Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Von politischen Einrichtungen am Cap.
Auch kaufen zu Cap die Kaufleute und andre, die Geld
nach Europa zu remittiren haben, dergleichen Rechnun-
gen gern. An dem Gelde, das man baar mit nach Hol-
land
zurücknimmt, verliert man 25 Procent, so wie
man an demjenigen, welches man aus Holland mit-
bringt, zu Cap 25 Procent gewinnt.

Wenn Matrosen oder Soldaten im Hospitale zu
Cap sterben, werden ihre nachgelassenen Habseligkeiten
verauctionirt. Das daraus gelösete Geld wird zu Be-
streitung der Begräbnißkosten angewandt. Gewöhnlich
wird die Leiche in ein Laken genähet, und auf dem Lei-
chenwagen weggefahren. Hat aber der Verstorbne so viel
nachgelassen, daß die Summe für die in der Auction ver-
kauften Sachen -- es versteht sich, nachdem man das Be-
ste vorher zu sich genommen hat; wenigstens geschieht dies
manchmahl -- etwas beträgt, so besteht man ihm wohl
einen Sarg, der zehn Reichsthaler kostet. Bringt die
Auction etwas Ansehnliches ein, so wird bey dem Be-
gräbnisse mit Wein tractirt. Ueberhaupt ist man alle-
zeit so vorsichtig, es so einzurichten, daß den Verwand-
ten und Erben nichts übrig bleibt. Gemeiniglich wird
in einer solchen Auction die ganze Kiste oder Lade des
Verstorbnen, zwar geöffnet, aber nicht allezeit gehörig
durchsucht, in Pausch und Bogen verkauft.

Zu Cap konnte ich recht sehen, wie dreiste Seefah-
rer die Engländer sind. Sie thun es hierin allen andern
Nationen zuvor. Oft sah ich sie auf die Rhede herein
laviren, wenn der starke Süd-Ost-Wind wehete, und
die Holländischen Schiffe entweder draußen in der See
herumschwärmten, oder bey der Robbeninsel ankerten,
und da liegen blieben, bis sie günstigeren Wind beka-
men. Jene segeln meistentheils nach Einsicht und Er-
fahrung, und haben sehr gut segelnde Schiffe; diese

Von politiſchen Einrichtungen am Cap.
Auch kaufen zu Cap die Kaufleute und andre, die Geld
nach Europa zu remittiren haben, dergleichen Rechnun-
gen gern. An dem Gelde, das man baar mit nach Hol-
land
zuruͤcknimmt, verliert man 25 Procent, ſo wie
man an demjenigen, welches man aus Holland mit-
bringt, zu Cap 25 Procent gewinnt.

Wenn Matroſen oder Soldaten im Hoſpitale zu
Cap ſterben, werden ihre nachgelaſſenen Habſeligkeiten
verauctionirt. Das daraus geloͤſete Geld wird zu Be-
ſtreitung der Begraͤbnißkoſten angewandt. Gewoͤhnlich
wird die Leiche in ein Laken genaͤhet, und auf dem Lei-
chenwagen weggefahren. Hat aber der Verſtorbne ſo viel
nachgelaſſen, daß die Summe fuͤr die in der Auction ver-
kauften Sachen — es verſteht ſich, nachdem man das Be-
ſte vorher zu ſich genommen hat; wenigſtens geſchieht dies
manchmahl — etwas betraͤgt, ſo beſteht man ihm wohl
einen Sarg, der zehn Reichsthaler koſtet. Bringt die
Auction etwas Anſehnliches ein, ſo wird bey dem Be-
graͤbniſſe mit Wein tractirt. Ueberhaupt iſt man alle-
zeit ſo vorſichtig, es ſo einzurichten, daß den Verwand-
ten und Erben nichts uͤbrig bleibt. Gemeiniglich wird
in einer ſolchen Auction die ganze Kiſte oder Lade des
Verſtorbnen, zwar geoͤffnet, aber nicht allezeit gehoͤrig
durchſucht, in Pauſch und Bogen verkauft.

Zu Cap konnte ich recht ſehen, wie dreiſte Seefah-
rer die Englaͤnder ſind. Sie thun es hierin allen andern
Nationen zuvor. Oft ſah ich ſie auf die Rhede herein
laviren, wenn der ſtarke Suͤd-Oſt-Wind wehete, und
die Hollaͤndiſchen Schiffe entweder draußen in der See
herumſchwaͤrmten, oder bey der Robbeninſel ankerten,
und da liegen blieben, bis ſie guͤnſtigeren Wind beka-
men. Jene ſegeln meiſtentheils nach Einſicht und Er-
fahrung, und haben ſehr gut ſegelnde Schiffe; dieſe

