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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Noch verschiednes die Zoologie betreffend.

Eine schöne Art Drosseln, der Ceylonsche Kram-
metsvogel (Turdus Ceilonus), hält sich ziemlich häufig
in den Gärten vor der Stadt auf, und singt sehr ange-
nehm. Seine Farbe ist grün.

Lachtauben (Columba risoria) trifft man hier im
Lande überall an, besonders in solchen Gegenden, wo viel
kleines Gebüsch ist. Die Landlente essen sie selten; das
Fleisch schmeckt auch, zumahl gebraten, ziemlich trocken.
Es ist sonderbar, daß dieser Vogel sich niemahls von ei-
ner Stelle nach einer andern begeben kann, ohne hernach
zu lachen. Dies Lachen, so wie der gurgelnde Turtel-
taubengesang dieser Taube, verräth allezeit ihren Auf-
enthalt.

In der Nachbarschaft einiger Höfe fand ich auch die
grüne Bergschwalbe oder den Immenwolf (Merops apia-
ster
), und zwar nicht selten in sehr großer Menge. Dies
ist ein unvergleichlich schöner Vogel: seine Farbe ist gelb
und meergrün. Am Tage sucht er im Felde seine Nahrung
von Insekten; des Abends aber kommt er scharenweise zu
Hause, und zwar mit einem Gezwitscher, das einem bey-
nahe das Gehör benimmt. Sie versammeln sich alsdann
allmählig mehr und mehr in den Gärten, und setzen sich
endlich, ehe es völlig dunkel wird, auf die Zweige der Po-
meranzen und andrer Bäume, um da zu schlafen.

Mitten im Sommer zeigt sich auf den Sandgefil-
den am Cap, besonders aber in der Nähe großer Höfe,
der Goldfink (Loxia orix) in unzählbarer Menge. Sei-
ne Federn haben zu dieser Jahrszeit eine hochrothe Farbe,
und geben dem Vogel ungemeine Schönheit. Gerade
wenn das Korn reif wird, bekommt er diesen seinen Som-
merschmuck. Seine graubraunen Federn am Halse und
auf dem Rücken werden alsdann allmählig sammetroth,
und nur die Flügel und der Schwanz bleiben unverändert.

Noch verſchiednes die Zoologie betreffend.

Eine ſchoͤne Art Droſſeln, der Ceylonſche Kram-
metsvogel (Turdus Ceilonus), haͤlt ſich ziemlich haͤufig
in den Gaͤrten vor der Stadt auf, und ſingt ſehr ange-
nehm. Seine Farbe iſt gruͤn.

Lachtauben (Columba riſoria) trifft man hier im
Lande uͤberall an, beſonders in ſolchen Gegenden, wo viel
kleines Gebuͤſch iſt. Die Landlente eſſen ſie ſelten; das
Fleiſch ſchmeckt auch, zumahl gebraten, ziemlich trocken.
Es iſt ſonderbar, daß dieſer Vogel ſich niemahls von ei-
ner Stelle nach einer andern begeben kann, ohne hernach
zu lachen. Dies Lachen, ſo wie der gurgelnde Turtel-
taubengeſang dieſer Taube, verraͤth allezeit ihren Auf-
enthalt.

In der Nachbarſchaft einiger Hoͤfe fand ich auch die
gruͤne Bergſchwalbe oder den Immenwolf (Merops apia-
ſter
), und zwar nicht ſelten in ſehr großer Menge. Dies
iſt ein unvergleichlich ſchoͤner Vogel: ſeine Farbe iſt gelb
und meergruͤn. Am Tage ſucht er im Felde ſeine Nahrung
von Inſekten; des Abends aber kommt er ſcharenweiſe zu
Hauſe, und zwar mit einem Gezwitſcher, das einem bey-
nahe das Gehoͤr benimmt. Sie verſammeln ſich alsdann
allmaͤhlig mehr und mehr in den Gaͤrten, und ſetzen ſich
endlich, ehe es voͤllig dunkel wird, auf die Zweige der Po-
meranzen und andrer Baͤume, um da zu ſchlafen.

Mitten im Sommer zeigt ſich auf den Sandgefil-
den am Cap, beſonders aber in der Naͤhe großer Hoͤfe,
der Goldfink (Loxia orix) in unzaͤhlbarer Menge. Sei-
ne Federn haben zu dieſer Jahrszeit eine hochrothe Farbe,
und geben dem Vogel ungemeine Schoͤnheit. Gerade
wenn das Korn reif wird, bekommt er dieſen ſeinen Som-
merſchmuck. Seine graubraunen Federn am Halſe und
auf dem Ruͤcken werden alsdann allmaͤhlig ſammetroth,
und nur die Fluͤgel und der Schwanz bleiben unveraͤndert.

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[269/0297] Noch verſchiednes die Zoologie betreffend. Eine ſchoͤne Art Droſſeln, der Ceylonſche Kram- metsvogel (Turdus Ceilonus), haͤlt ſich ziemlich haͤufig in den Gaͤrten vor der Stadt auf, und ſingt ſehr ange- nehm. Seine Farbe iſt gruͤn. Lachtauben (Columba riſoria) trifft man hier im Lande uͤberall an, beſonders in ſolchen Gegenden, wo viel kleines Gebuͤſch iſt. Die Landlente eſſen ſie ſelten; das Fleiſch ſchmeckt auch, zumahl gebraten, ziemlich trocken. Es iſt ſonderbar, daß dieſer Vogel ſich niemahls von ei- ner Stelle nach einer andern begeben kann, ohne hernach zu lachen. Dies Lachen, ſo wie der gurgelnde Turtel- taubengeſang dieſer Taube, verraͤth allezeit ihren Auf- enthalt. In der Nachbarſchaft einiger Hoͤfe fand ich auch die gruͤne Bergſchwalbe oder den Immenwolf (Merops apia- ſter), und zwar nicht ſelten in ſehr großer Menge. Dies iſt ein unvergleichlich ſchoͤner Vogel: ſeine Farbe iſt gelb und meergruͤn. Am Tage ſucht er im Felde ſeine Nahrung von Inſekten; des Abends aber kommt er ſcharenweiſe zu Hauſe, und zwar mit einem Gezwitſcher, das einem bey- nahe das Gehoͤr benimmt. Sie verſammeln ſich alsdann allmaͤhlig mehr und mehr in den Gaͤrten, und ſetzen ſich endlich, ehe es voͤllig dunkel wird, auf die Zweige der Po- meranzen und andrer Baͤume, um da zu ſchlafen. Mitten im Sommer zeigt ſich auf den Sandgefil- den am Cap, beſonders aber in der Naͤhe großer Hoͤfe, der Goldfink (Loxia orix) in unzaͤhlbarer Menge. Sei- ne Federn haben zu dieſer Jahrszeit eine hochrothe Farbe, und geben dem Vogel ungemeine Schoͤnheit. Gerade wenn das Korn reif wird, bekommt er dieſen ſeinen Som- merſchmuck. Seine graubraunen Federn am Halſe und auf dem Ruͤcken werden alsdann allmaͤhlig ſammetroth, und nur die Fluͤgel und der Schwanz bleiben unveraͤndert.

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/297>, abgerufen am 18.06.2024.