Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Vierte Abtheilung. Sechster Abschnitt.
und zusammenwickle. Wenn es lebt, oder auch erst neu-
lich gestorben ist, sieht es röthlich, oder stark fleischfarbig
aus; wenn es aber trocken wird, bekommt es eine etwas
graue Farbe. Das Trocknen muß im Schatten, bey
schönem Wetter, an einem freyen Orte, wo der Wind
allenthalben wehen kann, geschehen; denn im Sonnen-
scheine schmilzt das Thier, und in zu starkem Schatten
kann es leicht faulen. Dies unvergleichliche Thier wird den
Schiffern gewöhnlich mit sechs, oft mit zehn Reichstha-
lern bezahlt. Wenn man es [n]ach Europa schicken will,
muß man es in einen mit geka[rt]etschter Baumwolle gefüll-
ten Kasten legen.

Am Strande unterhalb der Stadt trifft man ver-
schiedne Arten Muscheln, besonders mehrere große und
schöne Gattungen der Klippkleber (Patella) an.

Die Pelikane oder Kropfgänse (Pelicanus onocro-
talus
), welche mit ihren großen Kröpfen gar sonderbar aus-
sehen, sind an den Küsten nicht selten. Sie nähren sich
von Fischen und dergleichen am Strande. Man hat sie
zu Cap auch zahm.

Der Capsche Neuntödter (Lanius collaris), hält
sich am Cap in Menge auf. Man findet ihn in allen
Gärten, und nennt ihn hier den Fiskal, auch wohl den
Canarienbeißer (Canarie-Byter). Er ist weiß und
schwarz. Er gehört, ob er gleich sehr klein ist, zu den
Raubvögeln, und lebt von Insekten, besonders von
Mistkäfern und Heuschrecken. Diese fängt er nicht nur
mit vieler Behendigkeit, sondern steckt sie auch, wenn er
nicht alle, die er gefangen hat, sogleich auffressen kann,
zum künftigen Gebrauche auf die Zäune, und zwar so ge-
schickt, daß man glauben sollte, Menschenhände hätten sie da
aufgespießt. Er fängt auch Canarienvögel und Sperlinge,
verzehrt aber von ihnen nichts weiter, als den Bregen.


Vierte Abtheilung. Sechster Abſchnitt.
und zuſammenwickle. Wenn es lebt, oder auch erſt neu-
lich geſtorben iſt, ſieht es roͤthlich, oder ſtark fleiſchfarbig
aus; wenn es aber trocken wird, bekommt es eine etwas
graue Farbe. Das Trocknen muß im Schatten, bey
ſchoͤnem Wetter, an einem freyen Orte, wo der Wind
allenthalben wehen kann, geſchehen; denn im Sonnen-
ſcheine ſchmilzt das Thier, und in zu ſtarkem Schatten
kann es leicht faulen. Dies unvergleichliche Thier wird den
Schiffern gewoͤhnlich mit ſechs, oft mit zehn Reichstha-
lern bezahlt. Wenn man es [n]ach Europa ſchicken will,
muß man es in einen mit geka[rt]etſchter Baumwolle gefuͤll-
ten Kaſten legen.

Am Strande unterhalb der Stadt trifft man ver-
ſchiedne Arten Muſcheln, beſonders mehrere große und
ſchoͤne Gattungen der Klippkleber (Patella) an.

Die Pelikane oder Kropfgaͤnſe (Pelicanus onocro-
talus
), welche mit ihren großen Kroͤpfen gar ſonderbar aus-
ſehen, ſind an den Kuͤſten nicht ſelten. Sie naͤhren ſich
von Fiſchen und dergleichen am Strande. Man hat ſie
zu Cap auch zahm.

