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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Vierte Abtheilung. Vierter Abschnitt.
tzen als aus der Gerste. Diese wird gemeiniglich im No-
vember, und jener im December geerntet.

In Ansehung des Weinbaues thun es die beyden
Höfe, welche den Nahmen Groß- und Klein-Constantia
führen, und unterhalb des Tafelberges an der Ost-Seite
desselben liegen, allen übrigen und dem ganzen Lande weit
zuvor. Sie sind es, wo der unter dem Nahmen des
Constantia-Weins oder Cap-Weins bekannte, und in Eu-
ropa
so vieles Geld kostende, vortreffliche und ausnehmend
wohlschmeckende Wein wächst. Dieser Wein ist sehr
süß, angenehm und lieblich, und kann nur als Nach-
tisch-Wein gebraucht werden, weil er reichlich getrunken
durch seine Süßigkeit den Magen beschwert. Es giebt
bekanntlich zwey Arten Cap-Wein, rothen und weißen.
Von dem rothen werden jährlich ungefähr sechzig, und
von dem weißen etwa neunzig Faß (Legger) gewonnen.
Doch ist dies nicht jedes Jahr gleich, weil der Wein hier
so wenig als anderswo alle Jahr gleich gut geräth. Je-
ne beyden Höfe sind indessen jetzt nicht mehr die einzigen,
wo dieser Wein wächst, obgleich sie lange Zeit die einzigen
waren, die ihrer Lage wegen ihn hervorbringen konnten.
Gegenwärtig giebt es schon mehrere Höfe, sowohl in
der Nachbarschaft von Constantia, als an einigen, wie-
wohl wenigen, andern Stellen, die ihren Wein zu eben
der Güte bringen können. Da aber die Compagnie den
Verkauf des Constantia-Weins sich ausschließend vorbehal-
ten hat, und der auf den andern Höfen erzielte Wein,
wenn er für Constantia-Wein gelten sollte, Contrebande
seyn würde, und unter diesem Nahmen von Privat-Per-
sonen weder gekauft, noch in Holland eingebracht werden
darf, so hat man den Kunstgriff erfunden, diesem Wei-
ne, der dem eigentlichen Constantia an Güte ganz und
gar nichts nachgiebt, den Nahmen Magenwein zu geben.

Vierte Abtheilung. Vierter Abſchnitt.
tzen als aus der Gerſte. Dieſe wird gemeiniglich im No-
vember, und jener im December geerntet.

In Anſehung des Weinbaues thun es die beyden
Hoͤfe, welche den Nahmen Groß- und Klein-Conſtantia
fuͤhren, und unterhalb des Tafelberges an der Oſt-Seite
deſſelben liegen, allen uͤbrigen und dem ganzen Lande weit
zuvor. Sie ſind es, wo der unter dem Nahmen des
Conſtantia-Weins oder Cap-Weins bekannte, und in Eu-
ropa
ſo vieles Geld koſtende, vortreffliche und ausnehmend
wohlſchmeckende Wein waͤchſt. Dieſer Wein iſt ſehr
ſuͤß, angenehm und lieblich, und kann nur als Nach-
tiſch-Wein gebraucht werden, weil er reichlich getrunken
durch ſeine Suͤßigkeit den Magen beſchwert. Es giebt
bekanntlich zwey Arten Cap-Wein, rothen und weißen.
Von dem rothen werden jaͤhrlich ungefaͤhr ſechzig, und
von dem weißen etwa neunzig Faß (Legger) gewonnen.
Doch iſt dies nicht jedes Jahr gleich, weil der Wein hier
ſo wenig als anderswo alle Jahr gleich gut geraͤth. Je-
ne beyden Hoͤfe ſind indeſſen jetzt nicht mehr die einzigen,
wo dieſer Wein waͤchſt, obgleich ſie lange Zeit die einzigen
waren, die ihrer Lage wegen ihn hervorbringen konnten.
Gegenwaͤrtig giebt es ſchon mehrere Hoͤfe, ſowohl in
der Nachbarſchaft von Conſtantia, als an einigen, wie-
wohl wenigen, andern Stellen, die ihren Wein zu eben
der Guͤte bringen koͤnnen. Da aber die Compagnie den
Verkauf des Conſtantia-Weins ſich ausſchließend vorbehal-
ten hat, und der auf den andern Hoͤfen erzielte Wein,
wenn er fuͤr Conſtantia-Wein gelten ſollte, Contrebande
ſeyn wuͤrde, und unter dieſem Nahmen von Privat-Per-
ſonen weder gekauft, noch in Holland eingebracht werden
darf, ſo hat man den Kunſtgriff erfunden, dieſem Wei-
ne, der dem eigentlichen Conſtantia an Guͤte ganz und
gar nichts nachgiebt, den Nahmen Magenwein zu geben.

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[238/0266] Vierte Abtheilung. Vierter Abſchnitt. tzen als aus der Gerſte. Dieſe wird gemeiniglich im No- vember, und jener im December geerntet. In Anſehung des Weinbaues thun es die beyden Hoͤfe, welche den Nahmen Groß- und Klein-Conſtantia fuͤhren, und unterhalb des Tafelberges an der Oſt-Seite deſſelben liegen, allen uͤbrigen und dem ganzen Lande weit zuvor. Sie ſind es, wo der unter dem Nahmen des Conſtantia-Weins oder Cap-Weins bekannte, und in Eu- ropa ſo vieles Geld koſtende, vortreffliche und ausnehmend wohlſchmeckende Wein waͤchſt. Dieſer Wein iſt ſehr ſuͤß, angenehm und lieblich, und kann nur als Nach- tiſch-Wein gebraucht werden, weil er reichlich getrunken durch ſeine Suͤßigkeit den Magen beſchwert. Es giebt bekanntlich zwey Arten Cap-Wein, rothen und weißen. Von dem rothen werden jaͤhrlich ungefaͤhr ſechzig, und von dem weißen etwa neunzig Faß (Legger) gewonnen. Doch iſt dies nicht jedes Jahr gleich, weil der Wein hier ſo wenig als anderswo alle Jahr gleich gut geraͤth. Je- ne beyden Hoͤfe ſind indeſſen jetzt nicht mehr die einzigen, wo dieſer Wein waͤchſt, obgleich ſie lange Zeit die einzigen waren, die ihrer Lage wegen ihn hervorbringen konnten. Gegenwaͤrtig giebt es ſchon mehrere Hoͤfe, ſowohl in der Nachbarſchaft von Conſtantia, als an einigen, wie- wohl wenigen, andern Stellen, die ihren Wein zu eben der Guͤte bringen koͤnnen. Da aber die Compagnie den Verkauf des Conſtantia-Weins ſich ausſchließend vorbehal- ten hat, und der auf den andern Hoͤfen erzielte Wein, wenn er fuͤr Conſtantia-Wein gelten ſollte, Contrebande ſeyn wuͤrde, und unter dieſem Nahmen von Privat-Per- ſonen weder gekauft, noch in Holland eingebracht werden darf, ſo hat man den Kunſtgriff erfunden, dieſem Wei- ne, der dem eigentlichen Conſtantia an Guͤte ganz und gar nichts nachgiebt, den Nahmen Magenwein zu geben.

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/266>, abgerufen am 27.11.2024.