinein erſtre- ckenden unfruchtbaren Bergen haben Koloniſten und See- fahrer den Nahmen Norwegen (Norweegen) beygelegt.
Falſche Bay, Bay Falſo, oder Simonsbay heißt der Hafen an derjenigen Seite, wo die Schiffe nur zur Winterszeit ankommen, und wo ſie vor den Stuͤrmen des Nord-Weſt-Windes, welche zu dieſer Zeit den in der Tafelbay liegenden Schiffen ſo gefaͤhrlich ſind, in Si- cherheit liegen. Der Hafen iſt hier groͤßer als beym Cap. Der Strand iſt eben nicht breit, und an verſchiednen Stellen ſpringen die Berge ſo weit vor, daß gar kein Strand da iſt. Die Haͤuſer liegen auf den Bergen und Huͤgeln ſelbſt, und reichen manchmahl zur Bequemlichkeit der Fremden nicht hin. Eine große runde Klippe im Hafen wird die Arche, eine andre die Romanklippe, und eine weiter hinaus oſtwaͤrts liegende Inſel das Malagaſſen- Eyland genannt. Außer einem der Compagnie gehoͤri- gen Hauſe, welches der Reſident bewohnt, ſind hier noch einige andre oͤffentliche Gebaͤude, als ein Hoſpital, ein Packhaus, und ein Schlachthaus, wie auch etliche Hoͤ- fe, die Privat-Perſonen gehoͤren. Der Garten der Com- pagnie liegt etwas weiter weg.
Von der falſchen Bay marſchirten wir uͤber flache und ebene Sandfelder, Muyſenburg und den Fiſcher- platz der Compagnie vorbey, und wieder nach der Cap- ſtadt. In den Sandebnen ſind hie und da kleine Bin- nenſeen, die von der Sonnenhitze noch nicht voͤllig ausge- trocknet waren. Auch hegten dieſe waſſerreichen Gefilde noch hin und wieder Flaminger, die mit ihren weißen
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Vierte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
Weiter ging unſre Reiſe uͤber die Berge nach Wild-
ſchuͤtzbrand, wo wir nur eine auf einem ſchoͤnen grasreichen
Platze ſtehende Hottentotten-Wohnung fanden; und dar-
auf wieder ein wenig zuruͤck nach der falſchen Bay. Den
von der falſchen Bay ſich weit in die See hinein erſtre-
ckenden unfruchtbaren Bergen haben Koloniſten und See-
fahrer den Nahmen Norwegen (Norweegen) beygelegt.
Falſche Bay, Bay Falſo, oder Simonsbay heißt
der Hafen an derjenigen Seite, wo die Schiffe nur zur
Winterszeit ankommen, und wo ſie vor den Stuͤrmen
des Nord-Weſt-Windes, welche zu dieſer Zeit den in
der Tafelbay liegenden Schiffen ſo gefaͤhrlich ſind, in Si-
cherheit liegen. Der Hafen iſt hier groͤßer als beym Cap.
Der Strand iſt eben nicht breit, und an verſchiednen
Stellen ſpringen die Berge ſo weit vor, daß gar kein
Strand da iſt. Die Haͤuſer liegen auf den Bergen und
Huͤgeln ſelbſt, und reichen manchmahl zur Bequemlichkeit
der Fremden nicht hin. Eine große runde Klippe im
Hafen wird die Arche, eine andre die Romanklippe, und
eine weiter hinaus oſtwaͤrts liegende Inſel das Malagaſſen-
Eyland genannt. Außer einem der Compagnie gehoͤri-
gen Hauſe, welches der Reſident bewohnt, ſind hier
noch einige andre oͤffentliche Gebaͤude, als ein Hoſpital,
ein Packhaus, und ein Schlachthaus, wie auch etliche Hoͤ-
fe, die Privat-Perſonen gehoͤren. Der Garten der Com-
pagnie liegt etwas weiter weg.
Von der falſchen Bay marſchirten wir uͤber flache
und ebene Sandfelder, Muyſenburg und den Fiſcher-
platz der Compagnie vorbey, und wieder nach der Cap-
ſtadt. In den Sandebnen ſind hie und da kleine Bin-
nenſeen, die von der Sonnenhitze noch nicht voͤllig ausge-
trocknet waren. Auch hegten dieſe waſſerreichen Gefilde
noch hin und wieder Flaminger, die mit ihren weißen
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/238>, abgerufen am 24.11.2024.
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