Die Sussaquas-Hottentotten, von denen noch ver- schiedne vorhanden sind, besuchte ich, als ich meine Reise weiter nach Norden und der Saldanhabay fortsetzte. Da auch dies Land allenthalben niedrig, sandig und arm an Wasser ist, hat diese Völkerschaft ebenfalls immer nur aus einer kleinen Anzahl bestanden, und sich von der Viehzucht genährt.
Die weiter nach Norden wohnenden und von vor- mahls zahlreichen Stämmen herkommenden Hottentotten, hatte ich auf dieser Reise keine Gelegenheit zu besuchen, indem sich dieselbe mehr ostwärts nach den Gebirgen, und den jenseit dieser liegenden Ländern richtete. Von den Einwohnern der Gegenden aber, wohin ich kam, ließ ich mir doch von den an sie gränzenden Hottentottischen Völ- kern, die ich in Zukunft selbst kennen zu lernen hoffte, genaue Nachricht mittheilen. Hiedurch erfuhr ich, daß an der Seeseite und um die Helenen-Bay die Odiquas, welche ebenfalls ein flaches, mageres und sandiges Land bewohnen, zunächst an die Sussaquas stoßen. Ihre Nachbaren hinwiederum sind die Chirigriquas, ein zahlrei- cheres und wohlhabenderes Volk, das ein gutes und grasreiches Land, welches der große Elefantenfluß (Oli- fants-Rivier) durchwässert, bewohnt. An diese Chi- rigriquas gränzen zwey große und sehr bekannte Völker- schaften, die kleinen Namaquas, welche der Küste am nächsten, und die großen Namaquas, die weiter vom Meere ab wohnen.
Denjenigen Hottentottischen Völkern, welche in ehe- mahligen Zeiten die Einwohner der östlichen Distrikte oder der Kaffernküste gewesen sind, besuchte ich auf dieser Reise fast alle. Wenn man die sogenannten Hottentot- tisch-Holländischen Berge zurückgelegt hat, kommt man
Thunbergs Reise. Erster Theil. S
Noch einige Nachrichten v. den Hottentotten.
Die Suſſaquas-Hottentotten, von denen noch ver- ſchiedne vorhanden ſind, beſuchte ich, als ich meine Reiſe weiter nach Norden und der Saldanhabay fortſetzte. Da auch dies Land allenthalben niedrig, ſandig und arm an Waſſer iſt, hat dieſe Voͤlkerſchaft ebenfalls immer nur aus einer kleinen Anzahl beſtanden, und ſich von der Viehzucht genaͤhrt.
Die weiter nach Norden wohnenden und von vor- mahls zahlreichen Staͤmmen herkommenden Hottentotten, hatte ich auf dieſer Reiſe keine Gelegenheit zu beſuchen, indem ſich dieſelbe mehr oſtwaͤrts nach den Gebirgen, und den jenſeit dieſer liegenden Laͤndern richtete. Von den Einwohnern der Gegenden aber, wohin ich kam, ließ ich mir doch von den an ſie graͤnzenden Hottentottiſchen Voͤl- kern, die ich in Zukunft ſelbſt kennen zu lernen hoffte, genaue Nachricht mittheilen. Hiedurch erfuhr ich, daß an der Seeſeite und um die Helenen-Bay die Odiquas, welche ebenfalls ein flaches, mageres und ſandiges Land bewohnen, zunaͤchſt an die Suſſaquas ſtoßen. Ihre Nachbaren hinwiederum ſind die Chirigriquas, ein zahlrei- cheres und wohlhabenderes Volk, das ein gutes und grasreiches Land, welches der große Elefantenfluß (Oli- fants-Rivier) durchwaͤſſert, bewohnt. An dieſe Chi- rigriquas graͤnzen zwey große und ſehr bekannte Voͤlker- ſchaften, die kleinen Namaquas, welche der Kuͤſte am naͤchſten, und die großen Namaquas, die weiter vom Meere ab wohnen.
Denjenigen Hottentottiſchen Voͤlkern, welche in ehe- mahligen Zeiten die Einwohner der oͤſtlichen Diſtrikte oder der Kaffernkuͤſte geweſen ſind, beſuchte ich auf dieſer Reiſe faſt alle. Wenn man die ſogenannten Hottentot- tiſch-Hollaͤndiſchen Berge zuruͤckgelegt hat, kommt man
Thunbergs Reiſe. Erſter Theil. S
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Noch einige Nachrichten v. den Hottentotten.
Die Suſſaquas-Hottentotten, von denen noch ver-
ſchiedne vorhanden ſind, beſuchte ich, als ich meine Reiſe
weiter nach Norden und der Saldanhabay fortſetzte. Da
auch dies Land allenthalben niedrig, ſandig und arm an
Waſſer iſt, hat dieſe Voͤlkerſchaft ebenfalls immer nur
aus einer kleinen Anzahl beſtanden, und ſich von der
Viehzucht genaͤhrt.
Die weiter nach Norden wohnenden und von vor-
mahls zahlreichen Staͤmmen herkommenden Hottentotten,
hatte ich auf dieſer Reiſe keine Gelegenheit zu beſuchen,
indem ſich dieſelbe mehr oſtwaͤrts nach den Gebirgen, und
den jenſeit dieſer liegenden Laͤndern richtete. Von den
Einwohnern der Gegenden aber, wohin ich kam, ließ ich
mir doch von den an ſie graͤnzenden Hottentottiſchen Voͤl-
kern, die ich in Zukunft ſelbſt kennen zu lernen hoffte,
genaue Nachricht mittheilen. Hiedurch erfuhr ich, daß
an der Seeſeite und um die Helenen-Bay die Odiquas,
welche ebenfalls ein flaches, mageres und ſandiges Land
bewohnen, zunaͤchſt an die Suſſaquas ſtoßen. Ihre
Nachbaren hinwiederum ſind die Chirigriquas, ein zahlrei-
cheres und wohlhabenderes Volk, das ein gutes und
grasreiches Land, welches der große Elefantenfluß (Oli-
fants-Rivier) durchwaͤſſert, bewohnt. An dieſe Chi-
rigriquas graͤnzen zwey große und ſehr bekannte Voͤlker-
ſchaften, die kleinen Namaquas, welche der Kuͤſte am
naͤchſten, und die großen Namaquas, die weiter vom
Meere ab wohnen.
Denjenigen Hottentottiſchen Voͤlkern, welche in ehe-
mahligen Zeiten die Einwohner der oͤſtlichen Diſtrikte
oder der Kaffernkuͤſte geweſen ſind, beſuchte ich auf dieſer
Reiſe faſt alle. Wenn man die ſogenannten Hottentot-
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/301>, abgerufen am 27.11.2024.
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