Der Capſche Neuntoͤdter (Lanius collaris), haͤlt
ſich am Cap in Menge auf. Man findet ihn in allen
Gaͤrten, und nennt ihn hier den Fiſkal, auch wohl den
Canarienbeißer (Canarie-Byter). Er iſt weiß und
ſchwarz. Er gehoͤrt, ob er gleich ſehr klein iſt, zu den
Raubvoͤgeln, und lebt von Inſekten, beſonders von
Miſtkaͤfern und Heuſchrecken. Dieſe faͤngt er nicht nur
mit vieler Behendigkeit, ſondern ſteckt ſie auch, wenn er
nicht alle, die er gefangen hat, ſogleich auffreſſen kann,
zum kuͤnftigen Gebrauche auf die Zaͤune, und zwar ſo ge-
ſchickt, daß man glauben ſollte, Menſchenhaͤnde haͤtten ſie da
aufgeſpießt. Er faͤngt auch Canarienvoͤgel und Sperlinge,
verzehrt aber von ihnen nichts weiter, als den Bregen.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0296" n="268"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vierte Abtheilung. Sechster Ab&#x017F;chnitt.</hi></fw><lb/>
und zu&#x017F;ammenwickle. Wenn es lebt, oder auch er&#x017F;t neu-<lb/>
lich ge&#x017F;torben i&#x017F;t, &#x017F;ieht es ro&#x0364;thlich, oder &#x017F;tark flei&#x017F;chfarbig<lb/>
aus; wenn es aber trocken wird, bekommt es eine etwas<lb/>
graue Farbe. Das Trocknen muß im Schatten, bey<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;nem Wetter, an einem freyen Orte, wo der Wind<lb/>
allenthalben wehen kann, ge&#x017F;chehen; denn im Sonnen-<lb/>
&#x017F;cheine &#x017F;chmilzt das Thier, und in zu &#x017F;tarkem Schatten<lb/>
kann es leicht faulen. Dies unvergleichliche Thier wird den<lb/>
Schiffern gewo&#x0364;hnlich mit &#x017F;echs, oft mit zehn Reichstha-<lb/>
lern bezahlt. Wenn man es <supplied>n</supplied>ach <placeName>Europa</placeName> &#x017F;chicken will,<lb/>
muß man es in einen mit geka<supplied>rt</supplied>et&#x017F;chter Baumwolle gefu&#x0364;ll-<lb/>
ten Ka&#x017F;ten legen.</p><lb/>
          <p>Am Strande unterhalb der Stadt trifft man ver-<lb/>
&#x017F;chiedne Arten Mu&#x017F;cheln, be&#x017F;onders mehrere große und<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;ne Gattungen der Klippkleber (<hi rendition="#aq">Patella</hi>) an.</p><lb/>
          <p>Die Pelikane oder Kropfga&#x0364;n&#x017F;e (<hi rendition="#aq">Pelicanus onocro-<lb/>
talus</hi>), welche mit ihren großen Kro&#x0364;pfen gar &#x017F;onderbar aus-<lb/>
&#x017F;ehen, &#x017F;ind an den Ku&#x0364;&#x017F;ten nicht &#x017F;elten. Sie na&#x0364;hren &#x017F;ich<lb/>
von Fi&#x017F;chen und dergleichen am Strande. Man hat &#x017F;ie<lb/>
zu <placeName>Cap</placeName> auch zahm.</p><lb/>
          <p>Der Cap&#x017F;che Neunto&#x0364;dter (<hi rendition="#aq">Lanius collaris</hi>), ha&#x0364;lt<lb/>
&#x017F;ich am <placeName>Cap</placeName> in Menge auf. Man findet ihn in allen<lb/>
Ga&#x0364;rten, und nennt ihn hier den Fi&#x017F;kal, auch wohl den<lb/>
Canarienbeißer (<hi rendition="#aq">Canarie-Byter</hi>). Er i&#x017F;t weiß und<lb/>
&#x017F;chwarz. Er geho&#x0364;rt, ob er gleich &#x017F;ehr klein i&#x017F;t, zu den<lb/>
Raubvo&#x0364;geln, und lebt von In&#x017F;ekten, be&#x017F;onders von<lb/>
Mi&#x017F;tka&#x0364;fern und Heu&#x017F;chrecken. Die&#x017F;e fa&#x0364;ngt er nicht nur<lb/>
mit vieler Behendigkeit, &#x017F;ondern &#x017F;teckt &#x017F;ie auch, wenn er<lb/>
nicht alle, die er gefangen hat, &#x017F;ogleich auffre&#x017F;&#x017F;en kann,<lb/>
zum ku&#x0364;nftigen Gebrauche auf die Za&#x0364;une, und zwar &#x017F;o ge-<lb/>
&#x017F;chickt, daß man glauben &#x017F;ollte, Men&#x017F;chenha&#x0364;nde ha&#x0364;tten &#x017F;ie da<lb/>
aufge&#x017F;pießt. Er fa&#x0364;ngt auch Canarienvo&#x0364;gel und Sperlinge,<lb/>
verzehrt aber von ihnen nichts weiter, als den Bregen.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[268/0296] Vierte Abtheilung. Sechster Abſchnitt. und zuſammenwickle. Wenn es lebt, oder auch erſt neu- lich geſtorben iſt, ſieht es roͤthlich, oder ſtark fleiſchfarbig aus; wenn es aber trocken wird, bekommt es eine etwas graue Farbe. Das Trocknen muß im Schatten, bey ſchoͤnem Wetter, an einem freyen Orte, wo der Wind allenthalben wehen kann, geſchehen; denn im Sonnen- ſcheine ſchmilzt das Thier, und in zu ſtarkem Schatten kann es leicht faulen. Dies unvergleichliche Thier wird den Schiffern gewoͤhnlich mit ſechs, oft mit zehn Reichstha- lern bezahlt. Wenn man es nach Europa ſchicken will, muß man es in einen mit gekartetſchter Baumwolle gefuͤll- ten Kaſten legen. Am Strande unterhalb der Stadt trifft man ver- ſchiedne Arten Muſcheln, beſonders mehrere große und ſchoͤne Gattungen der Klippkleber (Patella) an. Die Pelikane oder Kropfgaͤnſe (Pelicanus onocro- talus), welche mit ihren großen Kroͤpfen gar ſonderbar aus- ſehen, ſind an den Kuͤſten nicht ſelten. Sie naͤhren ſich von Fiſchen und dergleichen am Strande. Man hat ſie zu Cap auch zahm. Der Capſche Neuntoͤdter (Lanius collaris), haͤlt ſich am Cap in Menge auf. Man findet ihn in allen Gaͤrten, und nennt ihn hier den Fiſkal, auch wohl den Canarienbeißer (Canarie-Byter). Er iſt weiß und ſchwarz. Er gehoͤrt, ob er gleich ſehr klein iſt, zu den Raubvoͤgeln, und lebt von Inſekten, beſonders von Miſtkaͤfern und Heuſchrecken. Dieſe faͤngt er nicht nur mit vieler Behendigkeit, ſondern ſteckt ſie auch, wenn er nicht alle, die er gefangen hat, ſogleich auffreſſen kann, zum kuͤnftigen Gebrauche auf die Zaͤune, und zwar ſo ge- ſchickt, daß man glauben ſollte, Menſchenhaͤnde haͤtten ſie da aufgeſpießt. Er faͤngt auch Canarienvoͤgel und Sperlinge, verzehrt aber von ihnen nichts weiter, als den Bregen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/296
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/296>, abgerufen am 28.11.2024.