mehr als ein Stübchen Milch bekommt. Die Butter wird oft von der süßen Milch, ehe sie gerinnet und sauer wird, gemacht, und wenn sie frisch ist, in der Stadt mit 8, 12 bis 16 Stüber, gesalzen aber mit 2, 4 bis 6 Stübern das Pfund bezahlt. -- Der Schafmist wird gewöhnlich zum Düngen der Weinberge gebraucht; der Pferdemist aber in die Gärten gebracht. Jener liegt in den Hürden manchmahl eine Elle hoch und noch höher. -- Aus den großen und dicken Schwänzen der Afrikanischen Schafe schmelzt man das Fett heraus, und verkauft es. Ein solcher Schwanz wiegt ein ganzes Liespfund und be- steht aus lauter Fett. Das ausgeschmolzne Talg ist nicht nur die größte Delice für die Hottentotten, son- dern wird auch sehr häufig an die Matrosen verkauft, die sich damit versorgen müssen, weil sie hier keine Butter bekommen können. Es wird, mit etwas Salz und Pfef- fer vermischt, in Bütten und kleinen Fässern verwahrt, und von den Matrosen auf der See anstatt Butter auf dem Brote gegessen.
Wilde oder gewöhnliche Erdbeeren wachsen am Cap gar nicht. Man hat aber Garten-Erdbeeren, wozu man die ersten Pflanzen aus Holland hat kommen lassen, und die in den Gärten um die Stadt auf Beeten gezogen wer- den. Alle drey Jahr pflanzt man sie um. Sie schme- cken gut, aber nicht so schön, als die Europäischen. Sie werden theuer verkauft und machen sich gut bezahlt. Blu- menkohl kommt in den Capschen Gärten, besonders auf der Robbeninsel, wo er häufig gezogen wird, vortrefflich fort, und veredelt sich so, daß er gewiß nirgend in der ganzen Welt seines gleichen hat. Man macht ihn häu- fig mit Essig und Spanischem Pfeffer (Weißbeere, Capficum) ein, und isset ihn hernach als Salat beym Braten. -- Maulbeerbäume sah ich auf verschiednen
Q 2
Nachricht. v. d. Landwirthſch. in d. Kolonie.
mehr als ein Stuͤbchen Milch bekommt. Die Butter wird oft von der ſuͤßen Milch, ehe ſie gerinnet und ſauer wird, gemacht, und wenn ſie friſch iſt, in der Stadt mit 8, 12 bis 16 Stuͤber, geſalzen aber mit 2, 4 bis 6 Stuͤbern das Pfund bezahlt. — Der Schafmiſt wird gewoͤhnlich zum Duͤngen der Weinberge gebraucht; der Pferdemiſt aber in die Gaͤrten gebracht. Jener liegt in den Huͤrden manchmahl eine Elle hoch und noch hoͤher. — Aus den großen und dicken Schwaͤnzen der Afrikaniſchen Schafe ſchmelzt man das Fett heraus, und verkauft es. Ein ſolcher Schwanz wiegt ein ganzes Liespfund und be- ſteht aus lauter Fett. Das ausgeſchmolzne Talg iſt nicht nur die groͤßte Delice fuͤr die Hottentotten, ſon- dern wird auch ſehr haͤufig an die Matroſen verkauft, die ſich damit verſorgen muͤſſen, weil ſie hier keine Butter bekommen koͤnnen. Es wird, mit etwas Salz und Pfef- fer vermiſcht, in Buͤtten und kleinen Faͤſſern verwahrt, und von den Matroſen auf der See anſtatt Butter auf dem Brote gegeſſen.
Wilde oder gewoͤhnliche Erdbeeren wachſen am Cap gar nicht. Man hat aber Garten-Erdbeeren, wozu man die erſten Pflanzen aus Holland hat kommen laſſen, und die in den Gaͤrten um die Stadt auf Beeten gezogen wer- den. Alle drey Jahr pflanzt man ſie um. Sie ſchme- cken gut, aber nicht ſo ſchoͤn, als die Europaͤiſchen. Sie werden theuer verkauft und machen ſich gut bezahlt. Blu- menkohl kommt in den Capſchen Gaͤrten, beſonders auf der Robbeninſel, wo er haͤufig gezogen wird, vortrefflich fort, und veredelt ſich ſo, daß er gewiß nirgend in der ganzen Welt ſeines gleichen hat. Man macht ihn haͤu- fig mit Eſſig und Spaniſchem Pfeffer (Weißbeere, Capficum) ein, und iſſet ihn hernach als Salat beym Braten. — Maulbeerbaͤume ſah ich auf verſchiednen
Q 2
<TEI><text><body><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0271"n="243"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Nachricht. v. d. Landwirthſch. in d. Kolonie.</hi></fw><lb/>
mehr als ein Stuͤbchen Milch bekommt. Die Butter<lb/>
wird oft von der ſuͤßen Milch, ehe ſie gerinnet und ſauer<lb/>
wird, gemacht, und wenn ſie friſch iſt, in der Stadt mit<lb/>
