eingeschloßnen und jetzt davon sich trennenden Luft ent- standen waren.
In den Gründen und Klüften des Tafelberges sah ich viele Dachse und Paviane. Die ersten wurde ich besonders oben am Berge gegen den Gipfel zu, gerade beym Aufgange der Sonne gewahr. Alsdann ist ihre allgemeine Gewohnheit hervorzukommen, und sich zu sön- nen. Wenn man sie schießen will, muß man sich ihnen behutsam und vorsichtig nähern, und mit einer ge- schwind schießenden Büchse sie so zu treffen suchen, daß sie auf der Stelle liegen bleiben. Schießt die Büchse nicht geschwind, so machen sie sich schon, während das Zünd- pulver abbrennt, davon; und werden sie nicht auf der Stelle ganz todt geschossen, so flüchten sie, so verwun- det sie auch seyn mögen, in die Höhlen und Klüfte, wo es unmöglich ist, sie heraus zu hohlen. Das Fleisch der Dachse wird gegessen, und schmeckt nicht übel.
Die Paviane halten sich auf dem Tafelberge in ziemlich großer Menge auf. Den Vorübergehenden sind sie gefährlich. Denn sie bleiben auf Felsen und Klip- pen, wohin Hagel aus gezogenen Büchsen oft nicht reicht, unerschrocken stehen, und rollen oder werfen eine Menge kleiner und großer Steine herab. Eine gute Büchse ist in solchen Fällen aber doch unentbehrlich. Man kann sie denn doch damit so weit wegjagen, daß man von ihren Steinen eben nicht viel zu befürchten hat. Es ist artig anzusehen, wenn sie fliehen. Mit den Jungen auf dem Rücken thun sie oft auf senkrechte Fel- sen hinauf, die unglaublichsten Sprünge, und nur sel- ten kann man sie mit einem Schusse treffen. Wird auch einer geschossen, so stirbt er doch nicht leicht; denn diese Thiere haben ein gar zähes Leben. In der Stadt halten verschiedne Leute zahme Paviane, die an einer
Noch verſchiednes die Zoologie betreffend.
eingeſchloßnen und jetzt davon ſich trennenden Luft ent- ſtanden waren.
In den Gruͤnden und Kluͤften des Tafelberges ſah ich viele Dachſe und Paviane. Die erſten wurde ich beſonders oben am Berge gegen den Gipfel zu, gerade beym Aufgange der Sonne gewahr. Alsdann iſt ihre allgemeine Gewohnheit hervorzukommen, und ſich zu ſoͤn- nen. Wenn man ſie ſchießen will, muß man ſich ihnen behutſam und vorſichtig naͤhern, und mit einer ge- ſchwind ſchießenden Buͤchſe ſie ſo zu treffen ſuchen, daß ſie auf der Stelle liegen bleiben. Schießt die Buͤchſe nicht geſchwind, ſo machen ſie ſich ſchon, waͤhrend das Zuͤnd- pulver abbrennt, davon; und werden ſie nicht auf der Stelle ganz todt geſchoſſen, ſo fluͤchten ſie, ſo verwun- det ſie auch ſeyn moͤgen, in die Hoͤhlen und Kluͤfte, wo es unmoͤglich iſt, ſie heraus zu hohlen. Das Fleiſch der Dachſe wird gegeſſen, und ſchmeckt nicht uͤbel.
Die Paviane halten ſich auf dem Tafelberge in ziemlich großer Menge auf. Den Voruͤbergehenden ſind ſie gefaͤhrlich. Denn ſie bleiben auf Felſen und Klip- pen, wohin Hagel aus gezogenen Buͤchſen oft nicht reicht, unerſchrocken ſtehen, und rollen oder werfen eine Menge kleiner und großer Steine herab. Eine gute Buͤchſe iſt in ſolchen Faͤllen aber doch unentbehrlich. Man kann ſie denn doch damit ſo weit wegjagen, daß man von ihren Steinen eben nicht viel zu befuͤrchten hat. Es iſt artig anzuſehen, wenn ſie fliehen. Mit den Jungen auf dem Ruͤcken thun ſie oft auf ſenkrechte Fel- ſen hinauf, die unglaublichſten Spruͤnge, und nur ſel- ten kann man ſie mit einem Schuſſe treffen. Wird auch einer geſchoſſen, ſo ſtirbt er doch nicht leicht; denn dieſe Thiere haben ein gar zaͤhes Leben. In der Stadt halten verſchiedne Leute zahme Paviane, die an einer
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Noch verſchiednes die Zoologie betreffend.
eingeſchloßnen und jetzt davon ſich trennenden Luft ent-
ſtanden waren.
In den Gruͤnden und Kluͤften des Tafelberges ſah
ich viele Dachſe und Paviane. Die erſten wurde ich
beſonders oben am Berge gegen den Gipfel zu, gerade
beym Aufgange der Sonne gewahr. Alsdann iſt ihre
allgemeine Gewohnheit hervorzukommen, und ſich zu ſoͤn-
nen. Wenn man ſie ſchießen will, muß man ſich ihnen
behutſam und vorſichtig naͤhern, und mit einer ge-
ſchwind ſchießenden Buͤchſe ſie ſo zu treffen ſuchen, daß ſie
auf der Stelle liegen bleiben. Schießt die Buͤchſe nicht
geſchwind, ſo machen ſie ſich ſchon, waͤhrend das Zuͤnd-
pulver abbrennt, davon; und werden ſie nicht auf der
Stelle ganz todt geſchoſſen, ſo fluͤchten ſie, ſo verwun-
det ſie auch ſeyn moͤgen, in die Hoͤhlen und Kluͤfte, wo
es unmoͤglich iſt, ſie heraus zu hohlen. Das Fleiſch
der Dachſe wird gegeſſen, und ſchmeckt nicht uͤbel.
Die Paviane halten ſich auf dem Tafelberge in
ziemlich großer Menge auf. Den Voruͤbergehenden ſind
ſie gefaͤhrlich. Denn ſie bleiben auf Felſen und Klip-
pen, wohin Hagel aus gezogenen Buͤchſen oft nicht
reicht, unerſchrocken ſtehen, und rollen oder werfen eine
Menge kleiner und großer Steine herab. Eine gute
Buͤchſe iſt in ſolchen Faͤllen aber doch unentbehrlich.
Man kann ſie denn doch damit ſo weit wegjagen, daß
man von ihren Steinen eben nicht viel zu befuͤrchten hat.
Es iſt artig anzuſehen, wenn ſie fliehen. Mit den
Jungen auf dem Ruͤcken thun ſie oft auf ſenkrechte Fel-
ſen hinauf, die unglaublichſten Spruͤnge, und nur ſel-
ten kann man ſie mit einem Schuſſe treffen. Wird
auch einer geſchoſſen, ſo ſtirbt er doch nicht leicht; denn
dieſe Thiere haben ein gar zaͤhes Leben. In der Stadt
halten verſchiedne Leute zahme Paviane, die an einer
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/291>, abgerufen am 28.11.2024.
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