Höfen in der Nachbarschaft der Stadt. Sie tragen vor- treffliche und wohlschmeckende Früchte, welche aber nach der Capstadt nicht häufig zu Kauf gebracht werden. -- Desto mehr nimmt dagegen der Landmann für Mandeln ein. Diese werden in den wärmeren und fruchtbareren Gegenden in Menge gewonnen. Man verkauft sie nicht nach dem Gewichte, sondern nach Hunderten und Tau- senden. Die nach Batavia gehenden Schiffs-Officiere kaufen einen großen Theil davon, und verkaufen sie dort wieder mit großem Vortheil. -- Auch werden hier nicht nur Weintrauben zu Rosinen, sondern auch verschiedne andre Gattungen Früchte gedörret und an die Seefah- rer verkauft.
Weitzen bauet man hier mehr, als das Land und die Stadt gebrauchen. Man hat auch manchmahl La- dungen davon nach Indien gebracht, wo aus dem Wei- tzenmehl für die Vornehmen Brot und Zwieback gebacken wird. Nach Europa aber Weitzen zu verführen, dazu hatte man bisher den Weg für zu weit, und die Fracht für zu kostbar gehalten. Im vorigen aber sowohl, als in diesem Jahre hat man ganze Quantitäten davon nach Holland geschickt, wo man mit dem Capschen Weitzen sehr gut zufrieden ist, weil er an Gewicht viel schwerer ist, als der Europäische. Seitdem nämlich Pohlen, das Kornmagazin für Holland, in den verfloßnen Jah- ren mit Krieg heimgesucht und zum Theil verheeret war, die Zufuhr also von da geringer wurde, auch fast ganz Europa Miswachs getroffen hatte, beschloß die Hollän- disch-Ostindische Compagnie, einige kleine Fahrzeuge nach dem Cap zu schicken, um Weitzen daher zu hohlen. Im vorigen Jahre kam ein solches Schiff, und dies Jahr zwey Fregatten. Für eine Fracht (Vragt) Weitzen bekommt der Landmann achtzehn Reichsthaler. Eine
Vierte Abtheilung. Vierter Abſchnitt.
Hoͤfen in der Nachbarſchaft der Stadt. Sie tragen vor- treffliche und wohlſchmeckende Fruͤchte, welche aber nach der Capſtadt nicht haͤufig zu Kauf gebracht werden. — Deſto mehr nimmt dagegen der Landmann fuͤr Mandeln ein. Dieſe werden in den waͤrmeren und fruchtbareren Gegenden in Menge gewonnen. Man verkauft ſie nicht nach dem Gewichte, ſondern nach Hunderten und Tau- ſenden. Die nach Batavia gehenden Schiffs-Officiere kaufen einen großen Theil davon, und verkaufen ſie dort wieder mit großem Vortheil. — Auch werden hier nicht nur Weintrauben zu Roſinen, ſondern auch verſchiedne andre Gattungen Fruͤchte gedoͤrret und an die Seefah- rer verkauft.
Weitzen bauet man hier mehr, als das Land und die Stadt gebrauchen. Man hat auch manchmahl La- dungen davon nach Indien gebracht, wo aus dem Wei- tzenmehl fuͤr die Vornehmen Brot und Zwieback gebacken wird. Nach Europa aber Weitzen zu verfuͤhren, dazu hatte man bisher den Weg fuͤr zu weit, und die Fracht fuͤr zu koſtbar gehalten. Im vorigen aber ſowohl, als in dieſem Jahre hat man ganze Quantitaͤten davon nach Holland geſchickt, wo man mit dem Capſchen Weitzen ſehr gut zufrieden iſt, weil er an Gewicht viel ſchwerer iſt, als der Europaͤiſche. Seitdem naͤmlich Pohlen, das Kornmagazin fuͤr Holland, in den verfloßnen Jah- ren mit Krieg heimgeſucht und zum Theil verheeret war, die Zufuhr alſo von da geringer wurde, auch faſt ganz Europa Miswachs getroffen hatte, beſchloß die Hollaͤn- diſch-Oſtindiſche Compagnie, einige kleine Fahrzeuge nach dem Cap zu ſchicken, um Weitzen daher zu hohlen. Im vorigen Jahre kam ein ſolches Schiff, und dies Jahr zwey Fregatten. Fuͤr eine Fracht (Vragt) Weitzen bekommt der Landmann achtzehn Reichsthaler. Eine
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Vierte Abtheilung. Vierter Abſchnitt.
Hoͤfen in der Nachbarſchaft der Stadt. Sie tragen vor-
treffliche und wohlſchmeckende Fruͤchte, welche aber nach
der Capſtadt nicht haͤufig zu Kauf gebracht werden. —
Deſto mehr nimmt dagegen der Landmann fuͤr Mandeln
ein. Dieſe werden in den waͤrmeren und fruchtbareren
Gegenden in Menge gewonnen. Man verkauft ſie nicht
nach dem Gewichte, ſondern nach Hunderten und Tau-
ſenden. Die nach Batavia gehenden Schiffs-Officiere
kaufen einen großen Theil davon, und verkaufen ſie dort
wieder mit großem Vortheil. — Auch werden hier nicht
nur Weintrauben zu Roſinen, ſondern auch verſchiedne
andre Gattungen Fruͤchte gedoͤrret und an die Seefah-
rer verkauft.
Weitzen bauet man hier mehr, als das Land und
die Stadt gebrauchen. Man hat auch manchmahl La-
dungen davon nach Indien gebracht, wo aus dem Wei-
tzenmehl fuͤr die Vornehmen Brot und Zwieback gebacken
wird. Nach Europa aber Weitzen zu verfuͤhren, dazu
hatte man bisher den Weg fuͤr zu weit, und die Fracht
fuͤr zu koſtbar gehalten. Im vorigen aber ſowohl, als
in dieſem Jahre hat man ganze Quantitaͤten davon nach
Holland geſchickt, wo man mit dem Capſchen Weitzen
ſehr gut zufrieden iſt, weil er an Gewicht viel ſchwerer
iſt, als der Europaͤiſche. Seitdem naͤmlich Pohlen,
das Kornmagazin fuͤr Holland, in den verfloßnen Jah-
ren mit Krieg heimgeſucht und zum Theil verheeret war,
die Zufuhr alſo von da geringer wurde, auch faſt ganz
Europa Miswachs getroffen hatte, beſchloß die Hollaͤn-
diſch-Oſtindiſche Compagnie, einige kleine Fahrzeuge nach
dem Cap zu ſchicken, um Weitzen daher zu hohlen. Im
vorigen Jahre kam ein ſolches Schiff, und dies Jahr
zwey Fregatten. Fuͤr eine Fracht (Vragt) Weitzen
bekommt der Landmann achtzehn Reichsthaler. Eine
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/272>, abgerufen am 27.11.2024.
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