8, 12 bis 16 Stuͤber, geſalzen aber mit 2, 4 bis 6<lb/>
Stuͤbern das Pfund bezahlt. — Der Schafmiſt wird<lb/>
gewoͤhnlich zum Duͤngen der Weinberge gebraucht; der<lb/>
Pferdemiſt aber in die Gaͤrten gebracht. Jener liegt in<lb/>
den Huͤrden manchmahl eine Elle hoch und noch hoͤher. —<lb/>
Aus den großen und dicken Schwaͤnzen der Afrikaniſchen<lb/>
Schafe ſchmelzt man das Fett heraus, und verkauft es.<lb/>
Ein ſolcher Schwanz wiegt ein ganzes Liespfund und be-<lb/>ſteht aus lauter Fett. Das ausgeſchmolzne Talg iſt<lb/>
nicht nur die groͤßte Delice fuͤr die Hottentotten, ſon-<lb/>
dern wird auch ſehr haͤufig an die Matroſen verkauft, die<lb/>ſich damit verſorgen muͤſſen, weil ſie hier keine Butter<lb/>
bekommen koͤnnen. Es wird, mit etwas Salz und Pfef-<lb/>
fer vermiſcht, in Buͤtten und kleinen Faͤſſern verwahrt,<lb/>
und von den Matroſen auf der See anſtatt Butter auf<lb/>
dem Brote gegeſſen.</p><lb/><p>Wilde oder gewoͤhnliche Erdbeeren wachſen am <placeName>Cap</placeName><lb/>
gar nicht. Man hat aber Garten-Erdbeeren, wozu man<lb/>
die erſten Pflanzen aus <placeName>Holland</placeName> hat kommen laſſen, und<lb/>
die in den Gaͤrten um die Stadt auf Beeten gezogen wer-<lb/>
den. Alle drey Jahr pflanzt man ſie um. Sie ſchme-<lb/>
cken gut, aber nicht ſo ſchoͤn, als die Europaͤiſchen. Sie<lb/>
werden theuer verkauft und machen ſich gut bezahlt. Blu-<lb/>
menkohl kommt in den Capſchen Gaͤrten, beſonders auf<lb/>
der <placeName>Robbeninſel</placeName>, wo er haͤufig gezogen wird, vortrefflich<lb/>
fort, und veredelt ſich ſo, daß er gewiß nirgend in der<lb/>
ganzen Welt ſeines gleichen hat. Man macht ihn haͤu-<lb/>
fig mit Eſſig und Spaniſchem Pfeffer (Weißbeere,<lb/><hirendition="#aq">Capficum</hi>) ein, und iſſet ihn hernach als Salat beym<lb/>
Braten. — Maulbeerbaͤume ſah ich auf verſchiednen<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Q 2</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[243/0271]
Nachricht. v. d. Landwirthſch. in d. Kolonie.
mehr als ein Stuͤbchen Milch bekommt. Die Butter
wird oft von der ſuͤßen Milch, ehe ſie gerinnet und ſauer
wird, gemacht, und wenn ſie friſch iſt, in der Stadt mit
8, 12 bis 16 Stuͤber, geſalzen aber mit 2, 4 bis 6
Stuͤbern das Pfund bezahlt. — Der Schafmiſt wird
gewoͤhnlich zum Duͤngen der Weinberge gebraucht; der
Pferdemiſt aber in die Gaͤrten gebracht. Jener liegt in
den Huͤrden manchmahl eine Elle hoch und noch hoͤher. —
Aus den großen und dicken Schwaͤnzen der Afrikaniſchen
Schafe ſchmelzt man das Fett heraus, und verkauft es.
Ein ſolcher Schwanz wiegt ein ganzes Liespfund und be-
ſteht aus lauter Fett. Das ausgeſchmolzne Talg iſt
nicht nur die groͤßte Delice fuͤr die Hottentotten, ſon-
dern wird auch ſehr haͤufig an die Matroſen verkauft, die
ſich damit verſorgen muͤſſen, weil ſie hier keine Butter
bekommen koͤnnen. Es wird, mit etwas Salz und Pfef-
fer vermiſcht, in Buͤtten und kleinen Faͤſſern verwahrt,
und von den Matroſen auf der See anſtatt Butter auf
dem Brote gegeſſen.
Wilde oder gewoͤhnliche Erdbeeren wachſen am Cap
gar nicht. Man hat aber Garten-Erdbeeren, wozu man
die erſten Pflanzen aus Holland hat kommen laſſen, und
die in den Gaͤrten um die Stadt auf Beeten gezogen wer-
den. Alle drey Jahr pflanzt man ſie um. Sie ſchme-
cken gut, aber nicht ſo ſchoͤn, als die Europaͤiſchen. Sie
werden theuer verkauft und machen ſich gut bezahlt. Blu-
menkohl kommt in den Capſchen Gaͤrten, beſonders auf
der Robbeninſel, wo er haͤufig gezogen wird, vortrefflich
fort, und veredelt ſich ſo, daß er gewiß nirgend in der
ganzen Welt ſeines gleichen hat. Man macht ihn haͤu-
fig mit Eſſig und Spaniſchem Pfeffer (Weißbeere,
Capficum) ein, und iſſet ihn hernach als Salat beym
Braten. — Maulbeerbaͤume ſah ich auf verſchiednen
Q 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/271>, abgerufen am 18.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.