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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Reise von Cap nach Zwellendam.
entweder in Fallen oder in Gruben. Zuerst gräbt man
eine Grube vor ihnen, und hernach hinter ihnen; man stopft
auch wohl die Oeffnung hinter ihnen zu, und gräbt ih-
nen hernach von vorn entgegen. -- Hier fand ich auch
eine kleine Kohlenbrennerey. In diesem an Holz so ar-
men Lande brennt man sonst fast gar keine Kohlen, son-
dern bekommt die zum Gebrauche der Schmiede nöthi-
gen Kohlen größtentheils aus Europa. Bey dem Bren-
nen verfährt man so: das Holz wird wie gewöhnlich auf
das eine Ende gesetzt, doch so, daß die dünneren Stücke
zwischen die größeren gesetzt werden. Um diesen Holz-
haufen setzt man hernach Schilf und Binsen, und um
diese herum auswendig legt man Torf. In die Mitte
und nach außen setzt man getheertes Holz, womit der
Meiler angezündet wird. Sobald dieser in Brand ge-
steckt ist, deckt man die alleroberste Oeffnung mit Torf
wohl zu. Um den Fuß des Meilers läßt man verschiedne
Zuglöcher, die man, wenn das Feuer anfängt auszu-
brechen, nach und nach zustopft, und darauf die Sei-
ten umher allmählig ganz zudeckt. Nach einigen Tagen
ist alles zu Kohlen gebrannt; alsdann öffnet man den
Meiler, und löscht das etwa noch vorhandne Feuer mit
Wasser sorgfältig aus. Der ganze Kohlenmeiler ist in-
dessen nicht größer, als ein Heuhaufe. -- Die Hot-
tentotten sammeln hier Bucku oder Diosma (Diosma):
sie dörren es erst im Schatten und hernach über dem
Feuer, ehe sie es pulverisiren.

Nicht weit vom Ufer ist eine hier zu Lande soge-
nannte Salzpfanne. Ich besah sie; sie stand jetzt voll
Wasser. Salzpfannen nennt man hier große Plätze,
wo sich salziges Wasser sammelt, das nach der Zeit des
Winterregens allmählig ausdunstet, und auf dem Bo-
den Salz zurückläßt, welches der Landmann hohlt und

Reiſe von Cap nach Zwellendam.
entweder in Fallen oder in Gruben. Zuerſt graͤbt man
eine Grube vor ihnen, und hernach hinter ihnen; man ſtopft
auch wohl die Oeffnung hinter ihnen zu, und graͤbt ih-
nen hernach von vorn entgegen. — Hier fand ich auch
eine kleine Kohlenbrennerey. In dieſem an Holz ſo ar-
men Lande brennt man ſonſt faſt gar keine Kohlen, ſon-
dern bekommt die zum Gebrauche der Schmiede noͤthi-
gen Kohlen groͤßtentheils aus Europa. Bey dem Bren-
nen verfaͤhrt man ſo: das Holz wird wie gewoͤhnlich auf
das eine Ende geſetzt, doch ſo, daß die duͤnneren Stuͤcke
zwiſchen die groͤßeren geſetzt werden. Um dieſen Holz-
haufen ſetzt man hernach Schilf und Binſen, und um
dieſe herum auswendig legt man Torf. In die Mitte
und nach außen ſetzt man getheertes Holz, womit der
Meiler angezuͤndet wird. Sobald dieſer in Brand ge-
ſteckt iſt, deckt man die alleroberſte Oeffnung mit Torf
wohl zu. Um den Fuß des Meilers laͤßt man verſchiedne
Zugloͤcher, die man, wenn das Feuer anfaͤngt auszu-
brechen, nach und nach zuſtopft, und darauf die Sei-
ten umher allmaͤhlig ganz zudeckt. Nach einigen Tagen
iſt alles zu Kohlen gebrannt; alsdann oͤffnet man den
Meiler, und loͤſcht das etwa noch vorhandne Feuer mit
Waſſer ſorgfaͤltig aus. Der ganze Kohlenmeiler iſt in-
deſſen nicht groͤßer, als ein Heuhaufe. — Die Hot-
tentotten ſammeln hier Bucku oder Dioſma (Dioſma):
ſie doͤrren es erſt im Schatten und hernach uͤber dem
Feuer, ehe ſie es pulveriſiren.

Nicht weit vom Ufer iſt eine hier zu Lande ſoge-
nannte Salzpfanne. Ich beſah ſie; ſie ſtand jetzt voll
Waſſer. Salzpfannen nennt man hier große Plaͤtze,
wo ſich ſalziges Waſſer ſammelt, das nach der Zeit des
Winterregens allmaͤhlig ausdunſtet, und auf dem Bo-
den Salz zuruͤcklaͤßt, welches der Landmann hohlt und

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[5/0343] Reiſe von Cap nach Zwellendam. entweder in Fallen oder in Gruben. Zuerſt graͤbt man eine Grube vor ihnen, und hernach hinter ihnen; man ſtopft auch wohl die Oeffnung hinter ihnen zu, und graͤbt ih- nen hernach von vorn entgegen. — Hier fand ich auch eine kleine Kohlenbrennerey. In dieſem an Holz ſo ar- men Lande brennt man ſonſt faſt gar keine Kohlen, ſon- dern bekommt die zum Gebrauche der Schmiede noͤthi- gen Kohlen groͤßtentheils aus Europa. Bey dem Bren- nen verfaͤhrt man ſo: das Holz wird wie gewoͤhnlich auf das eine Ende geſetzt, doch ſo, daß die duͤnneren Stuͤcke zwiſchen die groͤßeren geſetzt werden. Um dieſen Holz- haufen ſetzt man hernach Schilf und Binſen, und um dieſe herum auswendig legt man Torf. In die Mitte und nach außen ſetzt man getheertes Holz, womit der Meiler angezuͤndet wird. Sobald dieſer in Brand ge- ſteckt iſt, deckt man die alleroberſte Oeffnung mit Torf wohl zu. Um den Fuß des Meilers laͤßt man verſchiedne Zugloͤcher, die man, wenn das Feuer anfaͤngt auszu- brechen, nach und nach zuſtopft, und darauf die Sei- ten umher allmaͤhlig ganz zudeckt. Nach einigen Tagen iſt alles zu Kohlen gebrannt; alsdann oͤffnet man den Meiler, und loͤſcht das etwa noch vorhandne Feuer mit Waſſer ſorgfaͤltig aus. Der ganze Kohlenmeiler iſt in- deſſen nicht groͤßer, als ein Heuhaufe. — Die Hot- tentotten ſammeln hier Bucku oder Dioſma (Dioſma): ſie doͤrren es erſt im Schatten und hernach uͤber dem Feuer, ehe ſie es pulveriſiren. Nicht weit vom Ufer iſt eine hier zu Lande ſoge- nannte Salzpfanne. Ich beſah ſie; ſie ſtand jetzt voll Waſſer. Salzpfannen nennt man hier große Plaͤtze, wo ſich ſalziges Waſſer ſammelt, das nach der Zeit des Winterregens allmaͤhlig ausdunſtet, und auf dem Bo- den Salz zuruͤcklaͤßt, welches der Landmann hohlt und

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/343>, abgerufen am 16.06.2024.