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0261" n="233"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von politi&#x017F;chen Einrichtungen am <placeName>Cap</placeName>.</hi></fw><lb/>
Auch kaufen zu <placeName>Cap</placeName> die Kaufleute und andre, die Geld<lb/>
nach <placeName>Europa</placeName> zu remittiren haben, dergleichen Rechnun-<lb/>
gen gern. An dem Gelde, das man baar mit nach <placeName>Hol-<lb/>
land</placeName> zuru&#x0364;cknimmt, verliert man 25 Procent, &#x017F;o wie<lb/>
man an demjenigen, welches man aus <placeName>Holland</placeName> mit-<lb/>
bringt, zu <placeName>Cap</placeName> 25 Procent gewinnt.</p><lb/>
          <p>Wenn Matro&#x017F;en oder Soldaten im Ho&#x017F;pitale zu<lb/><placeName>Cap</placeName> &#x017F;terben, werden ihre nachgela&#x017F;&#x017F;enen Hab&#x017F;eligkeiten<lb/>
verauctionirt. Das daraus gelo&#x0364;&#x017F;ete Geld wird zu Be-<lb/>
&#x017F;treitung der Begra&#x0364;bnißko&#x017F;ten angewandt. Gewo&#x0364;hnlich<lb/>
wird die Leiche in ein Laken gena&#x0364;het, und auf dem Lei-<lb/>
chenwagen weggefahren. Hat aber der Ver&#x017F;torbne &#x017F;o viel<lb/>
nachgela&#x017F;&#x017F;en, daß die Summe fu&#x0364;r die in der Auction ver-<lb/>
kauften Sachen &#x2014; es ver&#x017F;teht &#x017F;ich, nachdem man das Be-<lb/>
&#x017F;te vorher zu &#x017F;ich genommen hat; wenig&#x017F;tens ge&#x017F;chieht dies<lb/>
manchmahl &#x2014; etwas betra&#x0364;gt, &#x017F;o be&#x017F;teht man ihm wohl<lb/>
einen Sarg, der zehn Reichsthaler ko&#x017F;tet. Bringt die<lb/>
Auction etwas An&#x017F;ehnliches ein, &#x017F;o wird bey dem Be-<lb/>
gra&#x0364;bni&#x017F;&#x017F;e mit Wein tractirt. Ueberhaupt i&#x017F;t man alle-<lb/>
zeit &#x017F;o vor&#x017F;ichtig, es &#x017F;o einzurichten, daß den Verwand-<lb/>
ten und Erben nichts u&#x0364;brig bleibt. Gemeiniglich wird<lb/>
in einer &#x017F;olchen Auction die ganze Ki&#x017F;te oder Lade des<lb/>
Ver&#x017F;torbnen, zwar geo&#x0364;ffnet, aber nicht allezeit geho&#x0364;rig<lb/>
durch&#x017F;ucht, in Pau&#x017F;ch und Bogen verkauft.</p><lb/>
          <p>Zu <placeName>Cap</placeName> konnte ich recht &#x017F;ehen, wie drei&#x017F;te Seefah-<lb/>
rer die Engla&#x0364;nder &#x017F;ind. Sie thun es hierin allen andern<lb/>
Nationen zuvor. Oft &#x017F;ah ich &#x017F;ie auf die Rhede herein<lb/>
laviren, wenn der &#x017F;tarke Su&#x0364;d-O&#x017F;t-Wind wehete, und<lb/>
die Holla&#x0364;ndi&#x017F;chen Schiffe entweder draußen in der See<lb/>
herum&#x017F;chwa&#x0364;rmten, oder bey der <placeName>Robbenin&#x017F;el</placeName> ankerten,<lb/>
und da liegen blieben, bis &#x017F;ie gu&#x0364;n&#x017F;tigeren Wind beka-<lb/>
men. Jene &#x017F;egeln mei&#x017F;tentheils nach Ein&#x017F;icht und Er-<lb/>
fahrung, und haben &#x017F;ehr gut &#x017F;egelnde Schiffe; die&#x017F;e<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[233/0261] Von politiſchen Einrichtungen am Cap. Auch kaufen zu Cap die Kaufleute und andre, die Geld nach Europa zu remittiren haben, dergleichen Rechnun- gen gern. An dem Gelde, das man baar mit nach Hol- land zuruͤcknimmt, verliert man 25 Procent, ſo wie man an demjenigen, welches man aus Holland mit- bringt, zu Cap 25 Procent gewinnt. Wenn Matroſen oder Soldaten im Hoſpitale zu Cap ſterben, werden ihre nachgelaſſenen Habſeligkeiten verauctionirt. Das daraus geloͤſete Geld wird zu Be- ſtreitung der Begraͤbnißkoſten angewandt. Gewoͤhnlich wird die Leiche in ein Laken genaͤhet, und auf dem Lei- chenwagen weggefahren. Hat aber der Verſtorbne ſo viel nachgelaſſen, daß die Summe fuͤr die in der Auction ver- kauften Sachen — es verſteht ſich, nachdem man das Be- ſte vorher zu ſich genommen hat; wenigſtens geſchieht dies manchmahl — etwas betraͤgt, ſo beſteht man ihm wohl einen Sarg, der zehn Reichsthaler koſtet. Bringt die Auction etwas Anſehnliches ein, ſo wird bey dem Be- graͤbniſſe mit Wein tractirt. Ueberhaupt iſt man alle- zeit ſo vorſichtig, es ſo einzurichten, daß den Verwand- ten und Erben nichts uͤbrig bleibt. Gemeiniglich wird in einer ſolchen Auction die ganze Kiſte oder Lade des Verſtorbnen, zwar geoͤffnet, aber nicht allezeit gehoͤrig durchſucht, in Pauſch und Bogen verkauft. Zu Cap konnte ich recht ſehen, wie dreiſte Seefah- rer die Englaͤnder ſind. Sie thun es hierin allen andern Nationen zuvor. Oft ſah ich ſie auf die Rhede herein laviren, wenn der ſtarke Suͤd-Oſt-Wind wehete, und die Hollaͤndiſchen Schiffe entweder draußen in der See herumſchwaͤrmten, oder bey der Robbeninſel ankerten, und da liegen blieben, bis ſie guͤnſtigeren Wind beka- men. Jene ſegeln meiſtentheils nach Einſicht und Er- fahrung, und haben ſehr gut ſegelnde Schiffe; dieſe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/261
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/261>, abgerufen am 02.06.2024.