eine lederne Mütze, und schmücken sich mit eisernen oder kupfernen Ringen um die Arme, mit Schnüren glä- serner Korallen um den Leib, und mit ledernen Rin- gen um die Beine. Die Hütten, worin sie wohnen, sind niedrig und klein, und rund, ungefähr wie ein Heuhaufe. Sie sitzen allezeit kauernd, (hockend oder in der Huke), sind geschmeidig und leicht, aber fast alle sehr faul. Hausgeräth haben sie fast gar nicht, und was sie haben, ist höchst elend. Schildkröten- schalen sind ihre Trinkschalen. Das Wasser bewah- ren sie in Därmen, und die Milch in Körben und Schläuchen von Bockshaut auf. Ihre Bedürfnisse sind zwar sehr geringe; aber doch ist ihre Armuth überall sichtbar.
Es ist etwas sehr seltenes, bey einem Hottentotten irgend einen beschädigten Theil des Körpers zu sehen, und noch seltner trifft man gebrechliche, oder Leute mit lahmen Gliedern unter ihnen an. Weil sie nicht nur sehr sparsam und mäßig leben, sondern auch alle Spei- sen ohne Salz und ohne Gewürz essen, so sind sie ge- wöhnlich sehr wenig Krankheiten, Gebrechen oder Un- päßlichkeiten ausgesetzt. Bisweilen grassiren wohl Rheu- matismen und Fieber unter ihnen; diese sind aber nur Folgen der Veränderung der Witterung, beynahe der einzigen Ursache, woraus Krankheiten bey ihnen entste- hen. Und doch sind jene Krankheiten bey den in ihrer Freyheit lebenden Hottentotten viel seltener, als bey denen, welche sich bey den Holländischen Kolonisten in Dienst begeben haben.
Von den Negern merke ich hier gelegentlich noch an, daß, wenn sie an irgend einer Stelle des Körpers eine Wunde bekommen, und dieselbe geheilt wird, die
Noch einige Nachrichten v. den Hottentotten.
eine lederne Muͤtze, und ſchmuͤcken ſich mit eiſernen oder kupfernen Ringen um die Arme, mit Schnuͤren glaͤ- ſerner Korallen um den Leib, und mit ledernen Rin- gen um die Beine. Die Huͤtten, worin ſie wohnen, ſind niedrig und klein, und rund, ungefaͤhr wie ein Heuhaufe. Sie ſitzen allezeit kauernd, (hockend oder in der Huke), ſind geſchmeidig und leicht, aber faſt alle ſehr faul. Hausgeraͤth haben ſie faſt gar nicht, und was ſie haben, iſt hoͤchſt elend. Schildkroͤten- ſchalen ſind ihre Trinkſchalen. Das Waſſer bewah- ren ſie in Daͤrmen, und die Milch in Koͤrben und Schlaͤuchen von Bockshaut auf. Ihre Beduͤrfniſſe ſind zwar ſehr geringe; aber doch iſt ihre Armuth uͤberall ſichtbar.
Es iſt etwas ſehr ſeltenes, bey einem Hottentotten irgend einen beſchaͤdigten Theil des Koͤrpers zu ſehen, und noch ſeltner trifft man gebrechliche, oder Leute mit lahmen Gliedern unter ihnen an. Weil ſie nicht nur ſehr ſparſam und maͤßig leben, ſondern auch alle Spei- ſen ohne Salz und ohne Gewuͤrz eſſen, ſo ſind ſie ge- woͤhnlich ſehr wenig Krankheiten, Gebrechen oder Un- paͤßlichkeiten ausgeſetzt. Bisweilen graſſiren wohl Rheu- matiſmen und Fieber unter ihnen; dieſe ſind aber nur Folgen der Veraͤnderung der Witterung, beynahe der einzigen Urſache, woraus Krankheiten bey ihnen entſte- hen. Und doch ſind jene Krankheiten bey den in ihrer Freyheit lebenden Hottentotten viel ſeltener, als bey denen, welche ſich bey den Hollaͤndiſchen Koloniſten in Dienſt begeben haben.
Von den Negern merke ich hier gelegentlich noch an, daß, wenn ſie an irgend einer Stelle des Koͤrpers eine Wunde bekommen, und dieſelbe geheilt wird, die
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Noch einige Nachrichten v. den Hottentotten.
eine lederne Muͤtze, und ſchmuͤcken ſich mit eiſernen oder
kupfernen Ringen um die Arme, mit Schnuͤren glaͤ-
ſerner Korallen um den Leib, und mit ledernen Rin-
gen um die Beine. Die Huͤtten, worin ſie wohnen,
ſind niedrig und klein, und rund, ungefaͤhr wie ein
Heuhaufe. Sie ſitzen allezeit kauernd, (hockend oder
in der Huke), ſind geſchmeidig und leicht, aber faſt
alle ſehr faul. Hausgeraͤth haben ſie faſt gar nicht,
und was ſie haben, iſt hoͤchſt elend. Schildkroͤten-
ſchalen ſind ihre Trinkſchalen. Das Waſſer bewah-
ren ſie in Daͤrmen, und die Milch in Koͤrben und
Schlaͤuchen von Bockshaut auf. Ihre Beduͤrfniſſe
ſind zwar ſehr geringe; aber doch iſt ihre Armuth
uͤberall ſichtbar.
Es iſt etwas ſehr ſeltenes, bey einem Hottentotten
irgend einen beſchaͤdigten Theil des Koͤrpers zu ſehen,
und noch ſeltner trifft man gebrechliche, oder Leute mit
lahmen Gliedern unter ihnen an. Weil ſie nicht nur
ſehr ſparſam und maͤßig leben, ſondern auch alle Spei-
ſen ohne Salz und ohne Gewuͤrz eſſen, ſo ſind ſie ge-
woͤhnlich ſehr wenig Krankheiten, Gebrechen oder Un-
paͤßlichkeiten ausgeſetzt. Bisweilen graſſiren wohl Rheu-
matiſmen und Fieber unter ihnen; dieſe ſind aber nur
Folgen der Veraͤnderung der Witterung, beynahe der
einzigen Urſache, woraus Krankheiten bey ihnen entſte-
hen. Und doch ſind jene Krankheiten bey den in ihrer
Freyheit lebenden Hottentotten viel ſeltener, als bey
denen, welche ſich bey den Hollaͤndiſchen Koloniſten in
Dienſt begeben haben.
Von den Negern merke ich hier gelegentlich noch
an, daß, wenn ſie an irgend einer Stelle des Koͤrpers
eine Wunde bekommen, und dieſelbe geheilt wird, die
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/305>, abgerufen am 26.06.2024.
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