dachten Besucher (Holländisch Kruyd-Leesers) sind Bediente der Compagnie vom untersten Range, de- ren zwey auf die Zeit, da die Schiffe im Texel vor Anker liegen, in jedes einquartiert werden. Sie müssen alsdann auf alles, was an Bord gebracht wird, Acht geben, und die ganze Haushaltung be- sorgen. Von ihnen wird daher alles angeschafft und besorgt, was täglich verzehrt und gebraucht wird, so lange bis das Schiff unter Segel geht und mit gutem Winde auslaufen kann. Deswegen haben sie auch, um die Anzahl der Officiere und der Mannschaft zu wissen, während dieser Zeit die Mu- sterrolle in Händen. Gewöhnlich sind sie eigennützi- ge Leute, und mehr darauf bedacht, sich bewirthen und bestechen zu lassen, oder Butter und Käse zu verkaufen, als ihre Geschäffte gehörig in Acht zu nehmen.
Schon im vorigen Jahre hatte ich ansehnliche Schulden gemacht. Auch jetzt war kein andrer Aus- weg für mich, als dieselben noch weiter zu ver- mehren, besonders wenn ich im Stande seyn woll- te, eine abermahlige kostbare Reise ins Innere des Landes vorzunehmen, um nicht als ein müßiger Zuschauer mich zu Cap aufhalten zu dürfen. Ich wandte mich daher wiederum an den Herrn Poli- zey-Secretair Bergh, der nicht nur bisher so gü- tig gewesen war, mich von seinem Gelde Gebrauch machen zu lassen, sondern auch jetzt aufs neue mich so großmüthig unterstützte, daß ich meine zweyte Reise mit Nutzen antreten konnte.
Meine Equipage war diesmahl in den mei- sten Stücken eben dieselbe, als auf der vorigen
Vierte Abtheilung. Neunter Abſchnitt.
dachten Beſucher (Hollaͤndiſch Kruyd-Leeſers) ſind Bediente der Compagnie vom unterſten Range, de- ren zwey auf die Zeit, da die Schiffe im Texel vor Anker liegen, in jedes einquartiert werden. Sie muͤſſen alsdann auf alles, was an Bord gebracht wird, Acht geben, und die ganze Haushaltung be- ſorgen. Von ihnen wird daher alles angeſchafft und beſorgt, was taͤglich verzehrt und gebraucht wird, ſo lange bis das Schiff unter Segel geht und mit gutem Winde auslaufen kann. Deswegen haben ſie auch, um die Anzahl der Officiere und der Mannſchaft zu wiſſen, waͤhrend dieſer Zeit die Mu- ſterrolle in Haͤnden. Gewoͤhnlich ſind ſie eigennuͤtzi- ge Leute, und mehr darauf bedacht, ſich bewirthen und beſtechen zu laſſen, oder Butter und Kaͤſe zu verkaufen, als ihre Geſchaͤffte gehoͤrig in Acht zu nehmen.
Schon im vorigen Jahre hatte ich anſehnliche Schulden gemacht. Auch jetzt war kein andrer Aus- weg fuͤr mich, als dieſelben noch weiter zu ver- mehren, beſonders wenn ich im Stande ſeyn woll- te, eine abermahlige koſtbare Reiſe ins Innere des Landes vorzunehmen, um nicht als ein muͤßiger Zuſchauer mich zu Cap aufhalten zu duͤrfen. Ich wandte mich daher wiederum an den Herrn Poli- zey-Secretair Bergh, der nicht nur bisher ſo guͤ- tig geweſen war, mich von ſeinem Gelde Gebrauch machen zu laſſen, ſondern auch jetzt aufs neue mich ſo großmuͤthig unterſtuͤtzte, daß ich meine zweyte Reiſe mit Nutzen antreten konnte.
Meine Equipage war diesmahl in den mei- ſten Stuͤcken eben dieſelbe, als auf der vorigen
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Vierte Abtheilung. Neunter Abſchnitt.
dachten Beſucher (Hollaͤndiſch Kruyd-Leeſers) ſind
Bediente der Compagnie vom unterſten Range, de-
ren zwey auf die Zeit, da die Schiffe im Texel
vor Anker liegen, in jedes einquartiert werden. Sie
muͤſſen alsdann auf alles, was an Bord gebracht
wird, Acht geben, und die ganze Haushaltung be-
ſorgen. Von ihnen wird daher alles angeſchafft und
beſorgt, was taͤglich verzehrt und gebraucht wird,
ſo lange bis das Schiff unter Segel geht und mit
gutem Winde auslaufen kann. Deswegen haben
ſie auch, um die Anzahl der Officiere und der
Mannſchaft zu wiſſen, waͤhrend dieſer Zeit die Mu-
ſterrolle in Haͤnden. Gewoͤhnlich ſind ſie eigennuͤtzi-
ge Leute, und mehr darauf bedacht, ſich bewirthen
und beſtechen zu laſſen, oder Butter und Kaͤſe zu
verkaufen, als ihre Geſchaͤffte gehoͤrig in Acht zu
nehmen.
Schon im vorigen Jahre hatte ich anſehnliche
Schulden gemacht. Auch jetzt war kein andrer Aus-
weg fuͤr mich, als dieſelben noch weiter zu ver-
mehren, beſonders wenn ich im Stande ſeyn woll-
te, eine abermahlige koſtbare Reiſe ins Innere des
Landes vorzunehmen, um nicht als ein muͤßiger
Zuſchauer mich zu Cap aufhalten zu duͤrfen. Ich
wandte mich daher wiederum an den Herrn Poli-
zey-Secretair Bergh, der nicht nur bisher ſo guͤ-
tig geweſen war, mich von ſeinem Gelde Gebrauch
machen zu laſſen, ſondern auch jetzt aufs neue mich
ſo großmuͤthig unterſtuͤtzte, daß ich meine zweyte
Reiſe mit Nutzen antreten konnte.
Meine Equipage war diesmahl in den mei-
ſten Stuͤcken eben dieſelbe, als auf der vorigen
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/318>, abgerufen am 16.06.2024.
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